Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
Vom Netzwerk:
Wikinger sagen lassen, dass es nicht genug sei, das Ziel nur beschreiben zu können, sondern dass man es auch selber erreichen müsse. Eine schwer verdauliche Botschaft, die ich überall wiederholen musste. Hoffentlich gelang es mir mit genügend Humor.
    Zurück in New York wartete eine Einladung nach Kanada. Cynthia aus Toronto, seit der zweiten Pilgerfahrt eine nahe Freundin, hatte alles meisterhaft in die Wege geleitet. Es war merkwürdig, in einem Gefängnis einer Gruppe von hauptsächlich Mördern befriedende Meditationen beizubringen. Mein letzter Eindruck von Nordamerika war Jyttes Antiquitätengeschäft in Toronto. Dort sah ich zum ersten Mal und mit Erschütterung, welche Unsummen reiche Menschen ausgeben - und vor allem für was.
    Seit mehreren Jahren besuchen wir Kanada wieder jedes Jahr. Polnische Freunde bauten in Edmonton, Vancouver und Montreal Zentren auf.

    Es tat gut, die schöne Hannah und so viele Freunde im kraftvollen Zentraleuropa endlich wieder zu sehen. Dennoch war die Zeit in Übersee gut genutzt worden: In dreieinhalb Monaten hatte ich einen neuen und spannenden Weltteil für unsere Linie geöffnet. Von Guatemala bis Alaska meditierten jetzt viele auf Karmapa, und mit so guten Verbindungen würde künftig vieles geschehen können.
    Während der letzten Hälfte des Jahres 1979 hatte Tenga Rinpoche Skandinavien und Deutschland bereist; er blieb wieder einige Monate in Kopenhagen. Sein Mitgefühl war grenzenlos, und wir schickten alle zu ihm, obwohl man mit seinen beiden ehrgeizigen jungen tibetischen Helfern eher aufpassen musste, da sie ohne sein Wissen zu schnell die Wege der großen Welt kennen lernten: Der Mönch zwang in Wien ein Mädchen zur Abtreibung, und der Laie verkaufte Heroin in Kopenhagen. Unter den vielen Lehrern, die wir in Europa einführten, wurde unser Band zu Tenga Rinpoche besonders nah. Er war die liebende, nie “nein”-sagen-könnende Mutter, während der sehr mutige Lopön Tsechu im Bewusstsein der Gruppen eine Vaterrolle übernahm.

    Der Herbst 1979 brachte die erste richtige Spaltung innerhalb Karmapas Arbeit. Bis dahin war alles ohne Grenzen abgelaufen, was zunächst eine Quelle der Kraft bedeutete. Die Schüler fühlten sich verbunden, und Wunden aus Jahrhunderten von Kriegen und schlechten Elternhäusern heilten ab. Das war möglich, solange niemand versuchte, eigene Stücke aus Karmapas Kuchen herauszuschneiden. Selbstverständlich würde es immer Unterschiede geben. Gruppen brauchen Lehrer, die ihnen entsprechen. Beispielsweise vermieden alle, Kalu Rinpoches Schüler zu fragen, wer ihre endgültige Zuflucht sei. Sie taten dafür ihr Bestes, um Karmapa zu loben und einzuladen. Alle bemühten sich um eine bestmögliche Schadensbegrenzung, kleisterten Tapeten über Schwierigkeiten, beruhigten oder “entsorgten” unmögliche Leute und hielten allgemein den Deckel drauf. Dann, an einem sonnigen Morgen, fiel dieser Zustand buddhistischer Tugend auseinander. Das würde uns viele gute Gefühle und einige unserer idealistischsten Leute kosten, jedoch nicht diejenigen, die die 60er Jahre bewusst erlebt oder den vollen Segen Karmapas erhalten hatten. Ein Brief der süßen Bernadette aus Port Elisabeth enthielt einen Abdruck der südafrikanischen Vereinspapiere. Obwohl Künzig Shamarpa bekannt gegeben hatte, dass ich für diesen Weltteil zuständig sei, hatte Akong Tulku während eines Besuchs die Anwesenden dort unterschreiben lassen, dass sie Samye Ling untergeordnet seien und auch dorthin Geld schicken müssten. Dies war der genaue Gegensatz zu Karmapas Wunsch, dass kein Zentrum die anderen ausbeuten dürfe und dass alle Kagyüpas unter Rumtek mit ihm selbst und seinen Vertretern zusammenarbeiten sollten.
    Wegen Akongs neuem Versuch, Karmapas Arbeit zu übernehmen, teilte sich Europa in drei Gebiete auf. Akong Tulku beherrscht seit damals - jedoch mit wenig Wachstum - die früh entstandenen Zentren in England, Schottland, Brüssel und Barcelona. Er bezieht sich seit Jahren - meiner Meinung als Däne nach - schon stark landesverräterisch auf die Rotchinesen, die ihm auch für seine Dienste den Titel “Lebender Buddha” verliehen. Sein Rokpa-Verein verbietet den Mitgliedern beispielsweise, an Demonstrationen gegen China teilzunehmen. Seit 1992 war er außerdem maßgeblich daran beteiligt, dem kommunistisch-chinesischen Kandidaten Urgyen Trinle als 17. Karmapa den Weg zu ebnen. Seine Chefs sind Tai Situpa und Thrangu Rinpoche.
    Kalu Rinpoche, dessen Zentren heute

Weitere Kostenlose Bücher