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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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ein festgetretener Waldweg, wie damals der Tyggenweg.
    Wenigstens waren sie nicht ganz allein. Der
Pilgertrupp ging ungefähr in ihrem Tempo und hatte auch dasselbe Ziel wie sie.
Pix sah zu, dass sie in der Nähe der Frau blieb, die sie mit Essen versorgt
hatte. Die war irgendwas Besonderes bei denen, das merkte man. Wenn James allerdings
nicht bald mal ein bisschen Gas gab, dann waren auch die Pilger außer Sicht.
Gut, er war nicht gesund, aber wenn er gehen konnte, konnte es doch so schlimm
nicht sein, oder? Trotzdem blieben die drei immer weiter zurück. Firn und
Carmino trotteten neben James her und passten auf, dass er nicht schlappmachte.
Sie hatten heute Morgen auch sein Gepäck auf die drei anderen Rucksäcke
verteilt und würden vermutlich auch noch ihn selbst tragen, wenn das nötig
würde. Männer unter sich eben. War ja auch gut so, okay. Aber wenn ich krank wäre, dachte sie, dann würden die mich doch einfach am Straßenrand
abkratzen lassen!
    Ausgerechnet hier im Wald waren mehr Leute unterwegs,
als ihnen in den letzten Tagen begegnet waren. Sogar Gegenverkehr gab’s heute:
Vorhin war ein hochnäsiger Arsch mit seinem Wagen mitten durch die Pilgergruppe
hindurchgefahren. „Booth und Söhne, Sissemi, Skilwing“ stand auf dem Ding, also
wohl ’ne Art Lieferwagen, und nicht nur der Typ, der kutschierte, hatte ein
Gewehr umhängen, nein, auch hinten aus dem Wagen stierte einer heraus, der eine
Waffe schussbereit im Arm hielt. Dabei hatte diese Karre, soweit man sehen
konnte, nur Tonkrüge geladen. Im Distrikt Ligissila war man jedenfalls noch
ganz munter unterwegs. Danach überholte sie ein Bauernkarren, dann ein Wagen
mit zwei Bänken innen an den Längsseiten, auf denen Leute dicht gedrängt
nebeneinandersaßen wie in einem Bus. Zwei Gillocs zogen das Ganze. Sie fragte
die Pilgerfrau danach, und die bestätigte, dass das so was wie ein Überlandbus war:
Die Wagen kutschierten Leute zwischen Pir Tent und Ligissila hin und her. „Bis
vor kurzem fuhren die Trasker-Wagen sogar noch bis Windermere’s Pond, aber
jetzt hat der Maikron die Landesgrenzen geschlossen. Leute wie euch nehmen die
aber sowieso nicht mit“, zerstörte die Frau auch gleich ihre aufkeimende
Hoffnung. „Nur die aus den Dörfern. Es ist auch teuer.“
    Jetzt war Mittag vorbei, jedenfalls sagte ihr das ihr
Magen, und ihr Hirn legte auch schon wieder mit Pizzafantasien los, das hatte
immer noch nicht aufgegeben. Eine Schüssel dampfende Spaghetti mit dicker
Bolognese … Parmesan … Schokoladenkuchen … Oh Gott, würde sie das jemals wieder
bekommen?! Hier gab’s nur die Aussicht auf mehr von dem stinkenden Gebröckel,
das eine Talgschicht am Gaumen hinterließ und –
    Jetzt zockelte hinter ihr der nächste Wagen an, man
hörte es schon seit einer Weile rumpeln. Missmutig wich sie zur Seite aus, aber
das war nur eine kleine Kiste, die ein ausgemergeltes Pony kaum schneller zog,
als sie selbst ging. Sie konnte die Spaghetti riechen , wirklich! Das
Wasser lief ihr im Mund zusammen. Und da rannte Affenspacke an ihr vorbei – sag
bloß, der legte jetzt hier mit seinen Parkour-Übungen los! Aber neben dem Wagen
hielt er an, und als er den Kutscher anquatschte, wurde sie aufmerksam.
Vielleicht hatten die beschlossen, eine Mitfahrgelegenheit zu suchen?
    Sie ging ein bisschen schneller, um zuzuhören – und da
erkannte sie plötzlich die beiden Gesichter, die aus dem Rückfenster
heraussahen. Das waren doch die Zwiebelmützen-Gören! Die Kinder von Gaetano
Pellicano, dem Funkenkünstler! Und das war auch Gaetanos Wagen! Von nahem
konnte man noch Reste der überpinselten roten Aufschrift erahnen. Idiotisch,
aber sie fühlte einen richtigen Freudenschwall – Peregrini! Bekannte !
    Gaetanos Anblick vorne auf dem Kutschbock war dann
eher ein kalter Guss. Er sah dürr und verschreckt aus, kaum noch wie er selbst.
Seine Augen – schwarze Knopfaugen wie die einer Maus – waren tief eingesunken.
Sogar seine Stimme hatte die ganze vergnügte Selbstherrlichkeit verloren. Er
redete so, als hätte er Angst gehört zu werden.
    „Ihr wolltet doch nach Westen!“, posaunte Bagratuni,
als sie ihn erreichte.
    Oh Scheiße, und Eiren, Gaetanos neue Frau, hockte
neben ihm auf der Bank wie ein Zombie! Was war denn bloß mit denen passiert?
    „Wollten wir auch. Wir waren gerade über den Akbarnen,
als wir hörten, dass sie jetzt die Peregrini aufgreifen und nach Süden
schicken“, flüsterte Gaetano. „Also lasst uns nicht so laut reden … und

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