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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Ferne,
hellsichtig-träumend –
    Wir standen da und schwiegen und sahen nur hinauf; wie
lange, weiß ich nicht, man verlor das Zeitgefühl. Erst als Turlington neben mir
seinen Kopf an meinem Oberschenkel rieb, kam ich langsam wieder zu mir. So
etwas hatte ich noch nie erlebt, und ich hätte auch nicht in Worte fassen
können, was ich sah. War es so für Persepha, wenn sie – sah ?
    Da trat sie von der Reling zurück. „Ich weiß es
jetzt“, sagte sie ungewohnt schroff und ernst. Ich schrak zusammen, fühlte mich
plötzlich nackt. Ihre Sehergabe, von der Will so offenherzig und sie selbst
überhaupt nie sprach, hatte mir schon oft zu denken gegeben. War es jetzt nach
all den Monaten also doch passiert? Hatte sie etwas von mir gesehen, das besser
unsichtbar blieb? Wusste sie zum Beispiel, was mit Amelia passiert war?
    „Ich komme heute Nacht zu dir“, sagte sie aber nur und
ließ mich allein.
    Das wurde ein unruhiger Tag. Ich machte mir nicht
wirklich Sorgen, dass sie mehr von mir gesehen haben könnte, als ich sie wissen
lassen wollte. Aber ich trieb mich doch rastlos herum, bis es spät abends endlich
an meiner Kabinentür klopfte. Turlington hob nur den Kopf – er wusste längst,
wer seinen Herrn in der Dunkelheit besuchen kam.
    Sie huschte an mir vorbei und kauerte sich mit gesenktem
Kopf auf mein Bett. Da war also doch etwas passiert. Ich setzte mich neben sie,
zog sie an mich. Alles war anders, wenn es dunkel war, die Gegenwart
verschwamm, und was uns trennte, versank. In Dunkelheit und Schweigen mit ihr
stieg manchmal etwas in mir auf, das mehr war als Verlangen, ein Gefühl, das
mich vollkommen ausfüllte und alles in mir zu einem richtigen Ende bringen
wollte – wie der Tod.
    „Ich weiß jetzt, wo sie ist. Diese Helmmaske. Es gibt
sie wirklich. Ich hab sie gesehen“, sagte sie gegen meine Schulter. Sie
zitterte, und ich konnte sie kaum verstehen.
    „Das ist doch gut. Oder nicht? Was hast du denn?“
    Sie hob den Kopf und sah mich endlich an. „Du sitzt
hier ganz ruhig und hörst dir an, dass ich weiß, wo das kostbarste verdammte
Ding der Welt versteckt ist? Interessiert dich das denn gar nicht?“
    „Doch. Doch, schon.“ Nur hatte ich mit einem ganz
anderen Thema gerechnet. Und im Moment fragte ich mich, warum sie so panisch
war. „Es scheint ein Haken an der Sache zu sein.“
    „Wenn ich es Will sage, braucht er dich nicht länger.“
    Darüber, wie unsere Suche enden würde, wenn sie
erfolgreich war, hatte ich auch schon manchmal nachgedacht. Mir war es egal.
Wenn nur Persepha bei mir war. „Du meinst, er wird mich bei Nacht und Nebel
über Bord werfen, um nicht teilen zu müssen?“
    „Nein. So ist er nicht. Er wird so tun, als gäbe er es
auf. Wird dich ganz korrekt ausbezahlen und die Sache dann allein zu Ende
bringen.“
    „Also, dann hauen wir doch einfach ab und holen uns
das Ding, bevor dein Mann es tut!“
    „Das ist nicht komisch! Du verstehst das nicht, Aubrey
–“
    „Dann erklär es mir doch.“
    „Es ist – es ist dein Schatz, verstehst du?
Der, von dem du als Junge geträumt hast!“
    „Du meinst das, was du mir weggenommen hast? Dann war
es also kein Smaragd, sondern Mondbein?“ Ich musste lachen. Allmählich kam es
mir so vor, als steckte sie in einem wirren Albtraum fest. „Heißt das, ich habe
damals von der Zukunft – äh, geträumt? Ich hab also schon geahnt, dass du mir
das Ding irgendwann wegnehmen wirst? Bin ich dann auch ein Seher?“
    „Es ist nicht komisch, Aubrey!“, flüsterte sie und
machte sich von mir los. „Es ist – schrecklich. Und ich hab was Gemeines getan.
Bitte, ich will dir das jetzt erzählen. Danach – bestimmt bist du wütend – ach
was, wütend – weiß gar nicht, wie man das nennen soll, es ist einfach zu –“
    „Persepha! Hör auf damit. Erzähl es mir einfach. Dass
du ein Biest bist, das weiß ich doch schon!“ Ich lächelte sie aufmunternd an,
obwohl mir angesichts ihrer Tränen jetzt doch etwas unbehaglich wurde. Ich hatte
sie noch nie weinen sehen.
    Und dann saß sie geschlagene zehn Minuten da auf meinem
Bett, zusammengekauert, starrte vor sich hin, knetete ihre Hände, rang mit
sich. Es konnte einem Angst machen.
    „Ich fang ganz von vorne an“, flüsterte sie dann. „Vor
einem Jahr ungefähr kam Will eines Tages an und fragte mich, ob ich irgendwas
über die Maske des Cerf wüsste. Das war wieder so ein Einfall von ihm. Ich
hatte noch nie davon gehört, mir ist dieses ganze Sammlerzeugs völlig egal.
Aber er

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