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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Dazu hatte er ein tiefrotes
Halstuch um seinen langen Hals gebunden. Aus den Ärmeln wedelten mit schlaffer
Eleganz mehrlagige Spitzenmanschetten hervor, und seine Stiefel glänzten sogar
in der Dämmerung.
    „Petare Gordien!“, rief Juniper. „Hatte ganz
vergessen, dass der ja heute auch kommt!“
    James war augenblicklich hellwach. Der da war also
Orlas zukünftiger Mann! Er begrüßte Jakobe, während sein Blick suchend über den
Platz eilte. Da wurde die Tür des Ulgullen-Wagens geöffnet, und Odette kam die
Stufen herunter. Sie führte ihre Tochter am Arm wie eine Blinde. Orla war
wieder von ihrem langen Umhang verhüllt. Im Dunkelgrau des Gewebes schimmerten
Goldfäden, fast in der gleichen Farbe wie ihr langer geflochtener Zopf. James
hätte am liebsten seine Ohren ausgefahren, um nur ja nichts zu verpassen, als
die beiden gerade noch in Hörweite der Zuschauer mit Jakobe und Gordien
zusammentrafen. Orla blieb mit gesenktem Kopf vor ihrem zukünftigen Mann stehen,
wahrscheinlich gehörte sich das so. Petare Gordien lächelte auf sie herunter –
es war immerhin ein gutes Lächeln, und auch die Art, wie er ihre Hand ergriff,
war in Ordnung.
    „Ich hab dir was mitgebracht, Orla!“ Er drehte sich um
und stieß einen so durchdringenden Pfiff aus, dass alle anderen aufsahen und
für einen Moment sämtliche Gespräche verstummten. Das passte gut, denn die
beiden Männer, die daraufhin von der Straße hereinkamen, trugen Instrumente –
eine Udd und eine Blechflöte, eine Kwissel, wie die das hier nannten. Sie
grüßten höflich, und als sie sich in der Nähe des Tisches aufstellten, wurde plötzlich
geklatscht und gerufen.
    „Leith Brennaghann!“, rief Juniper. „Ungeschlagener
Sieger in achtzehn Udd-Wettkämpfen!“
    „Und der Stachel in Brogues Herz“, ergänzte Firn.
    Als die beiden loslegten, klang es allerdings weniger
nach Kampf als nach Liebeslied. Und dann setzten sich alle um den Tisch,
tranken Kaffee und lauschten der Tafelmusik, bis das Essen endlich fertig war. Unter
Jakobes allgegenwärtiger Regie mussten Haminta, Nella und Pix die Kellnerinnen
machen, aber das amüsierte die Zuschauer vor dem Gilwisselwagen nur so lange,
bis ihnen aufging, dass sie anscheinend nicht auf der Gästeliste
standen.
    James dachte nicht mehr ans Essen. Er beobachtete die
Tischrunde. Arrangiert oder nicht, dieser Gordien schien Orla jedenfalls zu
mögen. Gut für sie. Ihm passte es trotzdem nicht. Und was ging wohl in Halfast
vor, wenn er den beiden da so gegenübersaß? Blöde Frage – inzwischen musste er
sich darauf ja wohl eingestellt haben. Trank auch ganz gelassen seinen Kaffee,
und dann zündete er sich einen Zigarillo an und beobachtete das kleine
Wildpferd, das er nach den Plänen seines Vaters im nächsten Jahr heiraten
sollte.
    Na bitte. Und er selbst würde sich Orla jetzt auch
endlich aus dem Kopf schlagen, beschloss James. Diese heimlichen Blicke waren
bescheuert. Sie war kein Ersatz für Karen.
    „Haike, ihr! Noch ’n Platz frei für mich?“ Der junge
McNeil blieb vor ihnen stehen, ein bulliger Schatten vor dem Feuerschein.
    „Brauchen die dich nicht da am Tisch?“
    „All dieses Hochzeitsgeschwätz … hält man ja im Kopf
nicht aus.“
    „Da sagst du was, brakka !“, seufzte Horgest.
    „Dachte, wir könnten uns ins Skrabarr verdrücken –“
    „Haben wir auch vor.“
    „Und vielleicht ’n Spielchen machen –“
    „Gute Idee!“
    „Vorausgesetzt, er hier lässt seine Messer diesmal
stecken!“
    „Ich würd dir doch nie was tun, Lugh!“
    „Nimm dich in Acht, Marrin.“
    „Das wird er“, sagte Horgest drohend. „Sonst steckt er
morgen im Pranger.“
    Firn grinste ihn nur an und schlug dann James so
kräftig auf die Schulter, dass es ihn beinahe von der Stufe gehauen hätte.
„Auf, Mann. Das Skrabarr ist genau der Ort, an den du immer schon mal
wolltest!“
    Sie überließen die Brautgesellschaften ihren eigenen
Angelegenheiten, nahmen eine halsbrecherische Abkürzung durch die Klippen und
hielten dann auf einen Lichtschein zu, der sich als eine Kneipe entpuppte. Eine
Höhle mit niedriger Decke, angefüllt von Qualm und Bierdunst und
Schweißgerüchen und natürlich den Menschen, die all das produzierten: Das war
das Skrabarr – übersetzt „Blutrausch“, wie Juniper James und Carmino
wissen ließ. Er erklärte ihnen sogar den Grund für diesen Namen, aber an die
Details dieser wüsten Geschichte konnte James sich am nächsten Tag nicht mehr
erinnern. Sie ließen die

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