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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Hang mit silbergrauem Gras führte zum Meer hinab. Silbergrau waren
auch die Schaumkronen auf den Wellen. Und über allem hing dieser Mond, zu groß,
zu gelblich, aber doch der Mond. Wenn man lang genug hinsah, entdeckte man
zwischen den fliegenden Wolken auch Sterne. Er hatte schon vor Tagen ohne
besondere Überraschung den Großen Wagen entdeckt. Sie waren noch unter
denselben Sternen, und hatte er das je bezweifelt? Sie waren nur nebenan .
    Ihm wurde kalt, und er kehrte zurück zu seinem
Schlafsack im Bettkasten. Nachdem er sich vorhin schlafen gelegt hatte, war die
Musik unten noch gefühlte Ewigkeiten weitergegangen. Jetzt war es zwar still,
aber in seinem Kopf schien der ganze Lärm der Tage widerzuhallen; all die
Stimmen, die ihn tagtäglich umgaben, hatten anscheinend nur darauf gewartet,
sich in dieser Stille einen Wettkampf liefern zu können. Die zänkischen Stimmen
von Pix und Carmino, die kühle, spöttische von Firn, die giftige von Jakobe,
die ruhige von Halfast. Nicht Menschenaug‘, noch Fuß vom Tier … Vivaldis
Winter , wie ein Gruß von nebenan. Brogues Gesang und der der
seilspringenden Kinder –
    Er grinste in die Dunkelheit, weil sich selbst jetzt
die Siebzehn Zwiebelmützen wieder in sein Hirn drängelten. Und mit dem
Vers kam das Bild von Nella, die wie ein kleines Mädchen Seil sprang –
    … zwirbeln zwanzig Zwerge Zwirn …
    Hätte das eben etwa auch Nella gewesen sein können?!
Und was, wenn sie hereingekommen wäre? Oh Mann. Es war wirklich Zeit, dass er
hier wegkam!
    … spritzen siebzehn Zwiebelgrützen …
    Kates lockendes Lachen auf dem Schoß des Harfners.
Firns herablassendes Aubessian .
    … schnitzen siebzehn Zwillenschützen …
    Was für ein Blödsinn. Blödsinnige Verse … der
Gelichterjäger fiel ihm ein, Gerringer. Der hatte ihm das Rezitieren von sinnlosen
Versen empfohlen. Sheltern hatte er das genannt, eine alte Jäger-Technik
zum Schutz gegen Dämonen und andere Gelichterwesen, die darauf aus sind, sich
in die lebendige Seele eines Menschen hineinzubohren. Brunnen: So sahen diese
Wesen die Menschen, wie tiefe, volle Brunnen –
    Beim Sheltern musste man seinen Vers so lang
wiederholen, bis er wie ein Schirm über dem Bewusstsein lag. Oder bis er jeden
vernünftigen Gedanken in die Flucht geschlagen hatte und man nur noch so eine
Art dröhnende Glocke war. Eine hohle Glocke, die interessierte diese Wesen
nicht. Ja, das Bild gefiel ihm. Er hatte selbst so einen Vers –
    Auf einmal zuckte er auf und bemerkte, dass er schon
fast in den Schlaf hinübergedriftet war. Treppenstufen schlafen nie war
nicht sein Vers, und ganz bestimmt nicht sein Shelter. Eher der Stachel in
seinem Gehirn, den er nicht mehr loswurde.
    Vielleicht war es ja Aubreys Shelter. Und jetzt lass
mich schlafen!
    Aubrey! Der hatte gejagt, und nicht nur den
Digger-Dagger. Wenn er nicht auf Reisen im Norden war, dann hatte er sich mit Vorliebe
in Orolo herumgetrieben! So einen Jäger-Shelter hätte er da auf Dauer gut
gebrauchen können.
    Wie schon bei der Sache mit dem Askertormen hatte er
das Gefühl, dass er ein Puzzlestück im Blindflug an die richtige Stelle in
einem Gesamtbild eingefügt hatte, von dem er nicht mehr als verschwommene
Umrisse sah. Er hasste das Irrationale an dieser Art von Begreifen – im
Halbschlaf, meine Güte! – aber er konnte sich dem Eindruck von Stimmigkeit
nicht entziehen.
    Und Adrian hat es gewusst, dachte er, während er
wieder in den Schlaf hinüberglitt. In seinem letzten, hellsichtigen Moment
damals hat er gesehen, dass dieser Vers schon auf mich wartete –

6. Stummes zum Sprechen bringen
     
    1.
    Dorian Inglewing steuerte sorgfältig und fuhr langsam.
Unzählige Peregrini-Wagen hatten im Lauf der Jahrhunderte tiefe Spurrillen auf
dem lehmigen Waldweg hinterlassen, und er war nicht scharf auf eine gebrochene
Achse. Am Vormittag wäre ihm der Wagen schon um ein Haar von einer Holzbrücke
gekippt, als sie ein Flüsschen überqueren mussten, einen Nebenarm des Akbarnen,
der sich durch den Wald seinen Weg zur Küste bahnte. „Die Krikka!“, kreischten
die Kinder auf der Rückbank los. „Heute Nachmittag sind wir da!“
    Je eher sie Krai erreichten, desto besser – so viele
Bäume waren nichts für ihn, das sah er genauso wie der Harfner, der bis gestern
Abend mit ihnen gereist war, mitsamt Diener, Pferd und Karre für seine Harfe.
Kaum hatte der Ferulweg, der hier einem schroffen, unebenen Küstenabschnitt
auswich, sie landeinwärts bis zum Wald gebracht,

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