Über Alle Grenzen
gewöhnlich im Parkverbot - zu finden. Dann begegnet man den Bums, Junkies, Hustlers, und anderen Reizen der amerikanischen Großstädte, von den “drive-by-shooting”- und wirklichen Verbrechen ganz zu schweigen.
Wieder hatte die Überführfirma das richtige Auto, einen großen Jeep. Bei Albuquerque, auf zwei Dritteln des Weges, bat ich Maxi, mich ein Stück fahren zu lassen. Während sie noch erklärte, dass sie nicht müde und ich die Nacht zuvor durchgefahren sei, war plötzlich Glatteis auf der Straße, und das Auto fuhr stilvoll in den Graben auf drei Lichtmasten zu. Unsere tiefe körperliche Vertrautheit rettete die Lage. Noch auf dem Weg den Hang hinunter zog sie sich zur Seite und ließ mich ans Steuer. Ich lenkte uns um die Pfähle herum, legte den Allradgang ein, und bald waren wir wieder auf der Straße. Als kurz danach die Sonne in einem Meer aus klarem Licht aufging, packten wir die Sachen um, die durch den Innenraum verstreut worden waren. Die Straße war so spiegelglatt, dass man sich am Auto festhalten musste.
Die Bergkette von Taos war niemals großartiger gewesen, der tiefe Schnee schillerte im starken Sonnenlicht in allen Regenbogenfarben, oft wirkte er ganz orange. Maxi und ich gaben Norbert je hundert Dollar zum Kauf eines Grundstückes und besitzen so heute ein Stück Steppe von zwanzig mal siebzig Metern in über zweitausend Metern Höhe. Das Wasser ist nur zwei Kilometer weit entfernt und befindet sich in achthundert Metern Tiefe. Wir wünschen uns beide das breiteste Band zu Amerika und wollen dort später eine Zurückziehungshütte bauen. Die Stelle hat eine atemberaubende Aussicht über eine riesige Hochsteppe und die heiligsten Berge einiger Indianer.
Unsere 20 x 70 Meter USA
In Phoenix wartete bereits ein Paket, die erste Auflage meines Buches “Entering the Diamond Way”. Es erschien gerade zur richtigen Zeit, und so konnte ich es während der Reise mehrmals in Rundfunk und Fernsehen vorstellen. Jetzt hatten auch die englischsprachigen Länder einen frischen Zugang zur Lehre und zu Karmapa.
Diesmal liehen uns Van und Carolyn ihren VW-Bus. Das nächste Ziel war San Francisco. Gabi und Ulla kamen eingeflogen und fuhren die letzten spannenden Wochen mit.
So, wie es in Amerika oft ist, hatte sich das, was “in” war, schon wieder geändert. Jedes Mal ging es aber darum, den so oft “Guru”-geschädigten Leuten in der Bay Area Vertrauen und Richtung zu geben.
Vor unserer Weiterreise flog Maia nach Hause. Sie vermisste ihren Sohn, und mich mit so vielen anderen zu teilen, war auch nicht einfach für sie. Die letzten zehn Tage besprachen wir weitere Bücher mit Paul Clemens; außerdem besuchten wir Mount Shasta, den allerheiligsten Berg irgendeines Indianerstammes. Es ist merkwürdig, dass heilige Berge - wie auch der Kailash in Tibet - oft gar keine “Berge” in unserem Sinne sind, also nichts Hartes aus Stein, auf denen das Klettern Spaß macht. Häufig sind es höher gelegene Landstücke, die stehen geblieben sind, während die Umgebung durch Abnutzung verschwand. Im Fall von Mount Shasta ist es ein Haufen vulkanischer Asche.
Zu Weihnachten fuhren wir bis kurz vor die kanadische Grenze nach Seattle. Meiner Freundin Ann ging es gut. Sie hatte einen Vortrag im großen Sakya-Zentrum organisiert, einer ehemaligen Kirche, die die dort wohnhaften Tibeter “umgesegnet” hatten. An beiden Abenden kamen, für amerikanische Verhältnisse, gute Gruppen zusammen, die sich glücklicherweise nicht von einer tibetischen Sittenwächterin abschrecken ließen. Sie erzählte ihnen wiederholt, was in diesem Raum erlaubt war und was nicht. Trotz der großen Offenheit wollte aber niemand die Verantwortung für eine Gruppe übernehmen. Wir konnten also nur die Anschriften der Zentren weiter südlich geben und eine Buchliste empfehlen.
Ein großes Erlebnis war eine Begegnung mit Dabshan Rinpoche am ersten Weihnachtsmorgen. Stark gebaut und im Anzug, mit Familie und westlichen Schülern um sich herum, wirkte sein Kraftfeld ausgewogen. Das Gefühl von seiner Hand blieb lange auf meinem Kopf, und er wollte viel über unsere Arbeit erfahren. Er ist tatsächlich Sakya Trinzin Rinpoche, das Oberhaupt der Sakya-Schule. Die tibetische Regierung, eher in Politik als in Vertiefung geschult, schaffte es schon vor Jahren, die Halter anderer Linien zu verwechseln. Obwohl die Anerkennung umstrittener Lehrer sowohl für die Nyingmapas als auch für die Kagyüpas in den frühen 90er Jahren schon eine
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