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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Gerüchte schwelen. Unsere Hochschätzung von Gradlinigkeit, Offenheit und Ehrlichkeit wird wohl das letzte sein, was einige Tibeter über uns Westler begreifen werden. Wenn selbst jahrelange Unterstützer Karmapas wie Lex uns “Catch-you-pas” und die reformierte Schule “Glue-pas” nennen, haben die Verbreiter des althergebrachten Buddhismus noch einiges zu lernen.

    Nach einem Kurs über die Grundübungen und gut besuchten Vorträgen in San Francisco kamen Tomek und Annette mit nach Hawaii. Adriana aus Kolumbien war schon auf der Insel, bezaubernd wie immer. Sie war auf der Flucht vor ihrem Mann, der ziemlich verwirrt aus einer dreijährigen Zurückziehung des sehr harten Lama Norla bei New York herausgekommen war. Nur wenige verstehen, dass dies eine Sache für Mönche und Nonnen ist.
    Auf der Insel Kauai lehrte die pfeifenrauchende Angeline, die zum ersten Kurs über das Bewusste Sterben in Spanien gekommen war, inzwischen die alte Lomi-Massage, bei der man die Leute mit Lehm und Salzen einreibt. Der riesige Sturm Iniki, der 80 Prozent der Insel verwüstet hatte, ließ ihre kleinen Holzhäuser zum Erstaunen aller unversehrt. Während draußen der Sturm tobte, hatte sich die Gruppe um eine Statue des 8. Karmapa geschart und einfach meditiert.
    Wieder am Secret Beach, diesmal jedoch im Sommer, erlebten wir selbst den Traum vieler Einheimischen – wir schwammen mit den Delphinen. Ungefähr eine halbe Stunde von der Küste entfernt kamen etwa vierzig aus allen Richtungen, um zu spielen. Viel größer, als ich mir vorgestellt hatte, sprangen sie über uns hinweg, umkreisten uns und nahmen uns immer weiter auf das offene Meer hinaus. Wir sahen nur noch die Küstenberge, als sie wieder verschwanden.
    Die letzte Messingstatue des 8. Karmapa ließen wir auf Kauai. Diese Halter der Kraftkreise sind jetzt quer über die Vereinigten Staaten verteilt. Nach Fähigkeit sorgte ich dafür, dass sie nicht – wie im kulturverwirrten Amerika üblich – auf ihren Altären in Fußhöhe stehen oder umgeben sind mit Bildern von Jesus, irgendein Swami, Mohammed in friedlicher Pose oder gemischten neuzeitlichen Heilsbringern.
    Nach Hawaii flog Tomek zu einer schönen Frau nach Colorado; der Besuch endete jedoch mit einem gut versicherten Unfall. Niemanden wunderte es, dass Tomek mit dem Geld, das er als Entschädigung erhielt, noch härter für Karmapa und mich arbeitete.

    Als ich – Tomek war zu einer Freundin nach Amerika zurückgeflogen und Maia war schon früher nach Kopenhagen abgereist – im Juli 1990 in Amsterdam landete, waren zwar Post und Pläne erledigt, ich hatte aber eine Woche kaum geschlafen. Gabi, Ulla und Lothar aus Wuppertal warteten am Flughafen, und binnen kürzester Zeit waren wir in Deutschland. Die Belehrungen im Zentrum schaffte ich zwar noch, danach war ich jedoch für nichts mehr zu gebrauchen. Diesmal hatte ich meinen Körper wirklich zu weit getrieben.
    Passau floss über vor Leuten und Tatendrang. Theresia, Charlie und Renate zeigen dort hervorragend, wie ein Zentrum sein ganzes Einflussgebiet mitziehen kann.
    Die schöne Doris kam mit nach Ungarn, wo unsere Gruppe in einer ungewöhnlichen Lage ist: Im Gegensatz zu den anderen Ländern östlich des Rheins gab es dort schon einen nennenswerten Buddhismus, bevor ich kam. Da ihre Sprache mongolischer Herkunft ist und die Wangenknochen oft hoch sitzen, hatten die Ungarn lange eine romantische Bindung nach Zentralasien, und viele glauben, dass der Name “Budapest” von “Buddha” stammt. Bereits vor über hundert Jahren war Alexander Chörös nach Tibet gereist und hatte ein tibetisches Wörterbuch verfasst, das bis zum heutigen Tag benutzt wird. Auch Lama Anagarika Govinda, ein Deutscher, hatte in Ungarn einigen Einfluss. Ich hatte ihn und seine Frau, die Künstlerin Li Gotami, ein Jahr vor seinem Tod in San Francisco besucht, eine angenehme Erfahrung. Eine seiner “Arya Maitreya Mandala”-Gruppen hatte am Stadtrand von Budapest eine Stupa errichtet, schien jedoch tief in sich zerstritten. Zur selben Zeit unterhielten auch Lama Ngawang aus Schweden, San Sa Nyim aus Korea und Sakya Dorje von den Nyingmapas Gruppen im Land, und Josef, der Hannah und mich das erste Mal ins Land geholt hatte, gehörte eigentlich zur Sakyapa-Schule.
    Die zwanzig Karmapa-Zentren, die wir diesem reichen Angebot hinzufügten, gedeihen aufgrund der freudvollen Verwirklicher-Neigungen meiner Schüler und der ausgezeichneten Verbindungen nach Hattingen. Durch Zsuzsi und Didi

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