Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
jetzt!“,
keifte Jakobe. „Die Männer wollen ihren Zemmes! Sie müssen gleich zum Markt!
Zum Herumtrödeln ist keine Zeit!“
„Die Männer können mich mal“, gab Pix zurück, aber ein
bisschen leiser. Es waren genug von ihnen in Hörweite.
„Ach, wir sind auch mit Kaffee zufrieden!“, sagte Firn
mit scheinheiliger Friedfertigkeit. Er saß schon am Feuer und kurbelte die
Kaffeemühle. James hatte ihn noch nie irgendwas fürs Essen tun sehen. Aber hier
ging es um die nächste Runde des Kaffeekrieges. Man hätte es auch die
Makave-Meuterei nennen können. Es bescherte ihnen erstaunlich guten Kaffee und
trieb als unterhaltsamen Nebeneffekt Jakobe in den Wahnsinn. James fand, dass
die anderthalb Kelvernen, die ihn das gekostet hatte, gut angelegt waren. Er
setzte sich auf die Stufe vor dem Kalendiowagen und nutzte die Wartezeit, um
die Katrannels um seine Hosenbeine zu binden. Besser, der Chef erwischte einen
nicht ohne die Dinger. Firn trug sie übrigens auf seine eigene Weise: hatte sie
sich wie ein Stirnband umgebunden und am Hinterkopf mit ein paar Haarsträhnen
zu einem Zopf geflochten. Und weil der Chef ein kluger Mann war, ignorierte er
das einfach.
Pix hatte die platschenden Eimer inzwischen neben dem
Kochfeuer abgestellt und kam jetzt zielstrebig auf ihn zu. Ihr bleiches Gesicht
glänzte schweißfeucht in der Morgendämmerung. Das Wasserholen war bestimmt kein
Vergnügen. Konnte ihr aber nur gut tun.
Sie wandte sich mit angewiderter Miene von Jakobe ab,
die die letzten toten Ratten von der Leine pflückte und Richtung Hafen
schickte, und legte dann ohne Einleitung oder Gruß los. „Ich hab da was gehört,
was nützlich sein könnte. Also, hörst du jetzt endlich mal zu?“
„Ich hör dich laut und deutlich.“
„Gestern Abend beim Wasserholen hat eine von diesen
Karuleiru-Leuten mit Marjana gequatscht, du weißt schon, die vom Lederstand.
Die Karuleirus wollen mit einem Schiff weiter nach Norden. Und Marjana meinte,
dass die hier ein verdammt gutes Geschäft mit all den Flüchtlingen machen
würden. Die Salz-und-Seide-Handelskompanie. Hab genau hingehört.“
„Salzund – hä?“ Wenn man die Bänder überkreuz band,
sah das Ganze gleich viel besser aus und –
„ Salz-und-Seide ! Ich glaub, da ging’s um deine Schlepper ,
Mann!“, verdeutlichte Pix ungeduldig. „Diese Kompanie fährt Flüchtlinge weiter
und macht damit das fette Geld, kapierst du es endlich? Das sind die Leute, mit
denen du reden willst!“
„ Pix ! Der Zemmes!“
Pix zischte, wie eine Kröte, auf die man tritt. „Als
wenn die das Zeug nicht mal selbst holen könnte! Ich war schon Wasser holen,
während die ihre Haare gestriegelt hat und was weiß ich noch alles! Die hat
doch ’n Rad ab! Und alles nur, weil sie noch schnell irgendwen finden muss,
der’s ihr besorgt, bevor es zu –“
„Die können dich hören!“
„Mir doch scheißegal!“, murrte Pix, warf aber einen
raschen Blick auf Jakobe. Dann fuhr sie in minimal leiserem Ton fort: „Du hast
doch keine Ahnung, wie das bei uns im Wagen ist! Die reinste Klapsmühle! Und
ich muss dauernd alles machen! Wenn du wüsstest, wie schwer diese verfickten
Wassereimer sind! Und dann schwappt die Hälfte wieder raus, bis man hier ist!
Und von euch rührt natürlich keiner einen Finger, kein Mann hier! Boah, ich
hasse das alles! Wie die einen anglotzen, die sind doch alle dauergeil, weil
die sonst nix zu tun haben –“
„Pix! Der Zemmes ! Jetzt sofort!“
„So gesehen hätte die alte Schachtel hier jede Menge
Chancen, nicht nur bei dem ranzigen Sack mit der Laute, aber die sucht wohl was
Dauerhaftes, Ehrenhaftes – was weiß ich. Verdammt, hast du es bald mal mit
diesen Bändeln?! Willst du noch Muster reinknoten oder was? Hast du mir
eigentlich zugehört?!“
„Ich warte seit Minuten, dass du zum Thema
zurückkehrst. Also, was war das eben mit dieser Handelskompanie?“
„Die bringen Flüchtlinge für viel Kohle nach Norden.
Denk dir selbst was dazu! Die Salz-und-Seide-Handelskompanie. Soll irgendwo am
Hafen sein. Ist das bei dir angekommen?“
„Ist es. Gut, dass du das gehört hast!“ Manchmal war
Pix richtig nützlich, egal, wie sehr sie einen nervte. Diese Kompanie musste er
sich so bald wie möglich näher ansehen. „Anstehen beim Brunnen ist also keine Zeitverschwendung!“
Die Bemerkung konnte er sich dann doch nicht verkneifen.
„Ja, Mann. Mach’s doch selbst!“ Sie drehte sich um und
wollte gehen, aber da gab es noch was, das er loswerden
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