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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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und meine Vergangenheit
praktischerweise gleich mit. Und vielleicht … vielleicht konnten Persepha und ich
dann zusammen neu anfangen. Aber dafür musste Turlington sterben. Nur durch den
Mord an Turlington wurde unser Abgang überzeugend in der Weise, die ich
bezweckte. Ich hatte Suppe aus dem Stein gekocht. Und jetzt musste ich sie
auslöffeln.
    Wir brauchten mehr als einen Tag für den Weg bis zum
Fieberhaus. Ich glaube, Persepha weinte die ganze Zeit. Selbst wenn das Blut
durch den Rucksack gedrungen wäre, hätte sie es nicht bemerkt. Zuhause brachte
ich sie zu Bett und begrub dann, was ich von meinem Hund noch hatte. Danach tat
ich alles, um es ihr so angenehm wie möglich zu machen in meinem Haus, in dem
sie der erste Gast überhaupt war. Jetzt endlich waren da doch nur wir beide
allein, ohne dass Will Dagger seine Erlaubnis gegeben hätte oder jederzeit
neben uns auftauchen konnte. Nicht einmal vor den Custodians mussten wir uns
fürchten. Selbst wenn sie wirklich im Wald nach uns suchen sollten, wusste ich,
dass sie den Kapunn-Gürtel mieden. Jetzt hätte uns die Zukunft gehören können.
    Der Plan, der uns eine Zukunft verschaffen sollte,
machte es nötig, dass ich sie belog. Das machte mir nichts aus in diesen
Stunden, in denen noch Turlingtons Blut unter meinen Fingernägeln klebte, in
denen noch immer die Wut über Will Daggers Perfidie in mir brodelte. Schickte
die eigene Frau wie eine Hure aus, damit sie ihm die Beute einholte! Er hatte
verdient, was ich für ihn plante. Außerdem war da noch etwas: Ich wusste immer
noch nicht, was Persepha alles von mir gesehen hatte. Ob sie von Amelia wusste.
Ich beobachtete sie genau, als ich ihr erklärte, dass ich ihrem Mann schon
lange auf der Spur gewesen sei … dass ich ihn für einen Mörder hielt und sogar
wusste, wo er seine Opfer vergraben hatte. Zuerst wollte sie es nicht glauben.
Unvorstellbar, dass der Mann, mit dem sie gelebt hatte, ihre Amelia ermordet
haben könnte! Aber als ich ihr erzählte, wie ich Turlington in einer Blutlache
auf dem Schiffsdeck gefunden hatte, fraß sich die Überzeugung wie Säure in
ihren Verstand. Von dem Moment an verging sie vor Angst, dass Will auch uns
verfolgen und töten würde. Es war zu viel. Ihre Erschütterung war so groß, dass
sie sich von der Wirklichkeit zurückzog, und icherreichte sie nicht
mehr, weder mit Worten noch mit meinem Körper. Sie lag nur noch da und schien
in eine dunkle Hölle zu starren. Und als ich nicht aufgab, lief sie mir weg.
Und wieder rannte ich durch Labyrinthe, durch die Irrgärten dieses anderen
Waldes dem Mädchen hinterher, das mir schon wieder, noch einmal, immer noch
entkommen wollte –
    Sie erkannte mich nicht mehr, als ich sie endlich
wiederfand; sie hatte sich in einer Erdhöhle verkrochen, als wollte sie sich selbst
begraben. Noch einmal versuchte ich, ihr unsere gemeinsame Zukunft auszumalen.
Ich entlockte ihr noch den Namen des Ortes, an dem diese Helmmaske samt Edelstein
versteckt war – aber in allem anderen musste ich mich geschlagen geben. Sie
glaubte, dass Will mich schon ermordet hatte – und mich hielt sie für ihn.
    Da kochte ich noch einmal Suppe aus einem Stein. Persepha
hatte ich verloren. Aber ihren verstörten Geist konnte ich noch benutzen,
konnte auch aus ihr noch eine Zeugin machen, nach Will und nach Turlington,
mein Gott …! Wenn ich sie schon nicht behalten konnte, dann würde sie mir so
wenigstens den Rücken freihalten. Also ließ ich sie in dem Glauben, dass ich
tot sei, ein weiteres Opfer ihres Mannes, und ich nannte ihr Orte, an denen man
andere Überreste finden würde. Sie sagte den Arbitern später genau das, was ich
ihr eintrichterte. Es war so einfach! Sie war wie eine Uhr, die stehengeblieben
ist, und ich zog sie wieder auf. Aber ich habe die Feder überdreht. Noch heute
sehe ich das Entsetzen in ihren Augen, wenn sie mich ansah. Sah sie wirklich
Will? Oder will ich das nur glauben? Auf jeden Fall hat sie das Monster
gesehen. Welchen Namen es für sie trug – nein, das will ich gar nicht wissen.
     
    „Genug“, murmelte James. Ihm war, als stünde er an einem
Abgrund. Sein Herz schlug angestrengt, und jeder Atemzug überflutete ihn mit
neuer Hitze. Mit Gewalt verschloss er sich gegen die zynische, resignierte,
müde Stimme in seinem Innern, die nicht aufhören wollte, ihm von einem anderen
Leben zu erzählen.
    Um ihn herum war ein anderer Wald. Eine andere Zeit.
Jetzt war er James, und neben ihm ging ein Freund. Mit dem hatte er

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