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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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aber abrupt, als er feststellte, dass auch der
Chef bei ihnen stand.
    Der wandte sich gerade an den Reparateur. „Tja,
Inglewing, dich kann ich nicht mit in die Stadt nehmen, da ist nichts zu machen“,
sagte er bedauernd. „Deinen Wagen kennt man einfach. Jeder weiß, dass du keiner
von uns bist.“
    Inglewing grinste nur. „Das ist schon in Ordnung. Auf
der anderen Seite ist sowieso mehr Platz.“
    „Als Gast bist du uns immer willkommen.“
    „Vor allem, wenn du das Bärenrad endlich fertig hast!“
    „Was nicht mehr lange dauern wird!“, versprach er.
Dann lenkte er seinen Wagen nach links auf einen schmalen Pfad und holperte zur
Kramperseite von Krai hinunter.
    Und der Stern von Montagu zog unter
Trommelwirbel und Dudelsackgepfeife endlich in die Stadt der Peregrini ein.
     
    4.
    James kehrte die letzte Portion welke Blätter und
Geröll hinaus und sah sich um – nur noch sauberer, mit hellgrauem Sand
vermischter Waldboden. Das war nun sein Hakemi-Empfangsraum in Krai:
Ziegelmauern, zwei Eingänge, die er schon mit Teppichen verhängt hatte, und ein
Dach aus flatternden Erlenblättern. Gar nicht so schlecht.
    Der Chef musste tatsächlich eine angesehene
Persönlichkeit sein. Obwohl die Montagus zwei Tage später eingetroffen waren
als sonst, bekam die Truppe ihren angestammten Platz am Flüsschen. Einen Platz
noch im Bereich der „Stadt“ – und das bedeutete Mauern. Gute zwei Meter hoch,
aus Ziegeln, die Sonne und Regenschauer von Jahrhunderten zusammengebacken und
abgeschliffen hatten, boten sie den Komfort eines abgegrenzten Bereiches.
    Montagu hatte das Hakemi-Schild vom Gilwisselwagen
abgenommen und eigenhändig an der Mauer befestigt, an der der Hauptweg
vorbeiführte. „Wird ’n bisschen dauern, bis jemand kommt“, hatte er gesagt.
„Die meisten von uns halten ‘nen Hakemi eher für ’ne Nummer für die Kramper.
Aber sie werden schon kommen.“
    Seinetwegen konnten sie sich damit Zeit lassen. Jetzt,
wo er mit dem Einrichten fertig war, meldete sich das unangenehme Zittern im
Magen wieder, das er in Gassapondra wohl ein paar Mal zu oft unterdrückt hatte:
Die Angst, als Hochstapler aufzufliegen und einem Patienten zu schaden. Sein
erster Patient hier würde wahrscheinlich eins von den Kindern sein, die
jenseits der Mauer kreischten. An einer Erle am Flussufer hatten sie ein Brett in
zwei Seilschlingen aufgehängt, und darauf schaukelten sie jetzt wie die Irren, Allem
Kalendio, zwei von Gaetanos Mädchen und Sandrou. Durch den rückwärtigen
Eingang, der direkt hinaus zur Flussböschung führte, konnte er sie sehen. Das
Ziel war, beim Abspringen im vollen Schwung das andere Ufer zu erreichen. Vor
allem Sandrou schien entschlossen, sich unter größtmöglichem Gebrüll sämtliche
Knochen zu brechen.
    James zog eine Schnur von einer Mauerseite zur
anderen. Daran würde er seine Kräuter aufhängen – vor allem, weil es dem
schmalen Gelass ein bisschen Hakemi-Atmosphäre verlieh. Das einzige Mobiliar
bestand aus einem Hocker, den er aus dem Gilwissler mitgenommen hatte. Viel
mehr passte hier auch nicht herein. Vor einer Lücke in der Mauer blieb er
stehen. Man konnte zum Montagu-Lager nebenan hindurchsehen: das Heck des
Kalendio-Wagens, grasende Gilwissel, Frauen, die immer wieder in komischer Hast
durch den kleinen Bildausschnitt schossen. Ob Jakobe schon nach ihrem Besen
suchte? Sollte sie. Wenn er nur daran dachte, wie sehr er sie um die Gefäße für
seine Nittichwurzel hatte anbetteln müssen! Nur mit endloser Geduld und gegen
einen Anteil des Ertrages war ihm das überhaupt gelungen. Die Gläser hatte er
deshalb auch lieber im Gilwissler gelassen. Zwar bestahlen sich Peregrini
untereinander angeblich nicht, das verstieß gegen einen Ehrenkodex – und er
hatte gehört, dass die Strafe hart war und umgehend folgte hier in Krai, wo der
Rat tagte – aber er wollte nichts riskieren.
    An die Mauer gelehnt, begutachtete er sein Werk. Eine
knappe Woche würden sie bleiben. Urlaub am Strand, gewissermaßen. Eine Pause,
ein bisschen Abhängen, das war willkommen. Nachdenken brachte ihn im Moment
nicht weiter. Blaugrünes Funkellicht und ein weißer Stein – und nichts als die
unberechenbar aufblitzenden Erinnerungen eines Toten, um beides zu finden. Da
hielt er fast lieber nach der Pelektá Ausschau.
    Etwas schrammte mit metallischem Klirren an der Mauer
entlang, und dann latschten Juniper und Firn zwischen den Vorhängen herein. Juniper
schwang noch den lehmverkrusteten Spaten, mit dem er

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