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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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wachsende Anzahl Rinpoches hier das Geld für ihre Arbeit. Da Hannah und ich sie auf die Fährte des vielen Geldes gebracht haben, ist es uns schon peinlich, dass dies nicht immer im besten Stil geschieht.

    Belehrungen in Taipeh

    Wir kamen nach Sonada zurück, als die Einweihungen wieder anfingen. Aber die Stimmung war merklich gesunken. Hannah, die fast täglich mit Jamgön Kongtrul Rinpoche Texte übersetzte, sah, dass ihn irgendetwas sehr störte. Nach und nach erfuhren wir, was es war: Von der Amerikanerin Lea Terhune schlecht beraten, hatten die drei Linienhalter einen Prozess gegen Künzig Shamarpa anstrengen lassen wegen angeblicher Übernahme des “Karmapa International Buddhist Institute” (KIBI) in Neu Delhi - Karmapas Eigentum. Sie mussten den Prozess natürlich wieder einstellen, als die Papiere ordentlich untersucht wurden, aber es bedeutete eine erste - und ernste - Spaltung auf unserer Führungsebene. Trotz dieser Reinwäsche ließ danach der Rokpa-Verein von Akong Tulku seine Unterstützer unterschreiben, dass Künzig Shamarpa enteignet werden sollte. Nur Jamgön Kongtrul Rinpoche entschuldigte sich später.

    Zurück beim Rinchen Terzö

    Außerdem gab es Schwierigkeiten mit Ayang Tulku. Er war gerade auf dem Weg von einem Rinpoche zum nächsten und ließ sie unterschreiben, dass Karmapa nicht mehr Vertreter der Kagyüpa-Schulen sein sollte. So blühten alte tibetische Streitigkeiten wieder auf.
    Wie schon erwähnt, hatten Hannah und ich uns immer von tibetischer Politik ferngehalten. Es gab dort, wie wir jedem sagten, “weder Geld noch Sex” zu holen. Vor Jahrhunderten hatten die Tibeter den Chinesen diesen Bereich abgeschaut, und wir Europäer sind viel zu geradlinig, um bei ihren Bedingungen mitzuspielen. In offener Schlacht sind wir dafür umso besser, wie sich später auch bei einem rotchinesischen Karmapa-Kandidaten herausstellte.
    Das Verhalten von Ayang betraf aber unseren Verantwortungsbereich, das germanisch-slawische Europa. Hier hatten wir die Zentren gegründet und Ayang Tulku aufgebaut. Wir hatten die Grundlage für seine Arbeit gelegt, indem wir ihn überall lobten und Hannah monatelang mit ihm reiste. Es war eine peinliche Angelegenheit inmitten der Einweihungen, durch die so viele Bewusstseinsebenen geöffnet werden.

    Eigentlich hatten wir ohnehin schon genug zu tun. Die Verbindungen zu den Freunden und Zentren zu halten, erforderte viel Zeit. Alles geschah über Briefe. In Europa gab Edita die Auskünfte weiter. Sie war meine rechte Hand, arbeitete schon damals vom Hamburger Zentrum aus und unterrichtet heute selbst. Mehrere meiner deutschen Bücher sind durch ihren Einfluss viel leserlicher. Die Einweihungen wurden auch immer spannender, und wir wollten die “Bezahlung” dafür an Ort und Stelle erledigen: 100.000 hundertsilbige Reinigungsmantras. Auch dafür braucht man Zeit. Umgeben von so viel Tugend kam jetzt jene unangenehme Geschichte.

    Edita aus Hamburg

    Unsere Gegenspieler arbeiteten schnell und genau. Ohne zu erwähnen, dass er für eine andere Übertragung arbeitete, ließ sich der europäische Vertreter von Ayang Tulku in Karmapas Zentren einladen und gab dort reihenweise Schützer-Einweihungen. Er ließ Unerfahrene unter Höllendrohungen versprechen, täglich stundenlange und linienfremde Pujas zu machen. Da man ja nur eine begrenzte Zeit am Tag üben kann, verhinderte er dadurch die Meditationen unserer Schule. Es war ein gezielter Versuch, die Zentren zu unterwandern, und viele waren bereits richtig verwirrt. Also ein Fall für mich! Meinem Titel als “Dharma-General”, den mir Karmapa so oft verliehen hatte, alle Ehre machend, gab ich brieflich die Anweisungen, die unsere Gegner in eine Sackgasse locken würden. Dann freute ich mich darauf, bald wieder in Europa die Sache ganz in meine Hand zu nehmen.

    Gegen Ende der Einweihungen hatten wir das größte Erlebnis der sechs Monate. Üblicherweise gab Kalu Rinpoche nur einen Tag im Monat von den Einweihungen frei - den Tag der Befreierin. Dann konnte man alles, was anlag, in Darjeeling erledigen. Diesmal bekamen wir aber ganze drei Tage. Das reichte, um nach Rumtek zu fahren. Ich nahm die Bilder unserer Freunde und die Berge von Schützerschnüren, die jeden Tag gesegnet worden waren, mit. Sie sollten zusätzlich eine Nacht vor dem stärksten Segensspender verbringen, den wir kennen - dem Herzen Karmapas.
    Es befand sich schon in einer dreißig Zentimeter großen Stupa aus Gold und Silber. Von den

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