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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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schleppte eins von seinen dicken Büchern an und zeigte mir ein Bild
darin und sagte, ich solle mal darüber nachdenken … du verstehst, ja?“
    Ich nickte. Will hatte mir erzählt, wie das mit
Persepha und ihrem Sehen lief. Es funktionierte ungefähr in einem Drittel der
Fälle, hatte er gesagt.
    „Ich hab wirklich was gesehen. Ein Zimmer. Ein großes,
seltsames Gemälde an der Wand. Viele Bücher. Lauter dunkles Holz. Ich war in
diesem Zimmer, und ich hatte Angst. Ich weiß nicht, warum. Da war – da war so
ein Geruch –“ Sie schüttelte sich unwillkürlich. „Etwas – etwas war hinter dem
Bücherschrank? Ich weiß nicht. Aber auf dem Schreibtisch lag Wills Buch,
aufgeschlagen genau bei dem Bild von dieser Maske, das er mir gezeigt hatte.
Nur, dass jetzt darunter stand: „Aubrey Hilarius Pennebrygg schnitt sie mit der
Klinge aus der Vergessenheit“! Ich versuchte mir den Namen einzuprägen, ich
wusste, dass es auf den ankam … aber ich wollte nur noch raus aus diesem Zimmer
… hinter dem Bücherschrank wuchs etwas, ich konnte das fühlen, ich konnte kaum
noch atmen. Aber die Tür war abgeschlossen! Und das Fenster ließ sich nicht öffnen!
Ich wusste, dass da etwas Furchtbares hinter dem Schrank hervorkam, aber ich
konnte nicht hinaus! Und vor dem Fenster war ein hoher Felsen, auf dem oben ein
Ring aus Stein stand, kreisförmig durchbrochen, fast so wie der Aufsatz auf
einer Fängerstandarte –“
    Sie verstummte. Meine Haut riffelte sich wie unter
einem kalten Luftzug. Was sie beschrieben hatte, hätte mein Arbeitszimmer sein
können – vom Kumatinli vor dem Fenster abgesehen. Was war hinter dem
Bücherschrank?
    „Ich hab es Will erzählt. Mir sagte dein Name gar
nichts. Aber er wusste sofort, wer du bist. Er zeigte mir Bilder, bis ich auf
einem den Felsen wiedererkannte, und er sagte, das wäre ein Mondheiligtum in
Ligissila. Dann hat er sich deine Bücher besorgt. Aber einen Hinweis fand er
darin auch nicht. Ich hoffte, dass er die Sache einfach satt kriegen würde –
manchmal ist das so bei ihm. Und mehr als meinen – meinen Traum hatte er doch
nicht. Und dann verschwand ja auch noch Amelia … Aber im Sommer fing er an, von
einer Reise nach Ligissila zu reden. Und er beschloss, dich auch dazu
einzuladen.“ Jetzt sah sie mich an. „Er wusste von Anfang an, dass er durch
dich mehr erfahren würde. Und er hatte mich, um dich ausforschen –“
    In der tiefen Stille hörte man Turlingtons leise
Schnarchlaute und das Rauschen des Flusswassers.
    „Er hat gehofft, dass ich mehr sehe, wenn ich dich
persönlich kennenlerne. Dafür war ihm alles recht. Alles. Verstehst du?“
    Ich verstand. Es war nicht mein Fachwissen oder meine
Reiseerfahrung, um die es Will Dagger ging. Und Will Dagger war auch nicht so
ein Idiot, dass er nicht bemerkte, wenn seine Frau es sozusagen vor seinen
Augen mit einem anderen trieb. Vielleicht lag er gerade jetzt grinsend in
seinem Bett und wartete, dass sie die Beute einholte. Und sein Honigvögelchen
war einverstanden gewesen.
    „Ich wusste nicht, dass du das bist“, flüsterte
sie und zwei Tränen rollten gleichzeitig über ihre Wangen.
    Was hätte ich sagen sollen? Ich war nicht einmal
wirklich wütend. Es war eher so, als liefe das Gefühl, das mich gerade noch so
erfüllt hatte, einfach ab – wie Badewasser, nachdem man den Stöpsel gezogen
hat. In dieser Stunde hätte ich aufstehen und gehen können. All das
interessierte mich nicht mehr. Und ich wusste doch auch gar nichts weiter über
Wills verdammte Maske.“
    „Was hast du denn noch gesehen?“, fragte ich, nur um
überhaupt irgendetwas zu sagen.
    „Du hast es mir ja selbst erzählt. Die funkelnde
Höhle. Die gibt es. Ich hab sie gesehen. Aber ich will nicht mehr darüber
reden. Es ist nicht gut.“
    „Aber ihm willst du es sagen?“
    „Nein. Bitte, lass uns weggehen! Lass uns von hier
verschwinden, irgendwohin!“ Jetzt weinte sie so, dass sie kaum noch sprechen
konnte. Ich merkte, wie Turlington aufwachte und verdattert in die Dunkelheit
lauschte.
    „Ich hätte es dir früher sagen müssen, ich weiß! Es
war nur so viel leichter so! Ich liebe dich, Aubrey! Ich will dich nicht
verlieren!“
    Ich hielt sie fest, und meine Hände ruhten auf ihrem
weichen Haar aus, von dem ich so viele Jahre geträumt hatte. Und dabei spürte
ich, wie das Schreckliche wieder herankroch, das, wogegen Persepha bisher wie
ein Schutzschild gewesen war.
    Weggehen … ja. Vielleicht ließ sich doch noch etwas
retten. Denn wieder

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