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Typisch Mädchen

Typisch Mädchen

Titel: Typisch Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Grabrucker
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ist bei den Mädchen etwas Besonderes, und das bleibt besser zugedeckt! Exhibitionismus beim Mädchen ruft Panik bei den Erwachsenen hervor. Exhibitionismus des Buben beim Pinkeln wird als Leistung hervorgehoben, manchmal gefördert, immer aber für etwas völlig Normales gehalten.
    Im »6. Jugendbericht zur Chancengleichheit von Mädchen in der BRD«, der Mitte 1984 von der Bundesregierung vorgelegt wurde, ist dazu zu lesen:
    »Während Eltern und Erzieher dahin tendieren, auf sexuelle Interessen von Mädchen, ihren eigenen Körper mit Stolz nackt anderen vorzuführen, bestenfalls mit >Übersehen<, eher mit Unterbindung oder Tadel zu reagieren, fällt es den meisten bei gleichem Verhalten der Jungen leichter, eher amüsiert und im ganzen nachgiebiger zu erscheinen ... Mädchen entwickeln ihrer eigenen Sexualität gegenüber ein wenig selbstsicheres Verhalten, sie scheint nicht gesellschaftsfähig. Frühzeitig aber verbindet sich für Jungen ihr körperliches Ausagieren mit männlicher Sexualität, die sich als körperliche Machtdemonstration gegen Mädchen richtet! So erleben Mädchen bis zum Schulalter bereits, daß ihr Körper nicht dazu angetan ist, ihnen ein Schutz vor Ubergriffen zu sein, im  Gegenteil, diese erst hervorruft. Mit dem Hineinwachsen in die ihnen zugewiesene Rolle scheinen sie zu begreifen, daß ihre Bewegungsbegrenzungen eng mit der Sexualisierung ihres Körpers für andere zusammenhängen.« 19
22. August 1983 (2Jahre)
    Jürgen, ein Kollege von mir, besucht uns. Wir gehen zur Eisdiele. Er trägt Anneli auf dem Arm. Unterwegs sagt sie: »Auto kaputt.« Wir bleiben stehen und blicken uns um; da steht tatsächlich ein Auto mit offener Motorhaube. Ich sage: »Ja, das wird repariert«, und will weitergehen. Mir ist das Auto gleichgültig. Jürgen dagegen bleibt stehen, dann geht er mit ihr zum Auto, läßt sie in den Motorraum schauen, erklärt ihr einzelne Teile und zeigt ihr, wie sie mit Kabeln, Schläuchen usw. miteinander verbunden sind. Sie versteht das zwar alles nicht, aber ihre Aufmerksamkeit ist geweckt. Sie hört sehr interessiert und konzentriert zu und verfolgt seine Handbewegungen von einem Motorteil zum anderen. Beide halten sich ein Weilchen vor diesem Auto auf; ich stehe etwas abseits, gelangweilt, und beteilige mich nicht an der Erklärung. Nie und nimmer wäre ich auf die Idee gekommen, angesichts eines Autos mit offener Motorhaube ihr all das zu erklären. Ich schäme mich, als ich ihr Interesse daran sehe, weil ich denke, ihr damit einen nicht unwesentlichen Teil unseres Lebens vorenthalten zu haben. Habe ich sie absichtlich von der Technik ferngehalten?
1. September 1983 (2Jahre, 1 Monat)
    Wir fahren zurück nach München und haben einen Mitfahrer dabei. Bei einer Pause auf einem Parkplatz bemerkt sie einen LKW-Fahrer, der gerade sein Fahrzeug repariert. Sie tut einen Freudenschrei »Motor kaputt« und rennt hin, um zuzusehen. Ich stelle fest, daß nicht ich sie zu dem LKW begleite, sondern der (männliche) Mitfahrer. Mir ist das gleich, ob und wie die Kiste kaputt ist. Immerhin spricht sie jetzt nach den ersten (männlichen) Belehrungen durch Jürgen schon von »Motor« und nicht schlechthin von »Auto kaputt«. Auch jetzt werden wieder Erklärungen zwischen dem LKW- Fahrer und dem Mitfahrer ausgetauscht. Ich stehe abseits. Das Gespräch spielt sich nur unter Männern ab, abgesehen von Anneli.
5. September 1983 (2Jahre, 1 Monat)
    Wieder in München. Nachmittags sieht Anneli im Regal von Klaus einen Miniatur-Lamborghini stehen. Es ist ein raffiniertes Spielzeugauto, an dem vieles beweglich ist. Sie verlangt dringend danach. Als ich es ihr nicht geben will, weil es ja Klaus gehört, gibt es Geschrei. Da es offenbar lebenswichtig ist, kriegt sie es doch. Sie spielt lange und hingebungsvoll damit. Dann kommt sie zu mir, ich soll ein abgebrochenes Stück reparieren. Sie fragt: »Schau, Mami, wo ist der Motor?« Und dann weiter: »Was ist denn das?« und »Was ist denn das?« Sie ist sehr interessiert an allen Teilen des Autos und möchte besonders gerne den Motor sehen. Ich bin vollkommen hilflos und phantasiere etwas zusammen; ich fühle mich unwissend; die typische Frau, die keine Ahnung von der Technik hat. Ich fingere weiter an dem Modellauto herum und versuche, mit Phantasie mein mangelndes Wissen zu überspielen. Meine Erklärungen kommen in dem Stil, in dem Kinder eine nicht ganz verstandene Geschichte wiedererzählen. Ständig muß ich mit der Versuchung kämpfen, mich mit

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