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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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ins Unterholz. Nein, jetzt gerade fühlte
sie sich okay. Leer, leicht und wie weggewischt, irgendwie unwirklich, aber
(oder vielleicht gerade deshalb) gut.
    Hatte sie wirklich gedacht, die verfluchte Bluterei
wäre die schlimmste Alltagskatastrophe, die einen auf der Reise durch
Nimmerland treffen könnte? Da hatte sie sich geirrt. Vorgestern, während der
Harfenknabe klimperte, hatte sie dieses schwarze, bitter riechende Bier
probiert, das die Männer becherweise in sich reinkippten. Es war gut. Beduselte
das Hirn, bis man fast das Gefühl hatte, dass alles auch so ganz in Ordnung
war.
    In den letzten zwei Jahren hatte sie selbst so einiges
gekippt, nicht zuletzt, um ihre Mutter zu provozieren. Die tolle, erfolgreiche
Annette Sterling törnte sich nämlich selbst hin und wieder mit etwas aus der
Flasche an. Pix hatte sie beobachtet – sie schluckte das Zeug aus der Wodkaflasche
wie Medizin, sozusagen tropfenweise und natürlich nur zum Stressabbau. Sie
passte verflucht gut auf, dass es keiner merkte. Nur einmal war was
schiefgelaufen. Ausgerechnet vor dem Jugendheim, in dem Pix ihre wöchentliche
Stunde bei Alice und den anderen Idioten absaß, war sie eindeutig und für alle
unüberhörbar angetüttert aufgekreuzt. Nachmittägliches Sektfrühstück mit
Freundinnen, war ihre Ausrede. Die peinliche Nummer würde sie ihr nie
verzeihen. Aber ihr ständig Predigten halten! Seit die dämonische
Verwandlung ihrer Tochter begonnen hatte, waren die Mengen größer geworden. Pix
wusste das genau, denn es war ihre Art von Sport, das Zeug aufzustöbern und
selbst zu trinken. In Cola war es sogar genießbar. Und ihre Mutter konnte nicht
darüber zetern, weil sie die Wodkaflasche vor ihrem Mann geheim hielt. Zum
Totlachen war das. Richard, ihr ebenfalls toller, erfolgreicher Vater, nahm
seine Drinks nämlich ganz offen, auch wenn es mal ein paar mehr waren.
Schließlich hatten sie eine häusliche Krisensituation zu bewältigen. Außer
Wodka und gelegentlichen Versuchen mit Richards Scotch hatte Pix auch Dosenbier
entdeckt, an das man am Kiosk ziemlich leicht herankam. Und in den letzten zwei
Monaten, seit sie als stumm geduldetes Anhängsel mit dieser Goth-Clique abhing,
war es sowieso kein Problem gewesen. Die meisten von denen waren älter als sie.
    Kurz gesagt: Sie hatte also Erfahrung mit Alkohol, und
deshalb hatte sie auch keinen Gedanken an die Wirkung verschwendet, als sie so
viel aus den Krügen für sich abzweigte, wie sie nur kriegen konnte. Das unter
Jakobes wachsamem Blick zu machen, war außerdem der ganz spezielle Kick. Wenn
Kate – diese Mega-Schlampe ! – mit ihren Versuchen, Harfen-Haggerty an
die Wäsche zu gehen, Jakobe nicht so gut abgelenkt hätte, wäre die Sache
vielleicht anders ausgegangen. Andererseits –
    Das Bier war das eine, der fette Schweinebraten das
andere. Sie war so ausgehungert gewesen an dem Abend, und das gebratene Fleisch
roch so unwiderstehlich, dass sie sich den Bauch vollgeschlagen hatte –
scheißegal, ob das Schwein drei Stunden vorher noch munter durch den Schlamm
getrapst war. Tja, dumm gelaufen. Während sie noch an den Formulierungen
gefeilt hatte, mit denen sie Inglewing mal reinen Wein über seine Kate
einschenken wollte, entschieden ihre Eingeweide bereits anderes für sie. Die
Nacht verbrachte sie auf dem Plumpsklo im Hof, einem grauenhaften Ort der
Spinnen und der Dunkelheit und nun auch des größten Elends. Nie würde sie es
Orla vergessen, dass sie immer wieder Wache vor dem Verschlag gehalten und ihr
Wasser gebracht hatte, als sie dachte, sie würde auf diesem verfluchten
Scheißhaus einfach sterben. Morgens zogen sie natürlich weiter, den Montagus
war es verdammt egal, ob sich ihre Eingeweide alle paar Minuten nach außen
stülpten. Es wurde der elendeste Tag ihres Lebens. Auch da hatte ihr Orla
beigestanden – wortlos, was mit das Beste an der Sache war, aber das war
vermutlich ein zynischer Gedanke – hatte auf sie gewartet, bis sie aus dem
Gebüsch herausgetaumelt kam, voller Panik, dass die anderen schon außer Sicht
sein könnten in diesem dämlichen Wald. Damit hatte die was gut bei ihr.
    Erst gegen Abend war es etwas besser geworden. Und
jetzt hatte sie wohl irgendein transzendentes Post-Kotz-Nirwana erreicht, einen
wundervollen Zustand! Man merkte kaum, dass man ging. Sie war mindestens zehn
Kilo leichter. Und sie würde auch nie wieder etwas essen! Alle Schmerzen waren
fort – die Zerrungen im Rücken, den Schultern und im Zwerchfell, sogar ihre
Kehle

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