Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
entkommen war, aber
wenn sie aus Versehen eins von denen da erwischt hätte, dann wäre sie keine
Wiese hinuntergerollt, sondern gleich aus dem achten Stock abgestürzt. Ganz
obendrauf auf der Felsspitze bewegte sich was! Da waren wirklich Menschen!
    „Sind das deine Leute, Kleine?“
    In dem Moment fingen die Schreie da oben an. Eine keifende,
kreischende Frauenstimme!
    „Oh Gott ! Sie hat sie erwischt!“ Sie lief
hinter Firn her, so schnell sie konnte – was nicht annähernd schnell genug war.
„Firn! Firn! Sie sind da oben! Da oben auf diesem Felsen! Diese Hexe auch! Firn !
Hast du gehört?!“
    Hatte er. Er änderte die Richtung und rannte so
schnell auf den Felsen zu, dass Schneemann in begeisterten Galopp verfiel.
    Sie konnte nicht mehr. Blieb keuchend stehen. Jetzt
lag alles in Firns Händen. Und von denen, fiel ihr ein, war eine kaputt.
     
    4.
    Er hatte sich noch nicht ganz herumgedreht, da schoss
die weißgekleidete Gestalt schon auf ihn zu und warf ihn mit ihrer Wucht zurück
gegen die Felswand. Obwohl sein verletztes Knie vor Schmerz aufheulte, war sein
erster Gedanke, um jeden Preis die Maske festzuhalten. Deshalb konnte sie ihn
packen und mit ihrem Körper an die Wand pressen.
    „Jetzt hab ich dich! Und jetzt bist du dran!“ Mit
einer Hand riss sie sich den Schleier vom Kopf, dahinter kam ein vor Triumph glühendes
Gesicht zum Vorschein. „Na, bist du überrascht, Hakemi? Dass ich hier bin? Dass
ich wusste, was du vorhast? Und ob! Du hattest keine Ahnung! Du hast ja nur
über mich gelacht, über die blöde Jakobe, die kocht und wäscht und spült und
alles für euch macht!“
    „Jakobe – he, was soll das denn –“
    „Über die dumme alte Jakobe, die nicht mal eine
richtige Frau ist, was? Nur eine jukenderi , die keiner will, wie? Dabei
bin ich mehr Frau, als du je ein Mann warst, du – du – du – moosha !“
Spucketröpfchen flogen ihm ins Gesicht, als sie dieses letzte Wort
herausschrie, und der Klammergriff an seinen Oberarmen verstärkte sich noch.
„Du hast gedacht, du kannst dich über mich lustig machen, ja? Du dachtest, du
bist besser als ich, was?!“
    Ein erschreckendes Grinsen verzerrte ihre Lippen und
ließ ihre Zähne gefletscht erscheinen. Ihre Stimme fand wieder zu dem
honigsüßen, vergifteten Tonfall zurück, in dem sie eben angefangen hatte. Sie
roch nach Schweiß und ungewaschenen Klamotten, aber darunter war noch ein
dumpfer, stickiger, kranker Geruch, der ihn abstieß und erschreckte.
    Nur die Ruhe, dachte er. Die flippt total aus. Keine
Ahnung warum, keine Ahnung, was die hier macht … Ruhe bewahren. Mit Namen anreden.
Auf den Boden zurückholen.
    „Du bist ja der Hakemi !“, höhnte sie schrill.
„Du weißt alles! Koch das Wasser ab ! Mach die Wunden sauber, damit
sie sich nicht entzünden ! Alles weiß er, der Hakemi ! Sogar Kräuter
sammeln kann er jetzt!“ Ihr eigenes wüstes Gelächter unterbrach sie. „Gar
nichts weißt du, du ahnungsloser kleiner Hakemi! Du bist der blödeste Bauer auf
diesem Spielbrett! Sie hat dich geschoben – genau dahin, wo sie dich
haben wollte, sie ganz allein!“
    Auf einmal war ihre Hand an seiner Kehle. Mit einem
Ruck zog sie sein Gesicht vor das ihre, und dann hatte er ihre Augen direkt vor
sich, verstörte, bösartige Augen, die von all diesen krällchenartigen Wimpern
umgeben waren.
    Sie war kleiner als er, und sie war eine Frau. Man
konnte diesen Überfall nicht ernst nehmen. Aber als er ihre Hand von seinem
Hals lösen wollte, immer noch mehr überrascht als alarmiert, fasste er in
kompakte, harte Muskelmasse. Erstaunt erkannte er, dass er sie nicht einfach
wegschubsen oder abschütteln konnte. Ihr Griff an seiner Kehle, an seinem
Oberarm war eisern, und sie zerrte ihn von dem schützenden Felsen weg.
    „Komm, Jakobe, lass das! Sag einfach, was los ist! Wir
können doch –“
    Weiter kam er nicht, denn da rammte sie ihm plötzlich
ihre Stirn mitten ins Gesicht – in seiner Nase knackte es, und der höllische
Schmerz riss ihn endlich aus seiner Überrumpelung. Aufbrüllend wich er zurück,
hielt eine Hand schützend vor sein Gesicht – die andere hielt immer noch die Maske
fest – aber Jakobe war mit einem hexenhaften Kreischen um ihn herumgewirbelt
und sprang ihn an, schlang den einen Arm von hinten um seine Kehle und wehrte mit
dem anderen seine Hände ab. Ein Tritt in seine Wade ließ ihn fast einknicken.
Das war keine Zankerei mit Handgreiflichkeiten mehr, das war ein Angriff – ein
Angriff auf sein Leben,

Weitere Kostenlose Bücher