Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
gut um dich, als ich dich das
letzte Mal gesehen habe! Hier, das ist unser Saal. Wie du siehst, sind alle
Betten belegt. Ich bin ein bisschen in Sorge um Herwen, das ist die Frau dort
am Ende des Ganges – sie hat seit gestern Abend Wehen, und es will nicht recht
weitergehen. Und ich habe auch zwei, die sich bald an Kumatais Hand auf den Weg
machen werden.“
Der Saal war angenehm aufgeräumt im Vergleich zu dem
Chaos oben. Zwar gab es auch hier vor allem die Dreierschlafboxen, die in
Salkurning offenbar das Einheitsmodell für die Ausstattung von Schlafunterkünften
waren, aber im hinteren Bereich des Raumes, der durch einen Vorhang abgetrennt
war, standen auch ein paar einzelne Betten. Und die beiden kleinen Fenster an
den Längsseiten wurden eindeutig auch zum Lüften genutzt, denn die Luft hier
war erträglich.
„Hat euch übrigens eure Freundin inzwischen
gefunden?“, fragte Miryadin und lud ihn ein, sich an das Tischchen zu setzen,
das ganz am Ende des Raumes mit den Einzelbetten stand. „Ich dachte, ich hätte
sie vorhin auf dem Küstenweg gesehen, auf dem Weg hierher!“
„Wer?“, fragte er verblüfft.
„Ihren Namen hat sie mir gar nicht genannt. Wir kamen
zufällig bei Laere Tent ins Gespräch, wo sie sich gerade um einen Platz in
einem Trasker-Wagen bemühte. Sie erkundigte sich eingehend nach euch – war sehr
besorgt um deine Gesundheit, Hakemi, und fragte sich, ob du wohl rechtzeitig in
Ligissila eintreffen würdest –“
War das Haminta? War ihnen außer Schneemann etwa auch
Haminta nachgekommen? Konnte das sein? Gab es Probleme bei den Montagus –
vielleicht mit John? Oder tat es ihr jetzt doch leid, dass sie einfach so
auseinandergegangen waren? „Wie sah sie denn aus? Hat sie gesagt, wohin sie
will? Warum hat sie nicht mit uns gesprochen?“
Die Frau lächelte über seine Aufregung. „Bestimmt
findet sie euch bald! Ich glaube, es tat ihr leid, dass sie nicht bleiben
konnte, um sich um euch zu kümmern, aber sie war in großer Eile, wollte
schnellstens in die Stadt!“
Das war dann aber nicht Haminta. Oder? Warum sollte
sie plötzlich nach Ligissila gewollt haben? Er fand dieses weitere Rätsel
quälend; es warf zu viele Fragen auf. Hatte sich Raweens Zustand verschlimmert
– oder war sie vielleicht sogar –
Was konnte passiert sein?
„Sie trug den Schleier der büßenden Pilger, sodass ich
sie dir nicht beschreiben kann. Ich kann dir nur sagen, dass sie mir eine
schwer bedrückte Frau zu sein schien. Aber bestimmt wird sich das Rätsel bald
lösen“, sagte sie beruhigend. „Jetzt setz dich erst einmal, James. Ich kann
sehen, dass du dringend etwas essen musst. Ich brauche hier deine Hilfe und
deinen Rat – und nicht einen weiteren Kranken im Saal!“
Verwirrt, aber erleichtert über die Einladung setzte
er sich, holte Apfel und Panster aus seiner Jackentasche und fing an zu essen.
Überlegte, warum sich Haminta als Pilgerin verkleidet haben könnte … aus
demselben Grund wie sie alle? Trotzdem – es klang nicht nach ihr. Sie hätte
doch auf jeden Fall mit ihnen gesprochen!
„Dabei fällt mir auf, dass auch du jetzt die
Pilgerzeichen trägst, Hakemi. Unterwegs war ich sicher, dass ihr Flüchtlinge
seid.“
„Nja –“
„Du musst mir nichts erklären. Von zehn, die sich hier
als Pilger ausgeben, sind im Moment vielleicht fünf oder sechs wirklich auf
Pilgerreise. Die anderen treibt nur die Angst. Es ist verständlich in Zeiten
wie diesen.“
„Ganz so ist es nicht –“ Er überlegte, wie viel die
anderen wohl mit dieser Frau gesprochen haben mochten – dann beschloss er, es
einfach zu riskieren. „Wir sind nicht wirklich Pilger, aber Flüchtlinge sind
wir auch nicht.“ Im letzten Moment wurde ihm klar, dass er hier besser nicht
mit der Pix-Variante kam. Die Frau hatte Firn bestimmt gesehen. „Unserem Freund
wurde die Hand zerquetscht. Er – er hatte die Vision, dass sie geheilt wird,
wenn er in Gahom – in einer blaugrünen Höhle eine Nacht lang fastet und betet.
Und wir begleiten ihn.“ Nun war es heraus. Es klang idiotischer, als er sich
vorgestellt hatte, aber die Frau hatte ruhig zugehört. Jetzt seufzte sie.
„Ihr Armen! Und dein armer Freund! Da hat er wirklich
einen schweren Bußgang vor sich. Gut, dass er nicht allein ist.“
„Äh – heißt das, du weißt, wo wir hinmüssen?“
„Weißt du es denn nicht?“, erwiderte sie überrascht.
„Du hast es doch gerade gesagt!“
„Wir – wir kennen nur die Worte: Gahom, eine blaugrüne
Höhle
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