Tyler Moreno
gemacht hat, weil sie meine Arbeit so schätzt. Es gibt ihn auch nicht auf ihrer Internetseite zu kaufen."
Nina hatte eine Internetseite? Natürlich hatte sie das, wenn sie damit ihr Geld verdiente. Joey brachte ihm den Kalender.
Auf der Titelseite war sein Oberarm zu sehen und darunter stand: "Amazing Tattoos 2014".
Januar war seine Schulter.
Februar Ninas mittlerer Rücken, sodass man den Anfang ihrer Tätowierung sah.
März: seine Schulter und die Tribal, die so gekonnt darum geschlungen waren.
April: Ninas Taille im Profil.
Mai: seine Brust.
Juni: Ninas Hüfte oberhalb ihres Hüftknochens. Die kleinen Dornen waren dieses Mal im Detail zu sehen.
Juli: eine Aufnahme seines kompletten Arms während einer Aufführung beim Feuerspucken mit Fire&Ice in Talin. Sie hatte ihn damals schon fotografiert. Auf dem Bild war es bereits Nacht und das Feuer, das seinen Arm erhellte, stellte die Tätowierungen hervorragend zur Schau.
August: eine komplett Ansicht von Ninas Rückseite. Nackt, wie Gott sie schuf, sodass man alles bis zum Ansatz ihres Pos sehen konnte. Sie war so atemberaubend schön, dass Ty am liebsten den Kalender gepackt hätte und damit auf eine einsame Insel gefahren wäre. Sodass er sich dann immer und immer wieder ansehen konnte, was er da verloren hatte.
September: sein Rippenboden, an dem die Tribals ausliefen.
Oktober: eine Nahaufnahme von dem Übergang der Ranke zur Blüte. Mit dieser Tätowierung, dem Detailgrad und der Perfektion der Linienführung, hatte Joey sich wirklich selbst übertroffen.
November: das Loch in Tys Unterarm, das ihm jahrelang als Mahnmal diente und ihn stets daran erinnerte, sich nie wieder in illegale Geschäfte verwickeln zu lassen. Ihn daran erinnerte, woraus Ryan und Fire&Ice ihn gezogen hatten. Hätte er damals mit den illegalen Kämpfen für die Clique weiter gemacht, wäre er heute im Gefängnis, bestenfalls. Im schlimmsten Fall wäre er bereits tot. Tot, wie einige seiner Freunde von damals. Jetzt prangte Ninas Name darin und würde ihn täglich daran erinnern, was er verloren hatte.
Als er den Dezember aufschlug, nahm es Ty den Atem. Eine Großaufnahme von Ninas Hüftknochen bis zu den Anfängen ihres glatten Venushügels. Im Zentrum des Bildes sah man die Rose, auf deren größtem Blatt sein Name prangte.
"Warum?"
"Ich weiß es nicht, Ty. Aber ich sagte bereits, ich glaube, sie liebt dich wirklich. Geh zu ihr, rede mit ihr!"
Seine Augen begannen zu brennen, als er das Bild der perfekten Frau sah, die seine große Liebe war. Ty drückte Joey fest an sich und fuhr dann auf schnellstem Weg in seine Wohnung. Er musste packen!
1 3 Eine zweite Chance
T Y
Seine Freunde waren allesamt begeistert von der Idee. Sky schrieb ihm Ninas Adresse auf und buchte ihm ein gutes Hotel in der Nähe.
Nur vier Stunden später saß er bereits im Flieger und konnte es kaum erwarten, endlich bei der Frau seiner Träume zu sein. Sky hatte ihn dazu gezwungen, sich vorher zu rasieren. Er hatte sich nur darauf eingelassen, weil er sowieso keinen früheren Flug bekommen hatte.
Als er schließlich ankam, war es bereits 8 Uhr früh, Ortszeit. Er würde noch schnell sein Gepäck im Hotel abladen und eine kurze Dusche nehmen, ehe er auf die Suche nach Ninas Adresse ging. Laut Skys Beschreibung musste er nur einen Park durchqueren und ein wenig die Straße hinunter gehen.
Es wären maximal 15 Minuten, hatte Sky gesagt. Kurz vor 9 Uhr verließ er also sein Hotelzimmer. Es würde ein schöner Tag werden. Die Sonne strahlte kräftig und die Bäume im Park hatten alle bereits ihr Herbstkleid angelegt.
Ty zog sich die Kapuze hoch und steckte die Hände in die Taschen seines Hoodys. Er lief den Weg immer weiter entlang und schaute erst auf, als er eine Stimme rufen hörte: "Hey, Querida."
Er näherte sich weiter der Stimme. "Du bist heute aber schon früh unterwegs. Das Übliche?"
Niemand antwortete.
"Mann, Kleine, du siehst aber scheiße aus. Was hast du gemacht in der letzten Zeit?"
"Danke! Bis bald!"
In diesem Moment bog er um die Ecke und sah die kleine Frau in seinem riesigen Hoody auf einer Brücke stehen. Vor ihr stand irgendein Latino, lässig an das Brückengeländer gelehnt. Ty blieb wie angewurzelt stehen.
"Nina!", flüsterte er und sah über die vier Meter Entfernung, wie sie zusammen zuckte. Sie hob den Kopf und aus der Kapuze des Hoodys schauten ihn zwei müde, rotgeäderte Augen an. Tiefe Augenringe lagen unter ihren sonst so strahlenden
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