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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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hier! Bisher hatte er dem Wald aus hohen Kristallen ausweichen können, aber vor
ihm überwucherte er die Buckel bis fast an die Uferkante über dem See. Wenn er
zur Wand wollte, musste er hindurch. Aubreys Grab … Angespannt starrte er auf
den Boden, um nur ja nicht auch in eine Spalte zu geraten. Nach wenigen
Schritten hatte er die Orientierung schon verloren. Überall um ihn herum ragten
Kristallzacken auf wie funkelnde Klingen, senkrecht, schräg, geneigt, manche am
Boden liegend. Immer wieder kippte die Perspektive, man verlor die gewohnte
Gewissheit, wo unten aufhörte und oben anfing. Viele von den Dingern waren
größer als er. Er quälte sich hier durch die größte Kristalldruse der Welt! Und
hinter ihm wurde das gurgelnde Rauschen immer lauter.
    Als er stehenblieb, um sich zu orientieren, sah er es
auf einmal: ein dunkles Fenster, nahe dem Winkel, in dem Schmal- und Längswand
aufeinanderstießen. Der Einstieg der Kimber-Diebe, das musste er sein! Noch
weitere zwanzig Meter zwischen Kristallschwertern hindurch, dann hatte er die
Wand erreicht. Unter dem Fenster waren Kerben, so vom Steinpelz überwuchert,
dass man sie kaum erkennen konnte. Er zog sich hinauf, Kerbe für Kerbe, und fiel
dann in das Fenster hinein. Er landete in einer nur leicht geneigten Felsröhre,
die zum Glück so eng war, dass er gar nicht tiefer fallen konnte. Über weitere
Kerben ging es darin fast senkrecht hinauf. Er kletterte weiter, bis er nicht
mehr konnte, dann hing er wieder japsend zwischen den Felswänden. Irgendwo über
ihm waren Geräusche. Bestimmt war da der Hauptweg! Er schluckte, um seine Kehle
anzufeuchten, die voller Steinstaub zu sein schien. Dann rief er nach Carmino.
Jämmerliches Krächzen. Noch mal. Schon besser. Er brüllte noch ein paar Mal.
Wartete auf Antwort, aber es kam keine. Schließlich schob er sich weiter. Und
weiter.
    Die Röhre öffnete sich irgendwann seitlich in einen
Gang, der allerdings dunkel und so eng war, dass er kriechen musste, eine
Quälerei mit dem verletzten Knie. Er kroch nur deshalb rein, weil er das dumpfe
Gefühl hatte, dass er hier ganz nah beim Hauptweg sein musste. Und wirklich, im
Steinboden waren da und dort Spalten, und einmal war er fast sicher, dass er dadurch
ein Kimberlicht unter sich erkennen konnte! Wieder rief er nach Carmino und
Pix, weniger, weil er glaubte, dass die wirklich noch irgendwo in der Nähe
waren, als vielmehr, weil ihm der Klang seiner Stimme half. Der bestätigte ihm,
dass er noch lebte.
    Treppenstufen. Da waren sie wieder. An seiner linken
Seite führten schmale Stufen hinauf. Stufen waren Luxus nach den Kerben und der
Kriecherei. Seine Handflächen sahen inzwischen aus wie rohes Fleisch. Das Knie
beschwerte sich zwar, aber er zwang sich Stufe um Stufe weiter. Hinauf, bis er
irgendwann unter so einem Lukendeckel ankommen würde. Er würde ihn schon
aufkriegen.
    Es kamen Absätze, auf denen die Richtung der Stufen
wendete. Zweimal öffnete sich die Treppenröhre seitlich auf einen Gang hin,
aber er ging stur weiter hinauf. Er wollte jetzt nur noch raus aus dieser Unterwelt,
ans Licht, an die Luft! Seine Wahrnehmung verengte sich auf sein eigenes
Keuchen und das Geräusch seiner unbeholfenen Schritte. Erst als er sich den Schweiß
vom Gesicht wischen wollte, bemerkte er, dass er immer noch die Schutzmaske
trug. Er riss sie herunter und ließ sie achtlos fallen. Nach dem nächsten
Absatz spürte er dann ungläubig einen kühlen Luftzug auf seinem Gesicht. Kein
Lukendeckel über ihm? Und es wurde auch heller! Und da, da wuchs etwas Grünes
zwischen den Steinen! Und mehr davon, ganze Grasbüschel in den bröckligen
Stufen … eine Feder, halb weiß, halb braun-schwarz … Dann wurde es so hell,
dass er die Augen zukneifen musste.
    So stolperte er ins Freie hinaus, machte geblendet nur
zwei tastende Schritte auf einem grasweichen, buckligen Boden. Möwenschreie! Und
mehr kalter Wind, als er atmen konnte! Um ihn herum war gar nichts mehr, nur
blendend helle, frische Luft! Er rieb sich die Augen, bis sie sich an die
unerträgliche Helligkeit gewöhnt hatten. Als er wieder etwas sehen konnte,
erkannte er, wie gut es war, dass er erst einmal stehengeblieben war: Er stand
auf einer Kuppe, die nur ein paar Meter breit war, und nur an einer Seite ragte
der Fels noch wie eine Umrandung darüber auf. Er trat zurück, suchte Halt an
einem Felsbrocken, erst dann sah er sich genauer um.
    Wenige Meter vor ihm fiel der Fels senkrecht in die
Tiefe ab, und da unten war

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