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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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anscheinend viele Felsspalten und Löcher und überschwemmte
Gänge. Da geht heut keiner mehr runter.“
    „He, hier sind auch Markierungen an den Wänden!“, rief
Carmino. „Hier, unter den Lampen. Sieht aus wie Peregrini-Tiffel.“
    „Ja, aber wer kann die lesen?!“
    Für die nächsten hundert Schritte gab sie dann Ruhe.
Es war immerhin ein ebener Gang, nicht zu eng, nicht zu dunkel. Beim Anblick
der Lampen hatte er sofort gewusst, dass dies der Hauptweg war. Zumindest
damals war nur der Hauptweg beleuchtet gewesen.
    „Da vorne sind Abzweigungen!“, quiekte Pix. „Scheiße!
Wieder ein Labyrinth! Wer weiß, wo du uns diesmal hinführst!“
    „Wir folgen dem Hauptweg“, entschied er. „Solange der
nach Norden führt.“
    „Ich mache auf jeden Fall auch Markierungen! Damit wir
wenigstens wieder zurückfinden!“
    Sie war nicht dumm, stellte er wieder einmal fest.
Jetzt kramte sie den Topf mit der weißen Paste hervor, mit der sie sich die
Pilgerzeichen in die Gesichter gemalt hatten (und die genau wie diverse andere
Sachen, die er bei dieser Gelegenheit in ihrem Rucksack auftauchen sah,
eigentlich im Blauen Haus hätte zurückbleiben sollen) und bezeichnete von da an
bei jeder Wegkreuzung die Richtung, die sie einschlugen, mit einem Pfeil an der
Wand.
    Zu einer anderen Zeit, in besserer Verfassung und mit
einem erfahrenen Führer hätte er das hier spannend gefunden. Er war noch nie in
einer Höhle gewesen, und wenn man sich erst mal an das Gefühl, von Stein
umgeben zu sein, gewöhnt hatte, dann waren die seltsamen Formationen und der
wechselhafte Weg faszinierend. Manchmal verengte er sich zu einem Durchschlupf,
sodass man sich fragte, wie diese Arbeiter mit ihren Säcken hier überhaupt
durchkamen. Dann wieder war die Decke über ihren Köpfen plötzlich weg, der
Blick verlor sich nach oben in tiefe Dunkelheit, aus der es knisterte und
raschelte. Auf weite Strecken sah es aus, als wäre der Gang in den Stein
hineingehauen, aber gelegentlich führte er auch durch weite Kammern, die rechts
und links von ihnen in Schwärze versanken. Immer wieder hörten sie Wasser
rauschen. Es war kalt und feucht hier, und bald waren ihre Klamotten und
Rucksäcke mit dem mergeligen Schlick beschmiert, der das Gestein bedeckte. Sie
kletterten stufenartige Felsplatten hinunter und gingen dann gebückt weiter,
James musste fast kriechen, bis die Decke nach endlosen Minuten wieder nach
oben zurückwich. Einmal kam das Geräusch von fallendem Wasser immer näher,
wurde lauter, bis es wie ein Platzregen klang. Pix geriet darüber fast in
Panik. Sie war überzeugt davon, dass das Meer da irgendwo einbrach und ihnen
gleich entgegenschwallen würde. Sie mussten sie weiterzerren; verständigen
konnte man sich beim Krach des Wassers nicht mehr. Wären nicht die
Kimberlämpchen an der einen Seite gewesen, wäre keiner von ihnen hier weitergegangen.
Dann trafen sie die ersten Tropfen, aber der Hauptschwall kam rechts von ihnen
herunter, streifte spritzend die Felsplatte dort und stürzte weiter in die
Tiefe. James zog Carmino zurück, der sich viel zu weit hinausbeugte, um
hinunterzusehen. Bisher hatten sie weder andere Menschen noch die Wasserspinne
noch überhaupt etwas außer Stein und Wasser gesehen, aber nun kamen sie an
kegelförmigen Steinsäulen mit vielen Löchern vorbei, die mit feinen Gespinsten
verdeckt waren, und sie sahen zu, dass sie schleunigst weiterkamen. Vielleicht
fünfzig Schritte nach der Stelle mit den Steinsäulen waren Kerben in die Wand
gehauen, die hoch über ihnen in einem Felskamin verschwanden.
    „Meint ihr, da geht es bis zur Oberfläche rauf?“,
fragte Pix sehnsüchtig.
    James nickte. „Das ist eine Frunte, so nennen die das
hier. Die enden knapp über dem Wasser. Aber wenn du Pech hast, ist gerade Flut
und sie sind überschwemmt. Nur die Skalda, diese Arbeiter hier, wissen, wie und
wann man die Luken öffnen kann.“ Auf einmal hatte er den von Flechten
überzogenen, mit Möwendreck gesprenkelten Steindeckel vor Augen, den ein
Einheimischer damals für ihn geöffnet hatte. Auf einem Inselchen, das
wie ein Trittstein im Meer lag. „Über solche Sprossen und Steigbäume kannst du
endlos in die Tiefe steigen.“
    „Hör auf. Ich krieg ’ne Gänsehaut. Wir sind hier tief
genug, besten Dank!“
    „Merken wir uns trotzdem, wo solche Aufstiege sind.
Sie führen ja auch in die nächsthöheren Etagen.“ Und wer weiß, vielleicht sind
wir noch froh, wenn wir rauf flüchten können, dachte er. Denn der

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