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Typisch Mädchen

Typisch Mädchen

Titel: Typisch Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Grabrucker
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gemeinsam als phallische Phase hat, und den Abschnitt, der die sein Geschlecht kennzeichnende Entwicklung betrifft.
    Für die Phase der Bisexualität ging Freud vom Gedanken der ursprünglichen Zweigeschlechtigkeit jedes Menschen aus. »Als ob das Individuum nicht Mann oder Weib wäre, sondern jedesmal beides, nur von dem einen so viel mehr als von dem anderen«. 13 Daraus folgerte er auch die Existenz psychischer Bisexualität, um zu erklären, warum eine gewisse weibliche Komponente (Passivität) beim Mann und eine männliche (Aktivität) bei der Frau anzutreffen sind. Freud sagt: »Wir müssen nun anerkennen, das kleine Mädchen sei ein kleiner Mann.« 14 Ihre Klitoris wird zur Lustbefriedigung als Penisersatz betrachtet; die Vagina des Mädchens ist noch nicht entdeckt. Da das kleine Mädchen von stärkerer Bisexualität als der Bub ist— denn sie hat gegenüber dem einen dominierenden Genitalbereich des Buben, zwei, nämlich Klitoris und Vagina -, stellt sich ihre Loslösung von der ursprünglichen Bisexualität als schwieriger dar.
    Im zweiten Abschnitt, in dem sich die Entwicklung der beiden Geschlechter voneinander trennt, damit jedes seinen eigenen Weg gehen kann, um seine spezifische Eigenart zu realisieren, sind in der weiblichen Entwicklung - in einem schwierigen Prozeß, wie Freud selbst zugab - drei Hürden zu überwinden:
    1. Übertragung von Lust von der klitoralen auf die vaginale Zone, von der Aktivität zur Passivität. Einstellen der klitoralen Masturbation,
    2. Ersatz des ersten Liebesobjektes (der Mutter) durch ein zweites (den Vater),
    3. Penisneid.
    Das Ergebnis einer gelungenen Entwicklung ist dann die weibliche Frau, die sich durch drei Begriffe im wesentlichen definieren läßt: Sie ist passiv, das heißt, sie läßt sich leiten und führen - sie ist masochistisch, das heißt, sie leidet gerne - sie ist narzißtisch, das heißt, sie ist in Selbstliebe gefangen. Letztere Eigenschaft erklärt Freud so: »An der körperlichen Eitelkeit des Weibes ist noch die Wirkung des Penisneides mit beteiligt, da sie ihre Reize als späte Entschädigung für die ursprüngliche sexuelle Minderwertigkeit um so höher einschätzen muß.« 15
    Diese Entwicklung verläuft nun, kurz dargestellt, folgendermaßen:
    Das kleine Mädchen ist aus den gleichen Gründen wie der Bub voll libidinöser Gefühle für die Mutter, doch sind die Gefühle des Mädchens auch ambivalent: zärtlich und aggressiv, weil die Mutter nie genug gibt. Nun hat es aber durch die Periode der Identifikation mit der Mutter zu gehen - ein notwendiger Schritt für jede Frau. Eine mangelnde Identifikation mit der Mutter hätte nämlich das Fehlen des Mutterinstinktes zur Folge, was im Hinblick auf die erotische Funktion der Frau als krankhaft betrachtet wird. Sie muß also das Schicksal ihrer Mutter als Frau auch für sich annehmen, das heißt, sie muß die Mutter in allen Dingen nachzuahmen lernen.
    Etwa im Alter von fünf Jahren nach der phallischen Phase entdeckt das Mädchen, daß es keinen Penis hat, »es erfährt seinen Defekt«. 16 Es fühlt sich kastriert und deshalb minderwertig. Zur narzißtischen Kränkung des Weniger-Habens ergibt sich für das kleine Mädchen eine Reihe von Benachteiligungen aus den verschiedenen prägenitalen Besetzungen: »die augenscheinliche Bevorzugung des Knaben hinsichtlich der Harnerotik, des Schautriebes, der Onanie«. 17 Mit dem Penisneid und der Enttäuschung über den eigenen Penismangel erfolgt beim Mädchen die zärtliche Zuwendung zum Vater. Die Liebe zum Vater erklärt Freud mit dem
    Wunsch, einen Phallus zu besitzen. 18 Das Mädchen strebt mit Hilfe von Verführung eine Verbindung mit dem Vater an und hofft von ihm den Phallus-Iiinderwunsch erfüllt zu bekommen. Auf diese Weise entwickelt sich eine Rivalität und spätere Feindseligkeit zur Mutter. Deren Ausgangspunkt wird in der Entdeckung der Kastration angesiedelt, für die das Mädchen die Mutter verantwortlich macht. Daneben führt aber die mit der Kastration verbundene tiefgehende Kränkung beim Mädchen noch zu weiteren psychologischen und sexuellen Veränderungen. Es erlebt einen »Passivitätsschub«, in dessen Verlauf das Mädchen gegenüber dem Vater größere Anhänglichkeit zeigt. Seine aktiven sexuellen Regungen gehen zurück. Es hört auf klitoral zu onanieren, weil seine aktiven Tendenzen durch Frustration über den Penis-mangel geschwächt wurden. Die Passivität gewinnt die Oberhand. Jetzt ist es endlich bereit, das

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