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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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dauernd in den Sinn. In
diesem Schlafsaal zum Beispiel wäre sie ein echter Trost gewesen. Nach dem
Schock mit den Uniformierten hatte mitten in der Nacht auch noch die Frau im
Bett unter ihr versucht, etwas aus ihrem Rucksack zu klauen. Nur weil sie nicht
schlafen konnte, hatte sie ihre Sachen noch! Und als Zugabe vier fette blutige Striemen
auf der Hand, wo diese nach Knoblauch stinkende Schlampe sie gekratzt hatte. Freiwillig
hatte die nämlich nicht aufgegeben. Mit Kate in der Nähe hätte sie sich
sicherer gefühlt. Auch wenn die vielleicht ihrerseits irgendwen beklaut hätte.
    „Hier ist das Wasser! Weißt du überhaupt, wie man
Makave kocht?“
    Sie sparte sich die Antwort und versuchte, den Kessel
so aufzuhängen, dass das wacklige Gestell nicht gleich ins Feuer kippte.
    „Du musst das so machen! Sonst fällt doch –“
    „ Hau ab ! Ich mach das jetzt! Und du hältst die
Fresse!“
    Wenn sie irgendwas gelernt hatte in den letzten
Wochen, dann Makave kochen! Wieder dachte sie sehnsüchtig an die Montagus, an
Nella und Orla, an die Zuflucht des Ulgullen-Wagens. Hier draußen, allein auf
offener Straße, konnte man sogar an das Miststück Jakobe mit so etwas wie
Sehnsucht denken. Ihre Rache an Messer-Firn hatte die jedenfalls gehabt.
    Während sie, Pix, immer nur noch mehr verlor. Nach
Aube war sie eines Morgens aufgewacht und hatte gewusst, dass sie in dem Nest
in ihrem Innern, in dem sie Halfast bewahren wollte, in Wirklichkeit nur sich
selbst vor der Welt beschützte. Halfast war tot und weg, und sie konnte sich
kaum noch an ihn erinnern, und sowieso war er nur ein Fremder gewesen, von dem
sie eigentlich gar nichts gewusst hatte. Aber wer das Nest wirklich gebraucht
hatte, das war Frida Sterling, die lebte und so allein war und so verängstigt,
dass es keine Sprache gab, in der man es hätte ausdrücken können. Diese Frida
hatte sie darin festgehalten und beschützt vor der Wirklichkeit, die keine sein
konnte. Und Halfast war fort, als wäre er nie dagewesen. Und sie hatte ihn
überhaupt nie bewahren oder vor etwas beschützen können. Nicht einmal ihre
Trauer hatte wirklich ganz ihm gegolten. Vielleicht trauerte sie ja viel mehr
um sich selbst, um das Leben, das sie drüben verkackt hatte und das jetzt
verloren war.
    Diese Erkenntnis machte sie noch trauriger, noch
wütender, als sie schon gewesen war. Das bisschen Ruhe, das sie gefunden hatte,
war futsch. Wie verflucht dringend sie so ein Nest brauchte! Unterwegs mit
diesen drei Typen, von denen keiner sie leiden konnte –
    „Es kocht! Du kannst jetzt –“
    Sie boxte ihn so hart gegen das Schienbein, dass er
aufschrie. Dann schüttete sie Makavepulver in den Kessel, und der vertraute
fiese Geruch breitete sich aus. Oh Mann. Für ein Stück Schokolade hätte sie
sich jetzt ohne Zögern an den Meistbietenden verkauft!
    Fünf Minuten später, als das Zeug auf den Kesselboden
abgesunken war, füllte sie ihren Becher. Die anderen konnten sich selbst
versorgen.
    Und was passierte?!
    „Gibt’s keinen Tee?“, meckerte James. „Habt ihr die
Teedose nicht gefunden? Ist die vielleicht in meinem Rucksack? Ihr hättet
fragen sollen!“
    Hallo?! Und dann fing er an, in seinem Rucksack
herumzuwühlen – der war doch verrückt!
    „Erde an James!“, sagte sie so ätzend wie möglich.
„Wir haben keine Teedose! Was quatschst du für einen Blödsinn? Ist das jetzt
Alzheimer oder was?“
    „Oder meinst du irgendeinen Hakemi-Tee?“, musste auch
der Spacko was beitragen.
    „Ich meine meinen erstklassigen, schwarzen Shu-Brools
aus Nüe!“, gab James in einem Ton zurück, den sie von ihm noch nie gehört
hatte. Wie so ein Oberklasse-Arschloch, das seine Lakaien anpöbelt, weil sie
Falten in seine Zeitung gebügelt haben.
    Auch der Messerwerfer, der gerade versuchte, sich
Makave einzuschütten, wurde aufmerksam. „Aufwachen, Hakemi! Der letzte
Schwarztee wurde vor fünfzehn Jahren nach Salkurning importiert. Wenn du noch
Reste versteckt hast, solltest du sie nicht trinken, sondern zu Wucherpreisen
im nächsten Tent verschachern. Aber bei euch im Süden ist das bestimmt anders“,
fügte er hinzu und setzte den Kessel ab.
    „Oh, klar“, japste James. „War bloß in Gedanken.“
    „Haben wir gemerkt.“
    „Wie geht’s deiner Hand?“
    „Bestens.“
    „Sollte man den Verband nicht mal wieder erneuern?“
    „Hast du heute Morgen schon gemacht.“
    „Und dabei hast du ihn Adrian genannt“,
bemerkte Carmino. „Da warst du nicht von abzubringen. Du bist

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