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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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ließ, ertönte ein
scharfer Ruf, und die Kinder stoben davon.
    „Komm jetzt, Inglewing. Das ist nicht gerade ein
angenehmes Pflaster, und ich steh schon eine ganze Weile hier. Die planen
vermutlich schon, wie sie uns am besten ausrauben.“ Er deutete mit dem Kopf zu
den Gestalten hin, die in der Unterführung zusammenstanden.
    Jetzt erst sah Dorian, wie weit sich die Pilgertents
dort hinten ausgebreitet hatten. Von dem felsdurchsetzten Grasstreifen neben
dem Küstenweg war nichts mehr zu sehen, weil jeder Handbreit Boden mit Wagen
und Karren, Zelten und Verschlägen zugestellt war.
    „Sind das alles Pilger?“, fragte er einigermaßen
fassungslos.
    „Blödsinn!“ McGill setzte sich in Bewegung und zog ihn
entschlossen mit sich. „Du kriegst noch genug von denen zu sehen unterwegs!
Glaub mir, die sind überall.“
    „Das sieht ja aus wie in Skilwing! Kommen denn immer noch
so viele Flüchtlinge? Ich dachte, der Ansturm müsste allmählich abebben, jetzt,
wo der Tosu doch –“
    McGill warf ihm von der Seite einen halb spöttischen,
halb mitleidigen Blick zu. „Du hast die Zeitungen wirklich nicht gelesen, was,
Inglewing? Mach dich auf ein paar Überraschungen gefasst. Was hast du übrigens
mit, da in deinem Beutel? Das Modell?“
    „Ja. Lässt sich doch leichter erklären, wenn man es
vor Augen hat. Ich hab übrigens auch eine Überraschung –“
    „Oh nein! Nein, sag nicht, dass du schon wieder was geändert
hast und die ganze Sache noch länger dauert!“, stöhnte McGill. Es klang
komisch, aber die Sorge in seinen Augen war echt. „Bitte, Inglewing! Sag, dass
du das Antriebswerk nicht noch mal auseinandergenommen hast!“
    „Hab ich nicht. Nein, aber das wird dir gefallen, denn
– Mann, was ist denn hier bloß los?“
    Wo der Küstenweg auf die Südstraße traf und die
Klippen in einem Hang zum Küstenweg hinunter ausliefen, war ebenfalls ein Lager
entstanden. Hinter den Häuschen von Östred drängte es heran. Überall, wo Platz
war, hatten sich Menschen mit ihrem armseligen Hab und Gut breitgemacht, kleine
Zelte aufgeschlagen, notdürftige Verschläge aus Holzbrettern und Decken
errichtet, die kaum Schutz vor dem Wetter bieten konnten. Es hatte was von
Krai, aber ohne dessen selbstbewusste, bunte Fröhlichkeit.
    „Unglaublich, was?“
    „Und Molintekilsi lässt die alle rein?“, fragte er.
Molintekilsi war der Stadtherr der Freien Stadt Ligissila.
    McGill nickte düster. „Er kann den Pilgern den Besuch
beim Kumatinli nicht verweigern. Die Pilger haben wir ja jedes Jahr zum
Pantaguri hier – aber normalerweise füllen die gerade mal das Blaue Haus und
vielleicht noch ein Stück Wiese da an der Klippe! Dieses Jahr … na, du siehst
es ja selbst. Klar, dass die meisten gar keine Pilger sind, sondern Flüchtlinge
–“
    „Aber wovor hauen die denn immer noch ab?!“
    „Norbrant ist tot –“
    „ Das zumindest hab ich auch mitgekriegt. Eddie
Amakurrin hatte Trauer geflaggt, als er letzte Woche die Vorräte brachte“,
fügte er erklärend hinzu. „Ich hab ihn gefragt. Bei uns weht seitdem auch ’ne
schwarze Fahne. Die Arbeiter haben sich das richtig zu Herzen genommen.“ Ihn
hatte der Tod des Bretvaldan nicht sonderlich berührt. In den letzten Tagen war
er ganz mit der Suche nach einer Lösung für sein Treibstoffproblem beschäftigt
gewesen. Aber jetzt fiel ihm etwas ein. „Soll das heißen, die Leute sind
deshalb in Panik? Weil der Tod des Königs auch in dieser idiotischen Liste
aufgeführt wird?“
    McGill zog ein seltsames Gesicht. „Könnte man ihnen
nicht verdenken, oder? Da treffen ein paar Dinge schon sehr merkwürdig
zusammen!“
    Sie bogen auf die Südstraße ab, die hier ihren
höchsten Punkt erreichte. Vom Ende des Traskepads unten in der Ebene führte sie
herauf, schlängelte sich zwischen den Klippen hindurch und hinauf zur
Südbrücke, bevor sie auf den Küstenweg traf. Wer von Östred aus in die Stadt
wollte, musste die Südbrücke nehmen, die den Markt von Östred in zehn Metern
Höhe überspannte. Früher war das eine Zugbrücke gewesen, jetzt ruhte sie auf
steinernen Pfeilern. Mit Pferd oder Wagen kam man nur über die Nordbrücke
drüben in Skilwing hinein.
    Die verdammten Schuhe waren nicht für steinige Wege
wie diesen gemacht. Und er beneidete McGill allmählich um dessen schweren
Mantel. Als die Brücke in Sicht kam, wollte er gerade erleichtert aufatmen.
Aber –
    „Oh sikka !“, entfuhr es ihm stattdessen.
    McGill folgte seinem Blick mit einem zynischen

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