Tyler Moreno
Lager war sehr bedrückt. Alle gaben vor, beschäftigt zu sein und wichen ihm und seinen Blicken aus.
Gregor saß umringt von den Frauen der Setarips am Lagerfeuer. Sie redeten leise auf ihn ein. Ty ging davon aus, dass er mit Nina gestritten hatte, da diese nicht dabei war.
Manch einer würde sich bestimmt fragen, wie man mit jemandem streiten kann, der nicht spricht, aber Ty war sich sicher, dass Nina Gregor auch ohne Worte die Leviten lesen konnte.
Ty ging zum Gemeinschaftszelt, um sich Verbandsmaterial für seine Hand zu holen. Mittlerweile war der Schmerz eingetreten und er wusste, dass er die Hand bandagieren musste, wenn er später für die Show fit sein wollte.
Das große Zelt beherbergte all ihre Vorräte. Das Essen, die Getränke, Materialien, die sie für das Feuerspucken benötigen und auch einen Erste-Hilfe-Kasten, der beim Umgang mit Feuer nicht fehlen durfte.
Im Inneren des Zeltes traf er auf Ryan, der sich gerade eine neue Flasche Wasser holen wollte.
"Ah, der verlorene Sohn!", scherzte Ryan, stutzte aber dann, als er Tys Hand bemerkte.
"Was ist denn mit dir passiert?", fragte er sogleich und deute auf den blutigen Knöchel.
"Mir stand ein Baum im Weg", antwortete Ty und beugte sich über die Kiste, in der er das Verbandmaterial vermutete.
"Der Verbandskasten ist draußen, falls du den suchst", sagte Ryan und lächelte ihn an.
Ty zog fragend die Augenbrauen nach oben.
"Gregor und Nina haben sich gestritten. Nina ist weggelaufen und Gregor hat versucht, sie einzuholen, um sich bei ihr zu entschuldigen. Dabei ist er über eine der Zeltschnüre gestolpert und hat sich den Unterarm an einem Hering aufgeritzt."
Ty verspannte sich.
"Wo ist sie?"
"Weg. Gregor meinte, dass es das Beste wäre, sie vorläufig in Ruhe zu lassen."
"So ein Arsch! Erst vertreibt er sie und jetzt will er die Suppe nicht mal auslöffeln, die er sich eingebrockt hat!"
Ty war außer sich vor Wut.
"Mach mal langsam, Ty! Gregor ist echt fertig deswegen. Ein paar von den Jungs sind auch schon unterwegs, um sie zu suchen."
Ty schnaubte.
"Als würde Nina mit ihnen gehen, wenn sie sie erst mal gefunden haben."
"Wenn nicht, wissen wir wenigstens, wo sie ist. Und du hast jetzt keine Zeit. Wir müssen in einer halben Stunde an der Bühne sein und dein Hand sieht aus, als müsste sie dringend verarztet werden, bevor wir irgendetwas mit dir anfangen können."
Ty nickte abwesend, in Gedanken war er schon auf der Suche nach Nina.
"Vielleicht solltest du die Hand von den Sanitätern ansehen lassen, wenn wir mit unserem Auftritt fertig sind", sprach Ryan dann weiter, doch Ty schüttelte nur den Kopf.
Falls Nina bis dahin noch nicht aufgetaucht war, musste er selbst sie suchen gehen.
Ryan und er gingen gemeinsam zum Lagerfeuer. Er warf Gregor einen finsteren Blick zu, ehe er sich den Verbandskasten schnappte und sich auf der anderen Seite des Feuers niederließ.
"Was ist denn mit deiner Hand passiert, Ty?", fragte Sky, hielt sich aber sofort zurück, als Ryan nachdrücklich den Kopf schüttelte.
Er reinigte die Wunde und desinfizierte sie anschließend. Eine schmale Schicht Kompresse legte er sich auf die offenen Knöchel, ehe er alles straff mit Tape umwickelte. Probehalber öffnete und schloss er seine Faust, um die Beweglichkeit seiner Hand zu testen. Es tat weh, aber er war sich sicher, dass er die Show überstehen würde.
Auf Ryans fragenden Blick nickte Ty.
"Dann lass uns mal Umziehen gehen", sagte Ryan und erhob sich von der Bank.
Ty folgte ihm, schoss aber im Vorübergehen wütende Blicke auf Gregor ab.
Die Show lief überraschend gut. Ty hatte Schlimmeres befürchtet, da nicht nur seine Konzentration im Keller war.
Auch die Stimmung war eher gedrückt, als sie zu ihrem Tisch gingen.
"Nina?", fragte er Sky, doch diese schüttelte nur den Kopf.
Er fluchte unterdrückt und lief los, um sie zu suchen.
"Sollen wir uns aufteilen oder zusammen gehen?", hörte er die anderen noch diskutieren, während er schon unterwegs war.
Er wusste, dass er sie irgendwo abseits der Menge finden würde, daher ging er auf direktem Weg zum Lagerrand und nahm sich vor, das gesamte Lager einmal zu umrunden, bevor er sich eine neue Strategie überlegte. Er ging im Uhrzeigersinn vor und machte sich gar nicht erst die Mühe, sie zu rufen. Wenn sie sich versteckte, würde sie ihm bestimmt nicht antworten.
Seit 15 Minuten war er mittlerweile unterwegs, als er einen Hauch von Marihuana in der Luft roch.
Gott sei Dank!, dachte er und
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