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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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gestopft?! Eine schnelle Inspektion ergab, dass
dem tatsächlich so war. Auch die Schnallenschuhe fanden sich dort, direkt unter
seinem guten Hemd mit dem dunklen Soßenfleck auf einer der Rüschenmanschetten.
Mann. Er brauchte wirklich einen Diener, der sich um so was kümmerte. Nur das
taubengraue Halstuch blieb verschwunden. Egal. Dann musste es eben doch das
alte fliederfarbene sein. Er packte den ganzen Krempel in den Wäschesack und
war in Gedanken schon wieder beim Atem der Bo-Grasta und seiner Idee, die er
Hendinen morgen vortragen wollte. Im letzten Moment zog er die Schuhe wieder
aus dem Sack. Dann machte er sich auf den Weg zur Halle.
     
    2.
    Die Sonne war hinter den Klippen von Östred
verschwunden, als Dorian von Tom Amakurrins Boot auf den langen Holzsteg
hinübersprang. Er schulterte seinen Rucksack, stellte zufrieden fest, wie
leicht er war, trotz des kompletten Flugschiff-Modells, das er darin trug,
bedankte sich bei Amakurrin und ging pfeifend dem Hafen entgegen. So gut hatte
er sich seit langem nicht mehr gefühlt – und das, obwohl er die nächsten
Stunden in Anzug und Schnallenschuhen durchstehen musste und der eisige Wind
ihn jetzt schon frösteln ließ.
    Drei, vier Kähne waren am Steg vertäut. Unter ihm
schwappte und gluckste das Wasser mit hallenden Geräuschen. Es war Ebbe, bei
Flut spülte es auch schon mal über den Steg hinweg. Der altersschwache
Frachter, mit dem einer der Amakurrin-Brüder täglich eine Ladung Pilger zum
Kumatinli hinüberfuhr, lag noch draußen vor dem heiligen Felsen. Die waren wohl
noch nicht fertig mit Beten und Opfern. Der Frachter – eine ausrangierte und
ziemlich ramponierte alte Kiste der Salz-und-Seide-Handelskompanie – brachte
ihnen auch die sperrigeren Materialien nach Flar, wie zum Beispiel die beiden
Fuhren Tallak-Rohr oder seinen Wagen.
    Salz-und-Seide ,
das erinnerte ihn flüchtig an James und die anderen. Er dachte sonst möglichst
selten an sie. Hatte James nicht bei Salz-und-Seide in Gassapondra nach
einem Schlepper gefragt? Wenn er es je bis Ligissila schaffte, dann wandte er
sich am besten an Tom und Eddie Amakurrin. So viel war klar.
    Auf dem schmalen, steinigen Sandstreifen, auf den der
Holzsteg mündete, hatte die Ebbe ganze Wälle von Nöckmatten zurückgelassen. Ihr
durchdringender, leicht fauliger Geruch hing wie Dunst über der Anlegestelle.
Scharen von Leuten stiegen in dem grünen Gewirr umher und sammelten Krebse,
Muscheln, kleine Garnelen und Fische aus den Tangmatten. Längst nicht alle
hatten die Doppelkörbe geschultert, die die Einheimischen für diese Arbeit
nutzten. Da sah man auch Eimer und Säcke und sogar geknotete Tücher. Und auf
den Felsbrocken ringsum hockten die Möwen und schimpften wütend auf die
Futterkonkurrenten.
     Die Nöckmattensammler, von denen viele das Weiß der
Pilger trugen, waren sogar draußen an den zerklüfteten und nicht ungefährlichen
Abbrüchen des Bult Krels unterwegs. Über ihnen, auf verstreuten
Wiesenfleckchen, sah man wie auf Flar die Schafe weiden. Trittsichere Tiere
mussten das sein, da auf all diesen Hängen. Es stürzten wohl auch immer wieder
welche ab, die sich vom sattgrünen Bewuchs zu weit auf den Bult hinaus hatten
verlocken lassen.
    Er ging an Booten vorbei, die auf den Strand
hinaufgezogen waren, Netze lagen zum Trocknen über sie ausgebreitet. Der letzte
Fang des Tages wurde noch entladen und verarbeitet. Er wich den Haufen aus
Fischabfällen aus, wobei ihn einmal beinahe der Schwall aus einem Eimer
erwischte. Leute, die mit Fisch und Nöcklam gefüllte Karren schoben, drängten
sich an ihm vorbei, um über die Rampe hinauf zum Küstenweg zu kommen. Er passte
auf, dass nichts gegen seinen Rucksack knallte. Der war das Wichtigste heute.
Trotzdem fand er Zeit für einen Blick auf die Stadt, die jenseits des Bult in
den verblassenden Himmel ragte. Ihre der See zugewandte Seite fiel nahezu
senkrecht bis zum Bult Krels ab, der aussah wie ein Tentakel, den die Felswand
weit, weit ins Meer vorstreckte. Seine höchste Felsenspitze war schon an die
dreißig Meter hoch. Dann mussten es bis zum Fenner oben auf der Stadt über
hundert Meter sein, überlegte er und legte den Kopf in den Nacken, um
hinaufzusehen.
    In der hereinbrechenden Dämmerung begann Ligissila zu
glitzern. Die Ligissilari hatten im Lauf der Jahrhunderte die Klippe, in die
ihre Stadt gebaut war, immer wieder von jedem Bewuchs und allen Verkrustungen
befreit und dabei geradezu poliert, sodass die Lichter hinter den Fenstern

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