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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Scheiße! Was sollte sie nur machen?! Sie konnte nicht wieder da rein!
Und riskieren, dieser Hexe noch mal über den Weg zu laufen … das konnte sie
einfach nicht! Nicht für Bagrat und nicht für James und nicht für ihre
Selbstachtung.
    Wimmernd kauerte sie sich wieder zusammen. Legte den
Kopf auf die Knie, den Mund auf das Lederbändchen an ihrem Handgelenk. Wozu war
sie entkommen? Jetzt konnte sie nicht mehr vor und nicht mehr zurück.
    Dass etwas auf sie zu rannte, hörte sie erst im letzten
Moment, weil das Gras die Geräusche dämpfte. Erschreckt sah sie auf – da wurde
sie auch schon kräftig geschubst, und weiches, weißes Fell drängte sich gegen
sie. Kein Schaf! Das war Schneemann! Seine kalte Nase stupste gegen ihre Arme,
wie eine Aufforderung, und sie ließ sich mit einem Aufseufzen gegen ihn sacken.
So tröstlich warm und lebendig! Wo kam der bloß diesmal wieder her?
Ausgerechnet jetzt und hier? Und dann passierte das Unglaublichste überhaupt.
Eine dünne, schrille Stimme, die wahrscheinlich Glas zum Zerspringen bringen
konnte, kreischte nach Schneemann. Die Stimme kam von unten, vom Meer, und sie
kannte sie. Das war Sandrou !
    Schneemann lief so plötzlich los, dass sie nach vorn
plumpste, aber dann sprang sie auch auf und stolperte hinterher. Als sie den
Wiesenrand erreichte, kugelte der Hund gerade mit Sandrou von der Kante – und
dahinter auf dem Kiesstreifen lag ein Boot, und aus dem stieg ein Mann mit
knallroten Haaren – und jetzt kreischte sie . „ Dorian !“
    Sekunden später klammerte sie sich an ihn, blökend wie
ein Schaf. Versuchte ihm alles auf einmal zu erklären und ihm klarzumachen,
dass er mit ihr in den Berg zurückgehen und James und Bagrat suchen musste, und
dass da unten schon einer fast tot war oder ganz und eine Verrückte da
herumrannte und dass sie deshalb eine Waffe brauchten – und sie heulte und heulte,
obwohl sie das nicht wollte, es passierte einfach, weil Dorian sie festhielt
und ihren Rücken tätschelte, obwohl er doch lieber schnellstens loslaufen
sollte, damit die beiden nicht auch verbluteten –
    Irgendwann musste sie husten, aber loslassen konnte
sie nicht.
    „Gute Güte, Inglewing – sieht ganz so aus, als wäre
das heute dein Tag als Kindertröster, was?“, platzte plötzlich eine richtige
Arschlochstimme in ihre Zuflucht.
    „Ich hab fast nichts kapiert, Pixie“, sagte Dorian
entschuldigend und ignorierte das Arschloch. „Sag’s noch mal, ein bisschen
langsamer. Vor allem, was du hier allein machst. Wo sind die anderen? Was ist
passiert?“
    Er war kalkweiß im Gesicht und hatte blaulila Schatten
unter den Augen, als wäre er krank. Aber danach konnte man später fragen. Jetzt
zählte jede Sekunde.
    „James und Carmino sind noch dadrin! Eine Verrückte
hat uns überfallen. Hat einen mit einem Stein erschlagen und wollte hinter
James her! Wir sind weggelaufen. Ich jedenfalls. Ich weiß nicht, wo die anderen
sind! Und jetzt kommt keiner mehr da raus! Diese Irre ist gefährlich! Wir
müssen unbedingt James und Bagrat suchen, bitte, Dorian, bitte! Vielleicht
leben sie ja noch!“ Dann musste sie wieder heulen.
    „Meint sie vielleicht den da?“
    Was? Wen? Sie drehte sich um. Da lief einer die Wiese
runter auf sie zu. Einen Moment lang wollte sie schreien vor Erleichterung.
Dann sah sie, dass das der Messerwerfer war.
    „Nein. Aber – das ist doch auch einer von den
Montagus, oder, Pix?“, erkundigte sich Dorian. „Sind die denn alle hier?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Bitte! Bitte , Dorian,
komm jetzt! Wir müssen die beiden suchen! Ich hab solche Angst!“
    „Wo sind die anderen?“, rief Firn schon von weitem.
„Wo sind James und Carmino?“ Der klang so alarmiert, als wüsste er, dass was
passiert war!
    „Dadrin! In diesem Berg hier!“, keuchte sie. „Irgendwo
in den Gängen! Komm jetzt, Dorian!“
    Firn hatte schon abgedreht, pfiff Schneemann zu sich
und lief die Wiese schnell wieder hinauf, auf das Felsfenster zu. Wieso war der
eigentlich hier? Wo kam der jetzt her?!
    „Heilige Larenni!“, sagte der Arsch – ein Typ, der wie
eine sportliche, braungebrannte Null aussah, so einer, der an Staumauern
raufklettert und Fallschirmsprünge macht, um das beim nächsten Smalltalk in einem
Nebensatz zu erwähnen. „Da oben sind ja noch mehr Leute!“
    Er zeigte auf den Felszahn, der vielleicht hundert
Meter entfernt war, ein zerklüftetes Ding mit vielen schwarzen Löchern an den
Seiten – womöglich lauter Fenster wie das, durch das sie

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