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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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und er sekundenlang nichts anderes tun konnten als
dastehen und hoffen, dass es aufhörte. Aber es hörte nicht auf. Die Frau schlug
nach dem Kind, bis es erneut stolperte, und dann änderte sich insofern etwas,
als nun wieder Wörter erkennbar wurden in dem Gebrüll.
    „Nimm mich mit!“, schrie er. „Will zu Carmino! Bring
mich weg!“
    „Jetzt hau endlich ab, Ska!“, schrie die Frau und
versuchte, Sandrou den Mund zuzuhalten. „Der ist verrückt! Und du hast hier
nichts zu suchen! Geh! Verschwinde!“
    Die erstickten Schreie, das Gezappel des Kindes – das
war mehr, als er ertragen konnte.
    „Ich kauf ihn dir ab“, rief er hastig, bevor er auch
nur darüber nachdenken konnte. „Hast du mich gehört, Onska? Ich kauf dir den
Jungen ab!“
    Ohne ihren Griff um Sandrous Gesicht zu lockern,
musterte ihn die Frau mit zynisch herabgezogenen Mundwinkeln. „Er ist noch
keine sechs Jahre alt, Ska. Zu jung für dich! Was willste mit dem denn machen?“
    „Ich geb dir elf Kelvernen. Dann hast du sogar
verdient.“
    „Zwanzig! Ich füttere ihn seit einer Woche durch! Und
er taugt zu gar nichts außer zum Schreien! Zwanzig Kelvernen!“
    „Fünfzehn!“
    Feilschte er jetzt wirklich um ein Kind , gütige
Larenni?!
    „ Golokrios ! Nimm mich mit! Mit in Wagen !“,
kreischte Sandrou wieder los. Die Feilscherei hatte er mit aufgerissenen Augen
verfolgt.
    So was sollte kein Mensch erleben!, dachte er. Wie man
um seinen Preis streitet! Auf einmal fühlte er wilde Wut in sich hochbrodeln,
Wut, die sich von allem Möglichen nährte – Kate, Flüchtlingstents, Kate,
Gabriel, Kate, Damis … Kate … Wenn er nicht in den nächsten zwanzig
Sekunden von hier wegkam, dann würde er ausrasten.
    „Achtzehn und keinen Chaval weniger!“, verlangte die
Frau mit kaltem Triumph in den Augen. Die hatte ganz genau gesehen, was in ihm
vorging.
    Er kramte seinen Geldring hervor, zahlte die achtzehn
und bekam den Jungen und das Halsband dazu. Dann standen sie auf dem Küstenweg.
Aus dem Geriesel war leichtes Schneetreiben geworden. Sandrou krallte sich mit
zehn Fingernägeln in seinen Unterarm und zerrte ihn weiter – weg, nur weg. Und
ihm wurde klar, dass er heute weder zu der Flasche Grals noch zu den Mädchen im
Badehaus kommen würde.

16. Der weiße Jäger
     
    1.
    Schlammiger Feldweg unter seinen Schuhen. Der Teppich
in der Tür des Chefwagens flappt im Wind, Wind, der auch an allen Türen und
Fensterklappen rüttelt. Die Wagen sind jetzt in Startposition, die meisten
ihrer Bewohner auch. Sitzen auf Kutschböcken, Galiziaks, in Türöffnungen.
Abseits vom Tross nur noch Nella, die an Pix’ Schulter heult. Und etwas weiter
unten am Feldweg Jujuna mit Firn. Carmino verabschiedet sich schon seit zehn
Minuten von den Hunden und Mapoosa. Gut möglich, dass der im letzten Moment
doch noch auf den Galiziak springt und mit denen fährt –
    Zum Abschied ist alles Frieden und Versöhnung. Der
Reihe nach haben sie ihn eben umarmt und ihm auf die Schultern gehauen,
Juniper, John, Stanwell und der Chef, und ganz hastig und verstohlen sogar
Nella, bevor sie sich Pix an den Hals geworfen hat. Nur Haminta, die ist nicht
mal hier herausgekommen.
    Scheiße. Es ist kalt, es sieht nach Regen aus, da
unten ist der gepflasterte Traskepad, heute Morgen ganz leer und still, und
hier oben, zwischen Weidezäunen und Feldern, führt der Weg mit den tiefen
Fahrrinnen hinauf in ein Wäldchen, und da werden sie gleich ihren Blicken
entschwinden, die Wagen der Montagus. Schwer zu glauben.
    Jujuna küsst Firn. Stupst ihn an, Stirn gegen Stirn.
Er will wegsehen, aber irgendwie tut er es doch nicht. Er hat die beiden noch
nie zärtlich miteinander umgehen sehen. Genau genommen hat er sie überhaupt nie
miteinander umgehen sehen. Wo warst du eigentlich, Jujuna, als ihr beschlossen
habt, ihn aus der Truppe zu werfen? Jetzt ist es zu spät. Und übrigens, es
stimmt: Ihr seht aus wie Mutter und Sohn.
    So, Haminta. Die Zeit ist um. Der Chef steht schon da
vorne und fängt an, ungeduldig auszusehen. Genug mit der Verabschiederei. Auch
Jujuna ist jetzt auf dem Weg zu ihrem Wagen. Nella – nein, die weint immer
noch. Und du lässt mich hier stehen. Du kannst doch unmöglich dieser alten Hexe
mehr glauben als mir! Müssen wir wirklich so auseinandergehen, ohne einen
Abschied?
    Verdammt, ist dieser Rucksack schwer. Ein gutes Stück
übrigens, alt, robust, das Leder mit den Jahren geschmeidig und wasserdicht
geworden. Besser als alles, was es im Laden von Weniuk Tent zu

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