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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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nach bratendem Fleisch, Müll und
Scheiße, zwischen Wagenrädern und Eselsbeinen spielten Kinder Verstecken,
überall trieben sich magere Hunde herum, und in jeder Felsnische wurde gehandelt.McGill, der die Arbeiter hier rekrutiert hatte,
hatte erzählt, dass die Leute buchstäblich alles verkauften, sich selbst und
ihre Frauen und Kinder eingeschlossen. Jeder brauchte Essen und Geld, um die
Überfahrt bezahlen zu können. Man konnte es vom Sehen her nicht mit Gewissheit
sagen, aber er war sicher, dass die Pelektá in diesen Tents unverfroren und
vollkommen ungehindert mitmischte. Hier ging es ähnlich zu wie abends auf der
Upper Tinks in Parrot’s Fork, nur verzweifelter. Auch während man auf ein Schiff
wartete, musste man irgendwie leben, und die Ärmsten tauschten bereits Schmuck
und Wertgegenstände gegen Schaffleisch und Gerste, gegen Milch, Baumaterial und
warme Decken. Natürlich wechselte auch jede Menge Rakuutsp, billiger Quin,
Tabak und anderes Zeug den Besitzer. Er hatte die Rakuutsp-Raucher unter den
Felshängen beim Bult schon gesehen.
    Und Kate saß irgendwo in einem Gaubel fest und wollte
nicht mehr hinaus –
    Custodians waren auch hier unterwegs, und er musste an
McGills Worte denken, dass de Braose immer plötzlich irgendwo auftauchte –
    So oder so war es nicht angeraten, hier länger
stehenzubleiben oder allzu genau hinzusehen, das wurde ihm klar, als er die
misstrauischen Blicke bemerkte. Die Leute riefen und fluchten hinter den
Custodians her, kaum dass sie vorbei waren. Valdannen waren hier nicht gern
gesehen, so viel war klar, und seine Haarfarbe brandmarkte ihn überdeutlich.
Als wenn er scharf drauf gewesen wäre, sich hier aufzuhalten! Er hatte richtige
Angst davor, bekannte Gesichter zu entdecken. Leute aus Halmyre vielleicht,
oder eins von den Kindern, die im Delta so oft ein Stück in seinem Wagen
mitgefahren waren. Oder Damis, der vielleicht doch noch mit Mann und Maus nach
Norden geflüchtet war, während irgendein Scheiß-Valdanne sein wundervolles
Krabbenrestaurant samt Weinanbau daheim in Brekenzoil übernommen hatte. Das
Schlimmste aber wäre gewesen, Gabriel Gur hier zu entdecken. Er konnte sich den
distinguierten Schneider beim besten Willen nicht in so einem
Flüchtlingsunterschlupf vorstellen … aber hatte nicht gerade Rhondaport etwas
von der Tosu-Asche abbekommen? Er hätte sich darum kümmern müssen, wie es dem
Onkel seines besten Freundes ergangen war! Der noch dazu für viele Jahre so
etwas wie ein Ersatzvater für ihn gewesen war!
    Kate, verletzt, vergiftet.
    Wer hatte das getan? War sie endlich doch an den
Falschen geraten? An einen, dem ein paar blaue Flecken nicht genug waren? Oh sikka –
    Kate hatte nichts mehr verloren in seinem Leben. Sie
brachte Unglück, das hatte er immer gewusst! Von Anfang an! Sie hatte gewählt,
und sie hatte den falschen Weg gewählt, und das war ihre Sache. Immerhin hatte
sie ja so viel Glück gehabt, von diesem Harfner gefunden zu werden. Sie war
wieder gesund. Man kümmerte sich um sie! Niemand brauchte ihn in dieser
Angelegenheit!
    Da stand er mitten auf dem Küstenweg und raufte sich
die Haare.
    Geschah ihr doch Recht, kashadiu ! Was sollte
das überhaupt heißen, dass sie nicht mehr aus diesem Gaubel rauswollte?! Kate
wollte immer weiter! Das war ja gerade die Wurzel des Übels!
    Nach James konnte er heute einfach nicht mehr Ausschau
halten. Er nahm doch gar nicht wahr, was er sah. Er hatte einen harten
Arbeitstag hinter sich, war müde, ausgehungert, durchgefroren. Und
Halsschmerzen hatte er auch, und seine Haare waren immer noch nass und es
schneite jetzt stärker –
    „Nach Östred!“, murmelte er. „Eine Flasche Grals. Und
dann ins Badehaus. Und fertig. Morgen seh ich das alles in der richtigen
Perspektive!“
    Durch den Tent war er schon fast wieder auf die Höhe
des Buckels zwischen Skilwing und Östred gekommen. Zwei Custodians kamen ihm
entgegen. Sie sahen gelangweilt aus.
    „Die klauen nachts Schafe vom Bult, glaub’s mir!“,
sagte der eine gerade.
    Die Antwort des anderen ging in einem schrillen
Kreischen unter, das plötzlich zwischen den Wagen losbrach. Ein Graix-Wort,
eine ziemlich vulgäre Bezeichnung für Rothaarige. Ein Spottname, mit dem er
sozusagen aufgewachsen war. Auch die Custodians sahen auf.
    Als das Wort ein weiteres Mal durchdringend geschrien
wurde, drehte er sich um. Es kam von einem kleinen Jungen, kaum alt genug für
die Dorfschule … der stand neben einem Karren und brüllte ihm hinterher.

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