Über Alle Grenzen

mit einer neuen Gruppe richtigen Aufschwung.

    Karmapa segnet ein Paar

    Kopenhagen war wieder der Treffpunkt für ganz Nordeuropa. Die Veranstaltungen fanden in großen Sälen im schönen östlichen Teil der Stadt gegenüber der schwedischen Küste statt. Karmapa gab Kronzeremonien, Belehrungen und Einweihungen, während Jamgön Kongtrul Rinpoche das Sieben-Punkte-Geistestraining lehrte. Khenpo Tsültrim Gyamtso, ein humorvoller Lehrer, der meinem Onkel ähnlich sah, erklärte Gampopas “Juwelenschmuck der Befreiung”. Alle waren begeistert über die fast fertige Arbeit des verstorbenen Rinzing Lhadipa Lama an den Wänden des Kopenhagener Zentrums. Sein farbenfroher zentraltibetischer Stil ist einzigartig, man findet im Westen nichts Vergleichbares.

    Der Meister und sein Werk

    Viele Freunde brachten ihre Bekannten mit, und so kamen immer mehr Wesen in das Feld von Karmapas Segen. Da das Wetter schön war, lernte man sich im Garten des Zentrums kennen. Karmapa zeigte jeden Tag, wer für die Arbeit zwischen Oslo und Athen verantwortlich sein sollte, denn er schickte alle zu Hannah und mir. Stetig nahm die Zukunft Form an. Wir waren wie berauscht von all den Möglichkeiten, die sich ständig in seinem Kraftkreis entfalteten.

    Der Kurs in Kopenhagen war der erste mit so hohen Lehrern, und einige sonderbare Karmas reiften heran. Wir verloren ein paar Freunde, meistens wegen jäh auftauchenden Stolzes. Es war auch der Anfang von Axels Ende, einem Heiler von der dänischen Insel Fünen. Er war damals unser einziger Gönner und größtes Problemkind zugleich. Kalu Rinpoche hatte sich bei seinem letzten Besuch mit ihm fotografieren lassen. Kurz danach brachten zwei dänische Massenblätter das Telefon des Zentrums zum Glühen. Sie zeigten die beiden auf dem Sofa sitzend und Hände haltend. Der Text war noch schlimmer. Es hieß, dass Kalu Rinpoche aus Tibet gekommen sei, um Axel zu danken, da dieser Tenga Rinpoche aus der Ferne geheilt hätte. Später tauchte Kalu Rinpoches Bild auch auf dem Etikett des “heiligen Wassers” auf, das Axel verkaufte. Es kostete fünf Euro pro Halbliterflasche, und die Behörden konnten es nicht verbieten, da es ganz einfach Wasser aus dem Wasserwerk war. Jetzt wünschte er sich auch ein nahes und vorteilbringendes Band zu Karmapa.
    Axel gab mir 5.000 Kronen in bar, die wir gerade im Rödby-Zentrum sehr gebrauchen konnten, und wollte als Gegenleistung bei denen sitzen, die die Kronzeremonie bestellt hatten. Diese bekommen Ehrenplätze, ganz vorne bei Karmapa. Nur er kann diese Meditation, die zeitlosen Segen bringt, ausführen. Die Form der Schwarzen Krone gibt eine unmittelbare Verbindung zum Speicherbewusstsein der Menschen. Karmapa kann damit unzählige zukünftige Leiden entfernen. Am wichtigsten ist jedoch, dass er so die Samen für das Große Siegel legt, das Erkennen des unbegrenzten, klaren Raums unseres Geistes. Buddhaschaft bedeutet nichts anderes als das.
    Auch diesmal kamen 2.000 Besucher zu der Zeremonie. Während der Vorbereitungen gingen zwei Fotografen herum, um Karmapa und Axel von allen Seiten zu fotografieren. Sie waren vom “Extrablatt”, einer Art dänischer Bild-Zeitung, und suchten offensichtlich ein gutes Werbebild. Im Saal war man erst erstaunt, dann verärgert, aber Karmapa beruhigte alle mit einer Handbewegung und seinem strahlenden Lächeln. Es war also in Ordnung. Am nächsten Morgen rief der Heiler an und sagte: “Karmapa hat mir einen Streich gespielt. Beide Filme sind schwarz. Die Fotografen sagen, das sei ihnen noch nie zuvor passiert.” Wir waren nicht überrascht. Schon damals hing in unserem Zimmer im Keller des Kopenhagener Zentrums ein von Karmapa unterschriebenes Bild, das Kim uns mitgebracht hatte. Es zeigte die genaue Abbildung des Kraftkreises von Schwarzer Mantel in Vereinigung mit seiner Gefährtin Strahlende Göttin. Eine Frau aus Kanada hatte dieses Bild von Karmapa im Frühling 1972 in Delhi gemacht, in einem Neubau mit schmucklosen weißen Wänden. Als das Polaroidbild sich zu entwickeln begann, war sie sprachlos, während Karmapa nur sagte: “Fein, die anderen fotografieren meinen Körper und du meinen Geist.”

    Zusammen im Kopenhagener Zentrum

    Andere Geschehnisse zeigten, wie auch gestörte Energien von einem erleuchteten Kraftkreis angezogen werden können, obwohl die Schützer letztendlich alles regeln. Eines Tages kamen die Freunde, die beim Mittagessen bedienten, etwas erstaunt aus dem Raum. Sie wollten wissen, wer da mit den