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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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wie der Sonnenstein
aussieht!“
    Das Verrückteste war, dass er auch die obszöne
Beschimpfung im Skalda-Dialekt verstanden hatte, samt dem frommen Wunsch, Pix
möge dort im Kimber verrecken. Faszinierend, dachte er. Ob ich jetzt auch
Langorren-Sprache sprechen kann?
    Sie folgten dem Hauptweg noch etwa eine Viertelstunde,
kamen dabei an mehreren Abzweigungen und zwei Aufstiegen vorbei – einer ein
richtiger Steigbaum zwischen Felszapfen – dann verbreiterte sich der Weg und
führte wieder leicht bergan. Zu beiden Seiten lagen Steinblöcke in chaotischem
Durcheinander bestimmt zehn Meter hoch übereinander. Die Kimberlämpchen hingen
hier an Metallstangen, wie kleine Laternen. Der Sonnenstein war hier auf diesem
Wegabschnitt, das wusste er!
    War er auch, obwohl sie tatsächlich erst einmal dran
vorbeiliefen. James registrierte den Luftzug, der ihn gestreift hatte – blieb
stehen und sah sich um. Dann fiel das Licht seiner Lampe auf den Stein, der
auch nur einer von den Felsblöcken auf der rechten Seite war. Der
siebenstrahlige Stern, der mit schwarzer Farbe auf seine Vorderseite gemalt
war, war leicht zu übersehen. Aber neben ihm klaffte ein Spalt, breit genug,
dass ein Mensch hindurchpasste. Der Sonnenstein versperrte einen uralten Weg.
    „Das soll ’ne Sonne sein?“
    „Und was heißt jetzt rechte Hand hinunter?“
    „Na, rechts dran vorbei, du Spacko!“
    „Geht’s da überhaupt irgendwohin? Dahinter ist doch
alles dunkel!“
    „He, James! Warte! Wir sollten lieber nicht vom
Hauptweg weggehen! Nicht weg von den Kimberlichten!“
    „Hast du sie noch alle, was denkst du, wofür wir hier
sind? Dieses Dings liegt bestimmt nicht einfach am Hauptweg rum!“
    James war schon weitergegangen. Das Licht der Lampe an
seinem Gürtel reichte gerade aus, um die breiten, flachen Stufen zu erkennen,
die vor ihm hinunterführten. Es roch nach nassem Stein, und er konnte auch
Wasser hören.
    „Hör mal, bist du sicher, Mann? Das sieht irgendwie
nicht gerade vertrauenerweckend aus da! Wir sind ziemlich tief hier, oder? Hast
du nicht gesagt, dass die Gänge teilweise überflutet sind? Und dieser Stein,
also, ich find, der sieht aus, als sollte er den Weg hier versperren!“
    Dann kreischte Pix an seiner anderen Seite auf.
„Leuchte noch mal da hin! An die Wand! Da, seht ihr das?“
    James hatte fast damit gerechnet, jetzt doch noch der
Grasta-Spinne zu begegnen. Aber was er dann sah, war viel schlimmer. Da waren
Malereien an der Wand. Die Farben waren blass geworden, man konnte nur noch
Schwarz und dunkles Violett erkennen, alles andere war zu Grau verwaschen. Aber
die Darstellungen waren noch deutlich genug. Er leuchtete von Wand zu Wand.
Neben den Stufen war ein ganzer Katalog von grausamen Bestrafungsszenarien in drastischen
Bildern dargestellt.
    „Da unten ist eine alte Hinrichtungsstätte. Das hier
ist der Weg, den die Verurteilten gehen mussten“, erklärte er.
    „Da haben sie schon mal ‘nen Vorgeschmack gekriegt“,
meinte Carmino schaudernd.
    „Ich halt das nicht aus“, stöhnte Pix. „Mach das Licht
weg, Mann. Was für ein abartiger Scheiß! Ich will hier raus!“
    James versuchte selbst, nicht hinzusehen, aber das
gelang ihm nicht. Immer wieder erfasste sein Blick Motive, die er kannte, weil
er sie selbst schon gemalt hatte. Als Siebenjähriger, mit Wachsmalstiften auf
die Rückseite von beschriebenem Papier, das vom Drucker seiner Eltern für ihn
zum Malen abfiel.
    Das kann doch alles nicht wahr sein! Mein ganzes Leben
– alles ein beschissener Kreislauf, der mich wieder hierhin zurückgeführt hat!
    „James! Was ist denn jetzt?“, gellte Pix. „Müssen wir hier
denn wirklich runter?“
    Da floss Wasser in einer Rinne neben diesen bemalten
Felsblöcken. Und von oben stießen angespitzte Steinzapfen bis fast auf seinen
Kopf hinunter. Er folgte den Stufen, die von vielen Füßen abgeschliffen waren,
und versuchte nur noch geradeaus zu sehen. Dahin, wo ein paar schwache
Lichtflecken glommen. Siebenundfünfzig Stufen, und für jede brauchte man zwei
Schritte. Das musste wie ein Abstieg in die Hölle gewesen sein. War es heute
noch. Den Gedanken korrigierte er. Immerhin würde ihn keiner in den
Schlund da unten werfen. Nein, ich darf selbst reinklettern, dachte er dann.
Siebenundfünfzig Stufen, dann erreichte sein Lampenlicht den gigantischen
Felsklotz, den man in die Öffnung des Schlundes gewälzt hatte, als irgendwann
ein etwas menschenfreundlicheres Zeitalter angebrochen war. Die Steine

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