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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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durchgerungen, mit dem er nicht ganz zufrieden war. Dann ließ
er das Netz mit der Mistel von der Schulter gleiten und hielt es ihr hin. „Trag
das und komm mit.“
    Also dann. Sie nahm das Netz mit James’ kostbarer
Mistel und folgte ihm die Gasse hinunter Richtung Hafen. Er sah sich nicht
einmal nach ihr um. Er ging, wie er redete und einen ansah. Lange, präzise
Schritte, alles ganz gelassene Überlegenheit. Die trendige Städterkleidung trug
er mit Ironie, aber nicht ohne Eleganz. Nur seine Frisur brachte sie ein
bisschen zum Grinsen. Eine breite silberne Spange hielt sein schwarzes, grau
gesträhntes Haar am Hinterkopf zusammen. Sie war sparsam mit schwarzem Stein
und grauen Perlen besetzt und sah zu kostbar aus, um Teil eines ironischen
Inkognitos zu sein.
    Als sie das Gedränge des Marktes hinter sich hatten,
ging es eine ganze Weile den Hafenweg entlang, bis er vor einer der billigen
Unterkünfte Halt machte – so was wie die Nachtigall und Lerche in
Brekenzoil. Hinein ging er aber nicht, sondern um das Gebäude herum, wo
Stallungen einen schmalen Innenhof säumten. Er machte sich nicht die Mühe, ihr
die Tür aufzuhalten. Als sie hinter ihr zufiel, regte sich leiser Zweifel in
ihr, ob das hier eine so gute Idee war, aber sie ging trotzdem weiter. Außer
ihnen schien niemand hier zu sein, und auch die meisten Boxen waren leer, aber
der Geruch nach Pferden – Heu, Honig, die leise Schärfe von Mist und Lederzeug
– legte sich über sie wie eine Decke. Das große graue Pferd, das sie auf der
Straße nach Parrot’s Fork gesehen hatte, wandte den Hals und sah seinem Herrn
entgegen. Es füllte seinen Stall beinahe aus. de Braose beugte sich unter dem
Holzgatter hindurch und betrat die Box. Er begrüßte sein Pferd und wandte sich
dann zu Kate um.
    „Komm herein.“
    Ganz geheuer war ihr das nicht, aber sie folgte ihm
zwischen den Holzbalken hindurch. Ist doch mal eine ausgefallene Location,
dachte sie. Es war ziemlich klar, was nun folgen würde. Geschäftsgespräche
würde der hier wohl kaum führen.
    Das Pferd mochte offenbar keine Fremden in solcher
Nähe und fing an, unruhig hin und her zu stampfen. Sie wich vorsichtig bis an
die Wand zurück. Ihr Unbehagen entging de Braose nicht. Er klopfte dem Tier den
Hals und sagte ein paar beruhigende Worte, die sie nicht verstand. Das Herz
schlug ihr jetzt bis zum Hals. Noch konnte sie abhauen, irgendwie wusste sie,
dass er sie nicht hindern würde … Dann drehte er sich zu ihr um. Der Kontrast
zwischen seinem peniblen Äußeren und dem zertretenen, mistigen Stroh hier, das
hatte was. Er zog sie von der Holzwand weg zu sich heran, zupfte ihr das Tuch
vom Kopf und betrachtete ihr kurzes Haar.
    „Dachte ich mir. Und eine Peregrina bist du nicht“,
sagte er, nahm ihr das Netz mit der Mistel aus der Hand und legte es zur Seite.
„Eine Peregrina wäre niemals einfach mitgekommen.“
    Er ließ ihr noch einen Moment Zeit, darauf zu
reagieren, vielleicht sogar, zu gehen. Dabei sah er ihr aufmerksam ins Gesicht.
Sie rührte sich nicht. Was mochte er sehen? Was konnte ihm ihr Aussehen
verraten? Seinen Blick erwiderte sie frech, weil ihr das das Beste zu sein
schien. Aber als sie in das selbstsichere Gesicht hinaufsah, wusste sie, dass
sie mehr erfahren musste, und nicht nur über die Wendokarn.
    Der Moment war vorbei. Er drängte sie rückwärts gegen
die Flanke seines Pferdes – raues, überraschend heißes Fell an ihren nackten
Armen, unruhige, beunruhigende Bewegung, vor der sie zurückzucken wollte, aber
das ließ er nicht zu. Er drängte sein Knie zwischen ihre Beine und drückte mit
einer Hand – den Daumen dicht unter ihrer Kehle – ihre Schulter gegen das
Pferd. Die andere legte mit wenigen Griffen frei, was er frei haben wollte. Er
roch nach Seife und Schweiß – der Geruch der gepflegten Leute hier.
    Nein, gewalttätig war er nicht, nicht einmal grob, er
ließ einen nur spüren, dass er beides sein könnte. Er machte seine Sache
ziemlich gut. Entschlossen, ohne eine Spur von Zögern oder Zweifel. Ohne
Fragen, auf die man reagieren musste. Nicht einmal sein Mund suchte nach
Erwiderung, er nahm sich, was er wollte, ihr Entgegenkommen war nicht
erforderlich.
    Am Ende war ihm die Spange aus dem Haar geglitten, und
er war ein bisschen außer Atem, aber das war alles. Kein Nachtgesicht. Leute
wie dieser Mann zeigten ihre Nachtgesichter nicht. Wenn man sie doch zu sehen
bekam, dann wusste man, dass man sie zu weit getrieben hatte. Und dann wurde

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