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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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ihnen, die Bucht von Krai, und sah aus wie eine riesige Lücke, die ein
Ungeheuer aus der Küste herausgebrochen hatte. Und die Splitter hatte es aufs
Meer hinausgeschleudert, das war die Reihe von kleinen Inseln und Felsnadeln,
die die Bucht auf beiden Seiten einrahmte. Die See, die heute mit hastigen
kleinen Wellen an den Strand rollte, brach sich schäumend um die Felsblöcke.
Weit draußen markierte ein unabsehbar langer, weißer Saum das Ende der Bucht
und den Übergang in tieferes Gewässer.
    Ihr Weg war nur einer von mehreren, die
hinunterführten. Auf der linken Seite schmiegten sich unten einige Holzbauten
dicht an die Klippen. Das Gras wuchs dort bis fast ans Wasser, der schmale
Strandstreifen sah kiesig aus und ging bald in Geröll über. Rechts von ihnen
erstreckte sich der Strand vielleicht eine Meile weit, bis er von den Klippen
abgeschnitten wurde. Aus dem Hinterland schob sich der lichte Erlenwald bis an
den Sand vor, als hätte er im Lauf der Jahrhunderte die Klippen
auseinandergedrängt. Mittendrin glitzerte ein Flusslauf, schlängelte sich durch
den Sandstrand, der in der Mitte der Bucht sicher mehrere hundert Meter breit
war, und mündete dann in die See. Das musste die Krikka sein, die sie heute
Morgen im Wald überquert hatten. Zwischen dem Grün der Baumkronen leuchteten
Wagendächer in allen Farben. Die Mauerreste dazwischen entdeckte James erst auf
den zweiten Blick. An manchen Stellen fügten sie sich zu noch erkennbaren
Gebäudegrundrissen zusammen. Bäume und Gebüsch wucherten überall darüber
hinweg, aber Bretterverschläge, Sonnensegel, an Leinen flatternde Wäsche und
dünne Rauchsäulen zeigten an, dass sich auch dort Menschen eingerichtet hatten.
    „Ja, das da drüben ist Krai. Oder besser gesagt, das
war mal Krai“, sagte der Chef, der sich gerade seinen Dudelsack aus dem Wagen
geholt hatte. „Vor dem Dunklen Zeitalter eine blühende Stadt mit reichen
Bewohnern. Bis weit in den Wald hinein findet man noch Reste von ihren Häusern
und Straßen. Das, was du da unten siehst, war nur der alte Stadtkern. Und dort,
wo der flache Fels ins Wasser ragt, da war einmal der Hafen von Krai.“
    „Was ist passiert?“
    „Nachdem der Éllambru ausgebrochen war, kam der Hunger
und dann die Seuche. Sie raste über das ganze Land. Und im September 1406,
genau zur Zeit des Herbstmarktes, erreichte sie die Stadt. Unsere Leute trafen
sich schon damals jedes Jahr Mitte September zum Kawwadal in Krai. Die Stadt
war also voller Peregrini. Die Einwohner sagten, dass wir die Krankheit
mitgebracht hätten. Sie jagten unsere Leute in den Hafen und zwangen sie auf
zwei morsche alte Schiffe. Auf denen sollten sie segeln können, wohin sie
wollten, wenn sie nur nie wieder nach Krai kämen. Als die Schiffe so weit vom
Land entfernt waren, dass kein Schwimmer es mehr erreicht hätte, gingen sie in
Flammen auf. Die Leute auf den kleinen Booten, die die Schiffe
hinausbegleiteten, hatten sie mit brennenden Pfeilen in Brand gesteckt. Aber
noch in derselben Nacht brannte auch Krai nieder. Viele behaupten, das hätten
die letzten in der Stadt verbliebenen Peregrini getan. Andere sagen, es wäre
passiert, als man verpestete Gebäude ausräucherte.“ Nicholas Montagu schwieg
einen Moment. Dann fuhr er fort: „Krai ist nie wieder aufgebaut worden. Aber
wir Peregrini versammeln uns immer noch jedes Jahr hier.“
    „Und gedenken ihrer Toten“, murmelte James, dem die
Worte des Mannes auf dem Markt wieder einfielen.
    „Das auch“, sagte der Chef. „Aber es steht noch ’ne
Menge mehr auf dem Programm!“
    „Essen. Tanzen. Feiern. Trinken“, zählte Juniper auf.
„Die beste Zeit des Jahres, Mann!“
    „Und du bist mittendrin, Kramper“, ergänzte Firn.
    „Ihr seid unsere Gäste“, bekräftigte der Chef.
„Genaueres muss niemand wissen.“
    „Ihr habt wirklich Glück, dass gerade Nicholas Montagu
euch aufgenommen hat“, mischte sich Jakobe wieder einmal ein. „Er ist ein
wichtiges Mitglied der Kelta und ein sehr angesehener Mann. Seine
Entscheidungen zweifelt hier niemand an. Ihr solltet euch also benehmen und ihm
keine Schande machen! Und haltet euch fern von denen da –“, sie nickte zur
linken Seite der Bucht hin, „die gehören nicht zu uns. Das sind Händler,
gierige Kramper, die hier ihre faulen Geschäfte machen wollen.“
    „He da vorne! Geht’s jetzt bald mal weiter?“, brüllte
Stanwell hinter ihnen. „Wir sind doch schon spät genug dran!“ Er hatte wohl
noch mehr zu sagen, verstummte

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