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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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verabschiedete sich Woodric
Haggerty wieder von ihnen, ein gut gelaunter Bursche mit einem Fass Trukvister
im Gepäck. Er ritt weiter nach Westen, um die Flussstation Trin Tyggen am
Akbarnen zu erreichen, auf dem man dann doch bequemer nach Norden reisen könne,
wie er mit einem skeptischen Blick auf die Bäume ringsum erklärte.
    Aber jetzt hatten sie schon mehr Sonne als Schatten
auf ihrem Weg. Die Stämme von Erlen und scharf duftenden Ingwerbirken rückten
immer weiter auseinander, und dazwischen lagen breite Sonneninseln im
Unterholz, das gelb, dunkelrosa und blau gesprenkelt war. Weiß blühende Polster
überzogen umgestürzte Bäume – vermutlich von den Blumen zu Tode gewürgt und
ausgesaugt, dachte er. In den Flecken aus Sonnenlicht schossen Bienen wie
winzige Flugkörper hin und her. Hier unten waren sie vor dem Wind geschützt,
der hoch über ihnen die Baumkronen bedrängte. Weißliche Blattunterseiten flatterten
vor dem blauen Himmel, und darüber schwebten schon die Möwen mit ausgebreiteten
Flügeln; reglos wie Flugdrachen, passten sie sich nur dann und wann mit einem
raschen Schwenk ihrer Körper einer Änderung der Luftströmung an.
    Das waren sie also, die berühmten Blumenwälder von
Krai. Von hier kam der Krai-Honig – eine Delikatesse, deren Nachfrage das
Angebot so weit überstieg, dass er zu Wucherpreisen verkauft wurde und es beim
Verkauf nicht selten zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kam. Er fand ja,
dass die festen Klumpen Gal , die sie als Kinder in Orolo gelutscht hatten,
auch nicht zu verachten waren, aber für Ellie musste es Krai-Honig sein. Oft
genug hatte er für sie Beutezüge auf den Markt von Aube unternommen und so
viele Gläser mitgebracht, wie er mitnehmen konnte, ohne von anderen Käufern
verprügelt zu werden.
    Hin und wieder verschlug es eine Biene auf seine
Frontscheibe. Große Brummer mit malzfarbenem, schwarz gestreiftem Pelz und
kräftigen schwarzen Beinen. Hatten keine Ahnung davon, dass sie ein landesweit
berühmtes Produkt lieferten. Wer Ellie jetzt wohl ihre Honigtöpfe besorgte?
Catriona, die Graico-Haushälterin vermutlich, dachte er, bevor ihm der
zweideutige Beiklang der Frage ein sarkastisches Lächeln abrang. Merelle
Autrejaune und zweideutige Gedanken – das vertrug sich so gut wie später Frost
mit Obstblüten.
    Der Ort Krai selbst, auf den sich die schnatternden
Schreihälse in seinem Wagen so freuten, war seit Jahrhunderten nur noch eine
Ruine, die kein normaler Mensch freiwillig betreten hätte, aber dank der
Blumenwälder, die ihn umgaben, war sein Name im Gedächtnis des übrigen Landes
verblieben. Die ganze Gegend hier gehörte offiziell noch zur Präfektur
Lalekanda, aber geographisch betrachtet stellte der Kraiwald den südlichsten
Ausläufer der Maikonnen-Wälder dar. Tatsächlich war er herrenloses Gebiet: ein
geduldeter Freiraum, in dem die Peregrini – die Clans, wie man hoffte, und
nicht die Pelektá – das Sagen hatten. Man erzählte sich so einiges über diesen
Wald und die Peregrini, auf deren Konto auch das Niederbrennen der blühenden
Handelsstadt Krai vor dreihundertfünfzig Jahren ging, und man mied die Gegend.
Die überlebenden Bewohner hatten die Ruinen damals für immer verlassen und zwei
Tagesreisen weiter nördlich eine neue Stadt gegründet: Orchrai, was so viel
hieß wie „das bessere Krai“. Der Honig blieb allerdings im ganzen Land berühmt.
Dafür sah man sogar darüber hinweg, dass er von den räuberischen Sippschaften
gesammelt wurde, an die man diese Ecke der Welt verloren hatte.
    Wälder – nein, er blieb dabei, in Wäldern, die einen
länger als einen guten Nachmittag mit ihren grünen Rankenarmen umschlossen
hielten, wurde ihm unbehaglich. Ihm waren offene, sonnige Landschaften am
liebsten, Gegenden, in denen es ausreichend zu essen gab und man nicht
unversehens in einem Sumpf landete. Deshalb hatte er, obwohl er immerhin fast
drei Jahre Bürger von Aube gewesen war, kaum mehr als drei, vier Ausflüge in
die Maikonnen-Wälder unternommen. Ihre Größe allein reichte schon aus, um ihn
abzuschrecken. Sie bedeckten den gesamten Süden des früheren Königreichs
Maikonnen, folgten dem Bogen des Akbarnen bis weit in den Westen hinein und
zogen sich im Osten an der Küste hinauf bis nach Wolka Dunes. Man konnte darin
nicht nur tage-, sondern wochenlang (möglicherweise bis zu einem verfrühten Tod)
umherirren. Wie es hieß, waren neuerdings außerdem versprengte Gruppen der
Wüsten Rotten in diesen Wäldern unterwegs.

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