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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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zwischen den grünen Hügeln und dem Meer, den
Bauch voll mit gutem Essen und noch besserem Bohnenkaffee, über ihm am blauen
Himmel fette weiße Wolken im Wind, die die Landschaft zu einem bewegten Puzzle
aus Licht und Schatten machten … das rhythmische Mahlen der Räder, die singenden
Kinder, die jukannai , die um ihn herum gegen den Wind und Brogues
Stimmübungen angrölten … Es waren Tage, an denen man gar nicht nachdenken
wollte. Wäre Pix nicht die ganze Zeit über in Sichtweite neben ihnen hergestapft
wie ein düsteres Memento –
    Er wusste, worauf sie aus war. Sie wollte endlich
hören, was er bei Salz-und-Seide in Erfahrung gebracht hatte. Dafür
schaffte sie es, mit dem Galiziak Schritt zu halten wie die anderen Frauen. Von
Zeit zu Zeit überholte sie den Wagen sogar, sah sich um und starrte ihn auf die
gute alte Pix-Weise an: vorwurfsvoll, fordernd und mürrisch zugleich.
    An diesem zweiten Nachmittag auf dem Ferulweg fuhr er
mit Halfast zusammen. Halfast stimmte nur hin und wieder in das Gegröle mit ein
(dagegen konnte man sich kaum wehren, selbst James ertappte sich immer wieder
beim Mitsingen), die meiste Zeit aber schien er seinen eigenen Gedanken
nachzuhängen.
    „Übernimmst du mal die Lenkung?“, fragte er jetzt, als
ein längerer Wegabschnitt ohne Steigung vor ihnen lag.
    James nickte. Solange beide weiter in die Pedale
traten, war es kein Problem, den Galiziak allein auf Kurs zu halten. Halfast
nahm die Tabakdose aus seiner Hemdtasche und fing an, seinen Rauchnachschub zu
basteln. Er verwendete keinen kleingeschnittenen Tabak, sondern Blätter. James
hatte kaum mal eine Zigarette geraucht, und mit Tabak kannte er sich gar nicht
aus, aber er hatte noch nie gesehen, dass sich jemand die Kippen aus Blättern zusammenrollte.
    „Das Zeug ist das reine Gift“, bemerkte er. Nur zu gut
erinnerte er sich an den Geschmack des Zigarillos, den er in der Pacculi-Nacht
geraucht hatte.
    „Ich mische es nicht“, erwiderte Halfast milde
überrascht. „Keine Pilze dabei, falls du das meinst.“
    „Es ist der Rauch. Egal, was drin ist.“
    „So? Muss wohl Hakemi-Wissen sein.“ Er legte die fest
zusammengerollten Tabakblätter auf ein quadratisches braunes Papierblättchen,
wickelte es mit einer Ecke beginnend um den Tabak, leckte die andere Ecke an
und klebte sie so fest. Das eine Ende wurde umgeknifft, das andere mit einem
Streichholz angezündet. Rauchend drehte er sich dann noch sechs weitere dieser
seltsamen Glimmstängel.
    „Willst du auch einen?“
    James wollte gerade dankend ablehnen, als hinter ihnen
Pix herausplatzte: „Ohh – kann ich einen haben? Bitte!“
    Halfast wirkte verblüfft, aber als er ihre gierige
Miene sah, grinste er. „Na, meinetwegen. Aber lass das besser nicht Jakobe
sehen oder den Chef. Er mag es nicht, wenn Frauen rauchen.“
    „Bestimmt nicht. Danke!“
    „Geh’s langsam an, das ist keine Zigarette“, warnte
James.
    „Was du nicht sagst! Das seh ich auch!“ Aber der
Pix-Ausdruck wich dann seligem Entzücken, und James dachte, dass es ihr damit
wohl ähnlich gehen musste wie ihm mit dem Kaffee. Sie fiel langsam zurück, und
endlich war er ihren mahnenden Anblick neben dem Galiziak los.
    „Und du?“
    „Ich mach mir nichts draus, danke.“ Aber Halfasts zugängliche
Stimmung sollte man nutzen, fand er, und so stellte er eine Frage, die wie ein
loses Ende aus dem Gewirr seiner Gedanken heraushing. „Was war das eigentlich
für ein Stück, das du da auf der Hafenwiese in Gassa gespielt hast?“
    Halfast, damit beschäftigt, seinen Tabakkram wieder zu
verstauen, dachte kurz nach. „Abends, meinst du? Als die den Tristain geprobt haben? Das war ‚Vivaldis Winter’, von Philippe de Maragante.“
    Deshalb war ihm das so vertraut vorgekommen! Vivaldis
Winter … seine Mutter hörte Vivaldi sozusagen in Dauerschleife. Aber was –
    „Hast du nie von ihm gehört?“, unterbrach Halfast
spöttisch seine Überlegungen. „Philippe de Maragante, das große Wundertalent.
Hat die Geige sozusagen erfunden. All die teuren Instrumente, die ihr Kramper
in euren Konzerthallen hört, all die Suttonburys und diVeceri – das sind
Nachbauten der Instrumente, die die Maragants vor hundertzwanzig Jahren gebaut
haben. Die meisten Peregrini bevorzugen trotzdem immer noch die Fiedel.“
    James begriff auf einmal, dass er hier einer Sache auf
der Spur war, die sein Problem stärker berührte, als er zunächst gedacht hatte.
„Und dieses Stück war von ihm, von diesem

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