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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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kennst du ganz andere
Heilverfahren als ich, und darauf bin ich sehr gespannt! Du bist der erste
Hakemi, den ich kennenlerne. Ich bin nie weiter nach Süden gekommen als bis
nach Aube.“
    „Und ich war bisher noch nie nördlicher als Aube. Ich
weiß nicht einmal genau, was eine Fahlan ist.“
    „Wir sind Pilzkundige. Uns geht es vor allem darum,
Wissen und Einsicht zu mehren. Aber einige von uns nutzen ihr Wissen auch, um
zu heilen.“ Sie sah ihn nachdenklich an. „Es wundert mich, dass dir das nicht
bekannt ist. War das denn nicht das Zeichen von Mikuntessla, das ich da an
deinem Hut gesehen habe?“
    Ups, das konnte jetzt schiefgehen. Er hatte sich schon
gefragt, was die anderen über ihn erzählt haben mochten. Die Drachenschlange an
seinem Hut fiel ihm erst jetzt wieder ein. „Äh, um die Wahrheit zu sagen – es
ist nicht wirklich Mikuntessla, sondern eine Schlange, die für die Hakemis
wichtig ist – äh, wir nennen sie die Äskulap-Schlange –“
    „Oh, ich glaube, davon habe ich schon gehört. Das ist
Heilkunst aus Qahirain, ja?“
    Er nickte nur, und zum Glück vertiefte sie dieses
Thema nicht weiter. Für fast eine Stunde wurde er dann von dem aufgesaugt, was
eigentlich sein Leben hätte sein sollen – wenn er nicht in eine Parallelwelt
gestolpert wäre und seine Zeit mit Herumwandern und der Suche nach einem
Rückweg hätte verschwenden müssen. Es gelang ihm beinahe, den Ort und die
Situation darüber zu vergessen, und als ihm das klar wurde, erfüllte es ihn mit
einer tiefen Beruhigung. Kranke behandeln, das war noch immer das, was er tun
wollte, worin er Sinn sah und worüber er noch viel mehr lernen wollte. Mochte
er in einem früheren Leben getötet haben – er, James Barrett, wollte jedenfalls
immer noch Arzt werden.
    Die Welt der Pilze allerdings, auf der Miryadins
Heilkunst und, wie es manchmal in ihren Worten anklang, auch ihre Weltanschauung
beruhte, war ihm völlig fremd. Das Mittel, das vermutlich sein Fieber
vertrieben hatte, weckte jedoch sein Interesse, und so ließ er sich erklären,
wie sie Pilze auf bestimmten Rinden, Hölzern und Blättern, auf Steinen am
Wasser, auf vergorener Milch und verderbenden Früchten zog und daraus Mittel
gegen Schmerzen, gegen Fieber, für Blutstillung und Wundheilung, für Heilschlaf
und hellsichtige Träume herstellte. Natürlich war das alles mit viel Rituellem
und magischen Vorstellungen vermischt, aber davon einmal abgesehen eröffnete
sich da ein faszinierendes Forschungsfeld, fand er.
    Für die meisten Kranken in diesem Saal war die Fahlan
die erste Person, die sich je um ihre Leiden gekümmert hatte. Die Menschen hier
im Norden hatten anscheinend eine noch größere Phobie vor Kranken und Gebrechlichen
und ignorierten sie weitgehend. Als er nach den Doomed-Kranken fragte, erklärte
sie ihm, dass diese, wie er ja sicher bemerkt habe, möglichst schon vor der
Straßensperre ausgesondert würden und dass auch im Stadtbereich und der
Umgebung immer wieder Kontrollen stattfänden. Die Kranken würden in einen Tent
in den Kellen-Wäldern gebracht und dort gepflegt – auf jeden Fall seien drei
der fünf Fahlannu, die in Ligissila lebten, dauerhaft dort beschäftigt, seit
Ghist den Tent eingerichtet hatte.
    „Ghist?“, fragte er mit einem unguten Gefühl nach.
    „Das ist überraschend, nicht wahr? Um Krankenpflege
haben sich die Ghistriarden bisher eigentlich nicht gekümmert.“
    Das Getrommel draußen, das er schon seit einer Weile
näherkommen hörte, wurde immer lauter. Die Leute in den Betten sahen auf. Man
hörte jetzt auch Stimmen – Sprechgesang, Schreie. Das Mädchen mit dem Ekzem im
Gesicht, das die ganze Zeit am Bett der Schwangeren gesessen hatte, stand auf
und ging zum Fenster.
    „Norbita!“, mahnte Miryadin.
    „Ich will nur kurz hinaussehen!“
    Miryadin, die James gerade das abgestorbene, bereits
schwärzlich verfärbte Bein eines alten Mannes zeigte, erklärte: „Das ist der
Siechenumzug. Die Kranken flehen Kumatai um Gnade an. Viele gehen fast nackt,
haben seit Tagen gefastet – quälen sich, um ihre Hilfe zu erzwingen, falls du
das verstehst, Hakemi. Im Grunde ja gar nicht so anders als das, was ihr auch
vorhabt. Aber in diesem Jahr macht mir der Umzug Angst. Ich habe einige seltsame
Vorbereitungen gesehen da draußen in den Tents. Die Leute sind verzweifelt und
haben Angst, vor allem, seit das Taruandi bekannt geworden ist.“
    Sie stand auf und folgte James ans Fenster. Der
Krankensaal lag über der Straße, und durch

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