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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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gegen die Mauer geschlagen
hatte. „ Hier hängst du rum!“, maulte er. „Wir mussten die Kackegruben
allein ausheben, und du hängst hier Blumen auf!“
    Privatsphäre würde ihm jedenfalls auch diese
Hakemi-Praxis nicht verschaffen … das war fast wie früher zuhause, wo man nie
vor Kelvin und Jasper sicher gewesen war. Als er die beiden ansah, wurde ihm
plötzlich bewusst, dass er sich kaum noch an die Gesichter seiner Brüder
erinnern konnte.
    „Was gibt’s zu glotzen?“, fragte Firn. Die rote
Schramme direkt neben seinem Mundwinkel, die Reihe brandroter Flecken quer über
seiner Nase schienen nur umso deutlicher auf die makellose Ausführung seiner
Gesichtszüge hinweisen zu wollen. Ein Gesicht, das er blind hätte zeichnen können,
genau wie das von Juniper, von Halfast, von den meisten aus der Truppe. Verflucht,
warum war dagegen die Erinnerung an die Menschen, mit denen er sein ganzes
Leben verbracht hatte, so blass?
    „ Hier gibt’s was zu glotzen!“ Juniper, der im
Eingang stand und auf den Weg hinaussah, winkte sie zu sich. „Da kommen sie
schon!“
    „Wer?“
    „Die Bräute! Die machen heute Besuch. Da kommen sie
gerade den Weg rauf!“
    „Hä?“
    „Die Leute von Stans Mädchen, Mann! Die müssen doch
die Hochzeit besprechen! Die McNeils kommen zu uns – weil der Chef ’n
wichtigerer Mann ist als Roric! Hast du nicht gesehen, wie Stan vorhin gleich
ins Badehaus verschwunden ist? Das würd der doch nie tun, wenn Gahann nicht im
Anmarsch wäre!“
    „Jetzt poliert er jedenfalls gerade wieder diesen
Wagen“, verkündete Firn, der durch die Mauerlücke nach drüben spähte.
    „Aber wieso Bräute ? Nimmt er gleich mehrere,
oder was?“
    „Nä, Gahann bringt doch ihre Schwester mit. Mit der
haben sie auch Pläne. Aber die sind viel zu früh. Die waren erst zum Abendessen
eingeladen!“
    „Sie konnte es wohl nicht länger abwarten“, meinte
Firn. „Ich geh rüber. Es riecht nach Kaffee, und den könnte ich jetzt gut
vertragen.“
    Noch während sie nach nebenan zum ummauerten
Lagerplatz der Montagus gingen, hörten sie, wie Stanwells jüngste Schwester
Rula die bevorstehende Ankunft der Gäste ausrief. Aruza quiekte. Die Frauen,
die eben schon wie die Hühner herumgerannt waren, legten noch einen Zahn zu.
Offenbar war das Abendessen noch nicht fertig.
    Kaffee wurde ihnen nicht gewährt – „Kocht euch doch
euren eigenen!“, schnappte Aruza auf ihre bescheidene Anfrage hin. „Wie denn?“,
meinte Firn. „Ihr habt doch beide Feuer mit euren Kesseln belegt!“ Aber ihre
Probleme interessierten hier niemanden, die Frauen hatten andere Sorgen. Das
sollte wohl ein größerer Empfang werden. Vor dem Wagen des Chefs war ein Tisch
aufgebaut, an dem bestimmt fünfzehn Personen Platz fanden – dazu waren mehrere
Türen ausgehängt und auf Holzböcke gelegt worden. Drumherum stand so ziemlich
alles an Sitzgelegenheiten, was sich in Peregrini-Wagen finden ließ. Lowell,
der Vater des Bräutigams, rückte hier und da einen Hocker zurecht und überwachte
die Vorbereitungen mit kritischem Blick. Er war der einzige Mann, der sich hier
ins Getümmel wagte, und mit Jakobe hatte er es sich offenbar schon gründlich
verdorben.
    „ Brakkales , ich verschwinde!“, verkündete Firn.
„Ich hab Hunger und Durst und keine Lust auf diesen Quatsch hier. Was haltet
ihr von einem Besuch im Skrabarr ?“
    „Später“, erwiderte Juniper und ließ sich auf den
Stufen des Gilwisslers nieder. „Ich will mir die Mädels ansehen. He, und Roric,
der ist doch auch immer ’ne Show!“
    Und dann stoben von der Straße her die Kinder herein
und brachten in ihrem Kielwasser die Gäste mit. Der Mann, der die kleine Gruppe
anführte, sah wirklich einigermaßen speziell aus. Ein dunkelgrüner Umhang
umwallte seine Gestalt vom Hals bis zu den Waden, bis weit über die breiten
Schultern floss sein glattes, schwarzes Haar herab, in scharfem Kontrast dazu
war das kräftige, kantige Gesicht leichenblass – geschminkt, wie James auf den
zweiten Blick erkannte. Augen, Augenbrauen und ein dünner Schnurrbart hoben
sich in tiefem Blauschwarz davon ab. Mitten auf der weißen Stirn prangte ein
grünes Funkensymbol, und der gleiche Funke, aus Stein und in schwere Goldreifen
gefasst, baumelte auch an seinen langen, fleischigen Ohrläppchen. Wäre er kleiner
oder weniger breitschultrig gewesen, hätte er vielleicht komisch gewirkt. So
aber hatte er etwas Bedrohliches, und daran änderten auch das breite Grinsen
und die ausgestreckten

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