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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Angst“, murmelte er. „Vieles davon … ich
frag mich, wie oft du mich schon belogen hast!“
    Sie dachte nach, obwohl es eigentlich nichts
nachzudenken gab. „Ich heiße nicht wirklich Walker“, sagte sie schließlich.
„Das ist nur der Name, den ich mir als Kind – na ja, zugelegt habe. Ich fand,
er passt besser.“
    „Als was?“
    „Als Unwin.“
    „Kate Unwin“, sagte er probeweise.
    „So steht’s in meinem Pass“, erwiderte sie und stand
endlich auf. Sie sammelte ihre Sachen von der Stufe ein, zog den Rest unter der
Bank hervor und zog sich an. Auf einmal war ihr wieder leicht zumute. Sie hatte
sich freigekauft mit dem Eingeständnis dieser einzigen Lüge. Diese Wahrheit
stand ihm zu. Jetzt waren sie wieder quitt.
     
    6.
    Die vorbeiziehenden Städterinnen schienen alle die
gleiche Frisur zu tragen: Lang fallende Locken, die mit perlenverzierten Kämmen
und Spangen festgesteckt wurden – jede zwischen elf und achtundneunzig trug das
Haar so, und Kate hätte gewettet, dass da auch Haarteile eingesetzt wurden. Von
den Männern forderte die Mode dagegen glattes Haar, das im Nacken streng
zusammengefasst wurde. Hier in Gassapondra sah man auch viele Männer mit kurzem
Haar. Die Trendfarbe des Sommers war eindeutig Braun, Braun in allen Schattierungen,
und vorzugsweise mit Schneeweiß oder einem zarten Apricot kombiniert. Und das absolute
Must-have waren kleine, perlenbestickte Täschchen, kaum größer als Geldbörsen,
die die Frauen an dünnen Bändern in der Hand trugen. Wer wie die Peregrini und
die Händler die beutelartigen Ledertaschen trug, die am Gürtel befestigt
wurden, der outete sich schon dadurch als Bauer.
    Die Montagu-Frauen an ihrem Verkaufsstand vertrieben
sich mit solchen Betrachtungen die Zeit, wobei sich Kate vor allem über Raweens
treffende und oft derbe Kommentare amüsierte. Das war auf jeden Fall besser als
das Gerede über ewig gleichbleibende Streitpunkte, wie jetzt schon wieder über
James’ Hakemi-Tätigkeit.
    „Aber er hat sie gerettet!“, ereiferte sich Nella
gerade. „Das Baby war in der Nabelschnur verwickelt! Und die Frau hat –“
    „Ach was, das hätten die Frauen auch ohne ihn
geschafft! Vermutlich hat sie einfach Glück gehabt. Unseren falschen Hakemi
hätten die nicht gebraucht!“
    „Warum bist du nur immer so böse auf James?“, fragte
Nella, in seinem Namen gekränkt, aber auch aufrichtig an der Antwort
interessiert. „Er ist doch immer – freundlich und – und hilfsbereit – was macht
er denn falsch?“
    „Ha! Freundlich, hilfsbereit – Nella, du solltest dich
mal hören! Du bist doch schon ganz –“
    „Nun ja, der Frau hat er auf jeden Fall geholfen!“,
unterbrach Aruza. „Marjana hat nur Gutes über ihn gesagt, Jakobe. Obwohl sie
Ströme von Blut verloren hat, lebt sie noch!“
    Pix gab einen unterdrückten Würgelaut von sich.
    „Aber sie sollen beide sehr schwach sein, die Frau und
das Kleine auch. Und zwei von ihren anderen Kindern haben Fieber. Trotzdem
wollen sie heute Abend noch alle auf das Schiff gehen, sagt Marjana!“ Nellas
weitaufgerissene Augen suchten bei ihren Kolleginnen nach einem Verständnis,
das sie bei Pix und Kate offenbar nicht fanden. „Habt ihr gehört?“, setzte sie
zaghaft hinzu. „Auf ein Schiff … wie können sie nur …!“
    „Natürlich wollen sie weg von hier!“, sagte Raween.
„Wer kann es ihnen verdenken, wo die Custodians hier ständig Jagd auf sie
machen?“
    „Aber mit dem Fieber … und auf einem Schiff – denkt
ihr da nicht auch an –“
    „Unsinn!“, wiegelte Aruza ab. „Das sind doch alte
Geschichten! Das war das Dunkle Zeitalter, so was machen die heute doch nicht
mehr.“
    „Aber eine neue Dunkelheit naht!“, murmelte Jakobe,
und Kate sah, wie ihre Finger auf den Webdecken zitterten und sich dann um die
Stoffe krallten. „Wer ahnt schon, was noch alles geschehen wird!“
    „Jakobe!“
    „Es ist wahr“, sagte die leise, aber nicht weniger
inbrünstig als vorher. „Sie kehrt zurück! Und all das sind ihre Herolde: die
Bendewikke und der Vulkan … ja, sie kehrt zurück!“
    „Hör doch auf damit! Mir läuft es kalt über den Rücken,
wenn du so redest!“
    „Ich sage nur, wir sollten bereit sein!“ Jakobe wandte
sich zu ihnen um, und Kate stellte fest, dass das Flackern aus ihren runden Augen
verschwunden war. So weit geöffnete, eigentümlich strahlende Augen – wie
schaffte sie es, trotz dieser Augen ein so mausgraues Gesamtbild abzugeben? Das
liegt wie ein Tarnmantel um

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