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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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sie herum, dachte Kate. Oder ist das doch nur der
letzte Rest Lebendigkeit, der da in ihren Augen sichtbar wird?
    „Wie kann man bereit sein für das Ende der Welt?!“,
quiekte Nella. „Kannst du uns das auch mal sagen?“
    Kate hatte überhaupt keine Lust, die Fortsetzung der
apokalyptischen Erörterungen mit anzuhören. Sie reihte die letzten Münzen auf
den Ring und steckte ihn in ihre neu erworbene Gürteltasche. „So, die Misteln sind
alle verkauft. Ich seh mich mal ein bisschen auf dem Markt um.“
    „Hast du das nicht schon ausreichend gestern Abend und
den ganzen Vormittag über gemacht?“, fragte Jakobe.
    „Ich bin bald zurück.“ Kate lächelte ihr ins Gesicht.
„Vielleicht find ich ja auch was für dich, Pix.“
    „Oh, wir halten dich nicht auf! Hoffen wir nur, dass
diese Reparatur nicht so lange dauert wie die letzte!“
    „Kannst du uns eine Tüte Quittenbrot mitbringen?“,
fragte Nella über das Gekicher der anderen Frauen hinweg.
    „Denk dran, wir brechen morgen früh auf!“, rief
Jakobe ihr noch hinterher.
    Dann gingen die Stimmen im großen Chor des Marktes
unter. Endlich. Sie hatte kaum mehr als zwei Stunden mit denen am Stand
verbracht, aber das reichte. Stillstehen war heute kaum zu ertragen. Und auch
die Gesellschaft der Montagu-Frauen übte nicht mehr den Reiz auf sie aus wie in
den vergangenen Tagen. Nur die Musiker, die nicht weit von ihnen spielten,
hatten die letzte Stunde erträglich gemacht. Aber jetzt musste sie einfach eine
Weile gehen.
    Weitergehen. Schon den ganzen Tag klang das Wort in
ihren Ohren. Sie war unruhig und auf unbestimmte Weise traurig, seit sie Dorian
verlassen hatte. Dorian … der saß jetzt auf den Stufen seines Wagens und
reparierte Scheren und Kinderspielzeug und Uhren. Dunkelrote Locken, die sich
über seinen Nacken, an seinem gebeugten Hals entlangringelten, dicht an seiner
Haut schweißfeucht und dunkel. Für einen Moment hatte sie seinen Duft in der
Nase, so vertraut und unverkennbar wie sein Gesicht oder seine Stimme. Es war,
als riefe er sie damit zu sich. Aber sie hatte nicht vor, diesem Ruf so bald
wieder zu folgen.
    Sie hatte Hunger und hielt nach dem Stand mit dem
gebratenen Fisch Ausschau, bei dem sie gestern schon gewesen war. Fischstände
gab es hier auf dem Weg zum Hafen einige, aber sie wollte den mit den
marinierten Fischen. Das Fiebergerücht beeinträchtigte den Marktbetrieb noch
kein bisschen, immer wieder musste man sich zwischen ganzen Menschentrauben
hindurchschieben. Lauter gute Gelegenheiten, die sie aber alle verstreichen
ließ – wegen Dorian, dessen Bild sich hartnäckig irgendwo in ihrem Kopf hielt.
    Sie kam an einem Jongleur vorbei und dann an zwei
Musikern, Geige und Akkordeon. Der Geiger war nicht annähernd so gut wie der
kettenrauchende Montagu-Mann – Halfast. Trotzdem schön anzuhören, während sie
auf den Stand mit dem Quittenbrot zuhielt. Sie hatte ihn gestern schon
entdeckt. Das Zeug, so lecker es war, klebte schrecklich an den Zähnen, und
angesichts des hiesigen Zahnpulvers überließ sie es gern Nella. Sie hatte noch
einige Kupfermünzen und ließ sich für zwei Chaval eine Tüte füllen. Blieb noch
genug für Fisch und ein paar Kleinigkeiten. Als sie sich umdrehte, verstellte
ihr jemand den Weg.
    „Sieh an. Einfach-nur-Kate aus Rhondaport! Und in Gassa
verkauft sie also Misteln!“
    Der Schreck war ein Volltreffer. Beinahe hätte sie die
Tüte fallengelassen. Da stand Ghist persönlich vor ihr. Galen de Braose, dessen
Namen und Gesicht sie sorgfältig in ihrem Hirn gespeichert hatte. In diesem
Aufzug hätte sie ihn vielleicht nicht einmal erkannt, wenn er nur an ihr
vorbeigegangen wäre. Keine grauen Klamotten, staubigen Stiefel, Bartstoppeln
oder Schlapphüte heute. Heute war er inkognito in modebewusster
Städter-Kleidung: kastanienbrauner Anzug mit Weste, knallweißer, offener
Hemdkragen, Schnallenschuhe. Ein gut gekleideter, gut frisierter, reicher Mann
auf dem Herbstmarkt von Gassapondra. Dass er ihren Namen noch wusste und auf
die Begegnung im Präfektenpalast von Rhondaport anspielte, bedeutete wohl
nichts Gutes.
    „Kennen wir uns?“ Es gelang ihr, eine ziemlich gute
Mischung aus Langeweile und Gereiztheit – was stehst du mir im Weg, Mann? – in ihren Ton zu legen.
    Er grinste. „Nur vom Sehen, sozusagen. Vorgestellt
wurden wir einander noch nicht.“
    Und er machte auch keine Anstalten, das zu ändern oder
beiseitezutreten. Über seiner einen Schulter hing – eine Mistel in einem Netz.
Der

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