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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Barriere bestanden, ein Gemisch aus
Verlegenheit und Verständnislosigkeit von beiden Seiten. Genervtheit, Trotz.
Nichts Besonderes, mit anderen Worten. Aber als er da in dem kleinen Badezimmer
zuhören musste, hatte er zum ersten Mal kapiert, dass das seine Wurzeln in der
Zeit nach dem Stromkabel-Unfall haben musste, an die er selbst möglichst nie zurückdachte.
    Ja, er erinnerte sich dunkel an die Bilder, die er
damals gemalt hatte, zumindest an ein paar davon. Kein Wunder, dass er das dann
aufgegeben hatte. Selbst seine Mutter, die so stolz auf sein Talent gewesen war
– auch daran erinnerte er sich plötzlich wieder, sie hatte ihn sogar Zeichenkurse
machen lassen – seine Mutter tat dann auch nichts mehr, um ihn zum Malen oder
Zeichnen zu ermutigen. Und was seinen Vater anging – Michael Barrett war
niemand, der sich mit abweichendem Verhalten arrangieren konnte.
    Tja, und jetzt zeichnete er wieder … vielleicht ein
weiterer Hinweis auf einen Nervenzusammenbruch? Aber er zeichnete keine
schwarzvioletten Monster mehr, die an abgerissenen Beinen und Armen kauten.
Oder an ausgerissenen Fingern.
    Nee, dachte er. Jetzt sind es Masken mit
Augenschlitzen und seltsamen Steinen.
    „Was ist los? Bist du eingeschlafen oder was?“, riss
Firn ihn aus den Gedanken. „Ich hab keine Lust, den Wagen allein zu ziehen!“
    Also trat er wieder fester in die Pedale. Atmete tief
die Seeluft ein und ließ das Geräusch der Wagenräder, den Geruch von Salz und
feuchtem Gras in sein Bewusstsein dringen. Das hier, das war die Wirklichkeit,
so verrückt die Prämisse dafür auch sein mochte. Nein, er hatte keinen
Nervenzusammenbruch, er passte sich nur einer veränderten Realität an – etwas,
das sein Vater nie gekonnt hätte, so viel stand jedenfalls fest. Man musste dem
Verstand ein bisschen Freilauf lassen. Auch mal etwas akzeptieren, das auf den
ersten Blick total verrückt aussah. Verrückt wurde man erst, wenn man dagegen
anrannte.
    Die ganze Zeit spürte er, wie Firns skeptische Blicke
an ihm schabten. Der wartete nur darauf, ihn beim Einnicken zu erwischen. Ihn
als Penner, Lügner, Niete zu überführen. Immer noch. Bei dem war kein Boden zu
gewinnen. Vertrauen schon gar nicht. Schade eigentlich, er mochte Firn, auch
wenn er fand, dass er es mit der Kaltschnäuzigkeit manchmal übertrieb. Firn war
wie Adrian jemand, dem alles zu leichtfiel, sodass ihn nie der Hauch eines
Zweifels streifte, schon gar nicht an sich selbst. Eine Mischung aus echtem
Können und Glück sorgte dafür, dass er auch nie Anlass zu solchen Zweifeln
hatte. Mit Leuten, die nicht so schnell, geschickt und intelligent waren wie
er, sprang er dementsprechend um. James konnte ihm seine Arroganz nicht einmal
übelnehmen. Er hatte gesehen, wie schnell und gründlich der Tod auch mit Leuten
wie ihm verfuhr.
    „Hast du eigentlich viel verdient mit der Malerei?“
    „Insgesamt so an die dreißig Kelvernen.“
    „Das ist viel“, stellte Firn nicht ohne
Anerkennung fest. „Eine Menge, Mann! Hätte ich nicht gedacht.“
    Ja, aber wahrscheinlich ein Fliegenschiss gemessen an
dem, was die Kumpels von Laurent von ihm würden haben wollen.
    „Jujuna hat ihr Bild im Wagen aufgehängt. Wie sich der
Mantel in die Vögel auflöst … genauso sieht’s aus, wenn sie die Kumatai spielt.
Wirklich gut.“
    Fand James auch. Das Bild war ihm gelungen, auch wenn
es ihn finanziell gesehen dem Ziel nicht näher gebracht hatte.
    „Dass du dafür Augen hast, wenn du da im Wagen bist –“
Das war ihm so rausgerutscht. So was hätte er zu Adrian gesagt. Zu Firn eher
nicht. Firn streifte ihn mit einem schrägen, sarkastischen Halblächeln, machte
sich aber nicht die Mühe, darauf etwas zu erwidern.
    Die Erwähnung der Kumatai brachte seine Gedanken
wieder zurück zu dem Stein, den sie angeblich eigenhändig auf diese alte
Reitermaske geklebt hatte. Dieses Ding gab es, und Aubrey hatte gewusst, wo es
war, Punkt. Übersinnlich, paranormal – nur Worte. Es galt, was er damals in
Inglewings Wagen erkannt hatte: Wenn es irgendetwas nach dem Tod gibt, dann ist
alles möglich. Dann sind gesunder Menschenverstand oder medizinisches Wissen
keine Instrumente, mit denen sich die Wirklichkeit auch nur annähernd
befriedigend erfassen lässt. Und so unwohl er sich damit auch fühlte, er musste
jetzt damit leben.
     
    3.
    Aber lange konnte man hier gar nicht über ein Jenseits
nachdenken, und auch in die eigenen Tiefen hinabzusteigen, zu den Masken und
Monstern, fiel ihm schwer. Hier

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