Über Alle Grenzen
größte Demonstrationswelle in den USA seit dem Vietnamkrieg hinnehmen.
In die heftigen Bürgerkriegskämpfe im Libanon greift nach Syrien auch Israel ein. Außerdem bombardiert und zerstört es in einem Luftüberfall das noch im Bau befindliche einzige Kernkraftwerk des Irak, wobei einer der französischen Techniker getötet wird.
Das Jahr 1982
Argentinisch-englischer Krieg. Um von innenpolitischen Schwierigkeiten abzulenken, überfällt Argentinien am 2.4. mit 5.000 Mann (gegen 79 britische Verteidiger) die seit 1833 zu Groß-Britannien gehörenden und so gut wie menschenleeren Falklandinseln (Malwinen), die sie schon länger für sich beanspruchen. Die Reaktion der englischen Premierministerin Margaret Thatcher verblüfft die Welt: Mit einem ebenfalls 5.000 Mann und 36 Kriegsschiffe zählenden Expeditionskorps und erheblichem Materialeinsatz wird die Inselgruppe nach wenigen Wochen bis zum 14.6. zurückerobert. Hintergrund ist, dass der Besitz der Falkland-Inseln an dem Besitz von Anteilen an der Antarktis maßgebend ist. Die technisch hoch überlegene englische Flotte kann nicht verhindern, dass die mit Luft-Boden-Raketen modern ausgerüstete argentinische Luftwaffe zwei englische Zerstörer, zwei Fregatten und ein Containerschiff versenkt. Der Krieg kostet auf beiden Seiten über 1.000 Menschenleben und dauert etwa drei Monate.
Israel marschiert in den Libanon ein und belagert Beirut, um die Palästinenser aus der Stadt zu vertreiben, was ihnen nach einigen Monaten auch gelingt
Im Mai 1980 landete Karmapa für einen Tag in London. Die anschlie-ßende Fahrt nach Amerika sollte seine erste große Reise nach einer Magenkrebs-Operation werden. Die Leute, die auf ihn warteten, kamen fast alle aus unseren Gruppen östlich des Rheins und waren von seinem Segen tief berührt. Auf dem Weg durch die Stadt sagte ich halb im Spaß: “Wenn Karmapa hier ist, müsste es auch einen Regenbogen geben.” Als wir um die nächste Ecke bogen, sahen wir ihn. Er wölbte sich breit und strahlend über die Straße, mitten im Herzen Londons.
Karmapa wieder so nah zu sein, war wunderbar, und wie immer in seinem Kraftkreis wurde alles rund. Wir wohnten bei Joe, einem großen und starken Amerikaner, der sehr spaßig war. Er verkaufte wertvolle alte Möbel und wohnte mit seiner Familie in einem prächtigen Haus nahe der Themse, mit riesiger Gartenlaube und eigenem Boot. Joe nahm sich Karmapas Wünsche richtig zu Herzen und hatte alles versucht, um die trägen Engländer anzuspornen. Sein letztes Angebot, ihnen eine verlassene Polizeiwache für ein Zentrum zu kaufen, hatte jedoch wieder nichts bewirkt.
Die Nonnen und Mönche aus Kalu Rinpoches erster dreijähriger Zurückziehung in Europa waren gerade herausgekommen. Neugierig hielt ich nach Zeichen größerer Persönlichkeitsveränderungen, Segenskraft oder Ähnlichem Ausschau. Ich kannte sie ja alle aus der Zeit vor der Zurückziehung. Beispielhaft waren ihre Bescheidenheit und ihr Zusammenhalt, aber ich sah nicht die Rohkraft, die das Ego der Leute knacken konnte. Ich vermisste die “brüllenden Löwen”, die die Menschen schützen und ihnen das tiefste Vertrauen geben sollten.
Im oberen Stock des Hauses sprach Karmapa mit den Tibetern über seinen nächsten England-Besuch. Gerade als Joe und ich mit einer Runde Armdrücken fertig waren, kam Lama Chime die Treppe herunter. Er hatte Tränen in den Augen. “Akong Tulku nahm einen ganzen Monat”, sagte er, “und ich bekomme Karmapa wieder nur für ein paar Tage.” Da Lama Chime häufig versprach, Karmapas Arbeit zu schützen und keine eigenen Zentren zu gründen, beschloss ich aus Mitgefühl, dass er unsere mitteleuropäischen Karmapa-Zentren kennen lernen sollte.
Für unsere Freunde wurde das leider der Anfang vieler Schwierigkeiten, weil Lama Chime die Einladung als ein “göttliches Recht” missverstand. Er machte sich schnell zur Anlaufstelle für unzufriedene Leute, die sich in Reinigungsphasen befanden, und verzögerte auf diese Weise Stufen ihrer Entwicklung. Schwierig war auch, dass er versuchte, die auf Tibetisch gesungenen Meditationen mit anderen Melodien zu unterlegen und Freunde, die bereits fest für Karmapa arbeiteten, für eine Studiengruppe abzuwerben. Das brachte erst endloses Gerede unter den Zentrumsleuten, denen Hannah und ich ja selbst - etwas blauäugig - beigebracht hatten, dass alles Tibetische von vornherein heilig sei. Dann lernten aber die Selbständigen, ihren Augen zu trauen, was ja das
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