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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Weg führte
immer weiter hinunter, und der Druck in den Ohren wurde unbehaglich. Plötzlich
traten sie in Wasser, so klar, so still, dass sie es trotz des Kimberlichts
nicht bemerkt hatten. Erst war es nur eine Pfütze, dann reichte es eiskalt bis
an seine Knie.
    „Das Meer!“, kreischte Pix. „Hier können wir nicht
weiter!“
    „Quatsch, das ist Süßwasser! Ich hab’s probiert!“,
rief Carmino. „Und da vorne ist wieder eine Lampe! Das ist immer noch der Weg!“
    Ihre Stimmen hallten. James watete vorsichtig weiter,
ignorierte das Geschrei hinter sich, leuchtete sorgfältig mit der Lampe. Seine
Schritte wirbelten feinen Schlick auf und kräuselten und trübten die
Wasserfläche, sodass er wenigstens erkennen konnte, wie weit sie sich vor ihnen
ausbreitete. Er verstand jetzt, wozu die Arbeiter die Stangen brauchten. Die
Furcht, unvermittelt in einen bodenlosen Schlund zu treten, war nur schwer zu
überwinden.
    Flüche, Platschen hinter ihm –
    Hab mir den Fuß umgeknickt – kann nicht auftreten. Ihr
müsst allein weitergehen. – Aber ich kenn euren Steig nicht, Svinta! Und wie
soll der Ska dann ohne dich in die Höhle runterfinden?
    Das schwirrte durch seinen Verstand wie eine
abgerissene Sequenz aus einer Radiosendung, während er langsam weiterwatete. Er
zügelte seine Gedanken, die der Sache folgen wollten. Das Wasser wurde seichter,
dann war da wieder nackter Stein.
    „Alles klar, kommt! Es wird nicht tiefer!“
    Pix folgte erst nach weiterem Gezeter, das hier einen
grässlichen hallenden Lärm verursachte. Zwei Arbeiter kamen ihnen entgegen,
platschten mit raschen Schritten durchs Wasser und beachteten sie überhaupt
nicht.
    „Warum hast du die nicht gefragt, wo wir hinmüssen?“,
keifte Pix wieder los. Auf die Idee war er gar nicht gekommen.
    Bald danach kamen sie an die bisher spektakulärste
Stelle: Links von ihnen öffnete sich eine Höhle, aber diese verlor sich nicht
in der Dunkelheit, denn hinter einem Spalier aus Steinzapfen gab es so etwas
wie ein Fenster in der Felswand. Man sah wie durch dickes, schlieriges Glas –
und zwar ins Meer hinaus! In grünliche Tiefe, wo man unter wogenden
Tangbüscheln noch eine Brücke erkennen konnte, deren Wölbung im nebligen Dunkel
verschwand. Ob darüber wirklich einmal Menschen gegangen waren? Jetzt sah man
nur dünne, wedelige Algenbäume, die an diesem Fenster vorbei in die Höhe wuchsen.
Pix drängte zum Weitergehen und ließ sie auch bei den nächsten Fenstern – sie
kamen noch an zwei weiteren vorbei – nicht verweilen.
    Das sind Reste des alten Gahom. Hier war das Wasser
auf weite Strecken ausgesperrt, bis es dann wieder alles überflutete –
    Rogans Stimme. Rogan und Svinta – Vater und Sohn oder
Onkel und Neffe – der Junge etwa vierzehn, ein Indoro, ein Unversehrbarer, der
sein schulterlanges Blondhaar wie eine Trophäe trug. Grasta und Kimber mochten ihm
nichts anhaben können, aber in dem See rutschte er aus, zerschlug dabei eine
ihrer Lampen und verstauchte sich den Fuß. Blöd. Er hatte behauptet, einen Weg
in die Schlundhöhle zu kennen.
    „Hörst du mir eigentlich zu? Wir sind bestimmt schon
stundenlang unterwegs! Ich bin müde, klatschnass, voll von diesem Schlamm! Ich
kann nicht mehr, und du siehst auch total Scheiße aus! Ist dir klar, dass wir
noch nicht mal was gegessen haben?! Weißt du überhaupt, wo wir hinmüssen?!
Mann, sag endlich was! Wie lang soll das hier noch dauern?!“
    „Vielleicht ist es ja schon Nacht!“, sagte Carmino
träumerisch. „Ich hab das Zeitgefühl total verloren.“
    „Du hattest doch nie eins, Spacko! Oh fuck , ich
bin mit zwei Irren hier unten unterwegs – aber jetzt will ich endlich mal Klartext
hören! James ! Red mit uns!“
    Er hatte Mühe, sich auf die beiden einzustellen.
Stehenzubleiben. Zu sprechen. Er wollte weiter. Wenn er stehenblieb, spürte er
jetzt, wie die Decke auf ihm lastete. Es war wie ein Anfall von Depression …
oder Klaustrophobie, aber damit hatte er noch nie zu tun gehabt –
    … noch nie Klaustrophobie gefühlt … aber seit wir hier
unten unterwegs sind, hat mich etwas in der Zange, das ich noch nie erlebt habe
… hoffnungslos … traurig … Dies hier ist die Unterwelt – Tehom, Gahom, Hades,
was auch immer – meine Toten sind hier und sämtliche Trümmer meines Lebens …
Ich weiß, es ist nur ein Höhlenkoller – mit so etwas hab ich nur dummerweise
gar nicht gerechnet.
    „ James ?! Okay, wir essen jetzt was!“, herrschte
Pix ihn an. „Bei der nächsten

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