Über Alle Grenzen
Rinpoche mit Kim und Khenpo
Gere aus Bern hatte mich schon lange gebeten, einen Teil der italienischen Alpen bei Domodossola zu besuchen. Er hatte etwas gefunden, was ich unbedingt sehen sollte: ein verlassenes Dorf aus grauen naturbelassenen Steinen im schmalen Andronatal. Wir stapften eine Viertelstunde durch tiefen Schnee die Bergseite hoch, und der Weg lohnte sich: Meine Mos sagten eindeutig, dass wir die Stelle nehmen sollten. Mit schweizerischer Tüchtigkeit gründete er mit einigen Freunden schnell eine Dorfgemeinschaft, und Tenga Rinpoche half später, eine Stupa zu bauen, die man vom Tal aus sehen kann. Das Dorf heißt Bordo und zog vor allem Erziehungskünstler mit Kindern an.
Mittlerweile war die nächste Reise in den Himalaya fällig geworden. Karmapas Stupa in Sikkim wurde eingeweiht. Diese vierte Pilgerfahrt sollte nur einen Monat dauern; fünfundsiebzig Freunde kamen mit. Mit viel Glück erreichten wir Sikkim am 20. Dezember 1982, dem Jahrestag von Karmapas Verbrennung. Wie üblich wohnten wir bei Lama Tsültrim Namgyal und seiner Familie. Eine große neue Stupa oben im gelben Schulgebäude enthielt die wichtigsten Reliquien, die während Karmapas Verbrennung entstanden waren. Fast alle aus der Gruppe hatten dort starke Träume.
Der Abschied des großen Dilgo Khyentse Rinpoche vom 16. Karmapa gehörte einer anderen Welt an: Zwei Riesen des Geistes begegneten sich. Er saß erst stundenlang unbeweglich auf einem Stuhl vor der Stupa, und als er zum Abschied seine Stirn wortlos dagegen lehnte, schien die Zeit stillzustehen.
Die Stupa mit Karmapas Reliquien
Beim letzten Besuch zeigte uns Jamgön Kongtrul Rinpoche eine neue Ausgabe des Magazins “Time”, in der geschrieben war, dass Wissenschaftler bei einer großen Begegnung in der Stadt Zion neue “molekularbiologische” Behandlungsmittel gegen Krebs entdeckt hatten. Genau dort war Karmapa vor einem Jahr gestorben. “So arbeiten die höchsten Bodhisattvas”, sagte Jamgön Kongtrul Rinpoche. “Sehr wenige mit einem Band zu Karmapa werden an Krebs oder an den anderen Krankheiten, die er auf sich nahm, sterben.”
Dielgo Khyentse Rinpoche
Nach Darjeeling nahmen wir den Bus über Land nach Nepal. Dort weihte uns Lopön Tsechu Rinpoche in eine wichtige vierköpfige Form der Befreierin ein. Tenga Rinpoche leitete eine ausgedehnte Pilgerfahrt zu den heiligen Stellen des Kathmandutals, und anhand eines dicken Buches erklärte er laufend ihre Kraftfelder. Es fühlte sich ungut an, dass die Mehrzahl der Stellen von Hindus übernommen worden waren, und wir stießen oft auf bewaffnete Soldaten, die nur Hindus einließen. Was für eine Erleichterung, diesmal nur kurz in den warmen Ländern zu sein. Inzwischen stießen uns der Schmutz und das mangelnde Mitgefühl der Menschen kräftig auf. Ihr Benehmen sorgte mit Sicherheit dafür, dass sie das nächste Mal wieder unter ähnlichen Umständen geboren werden. Ihr Verhalten macht verständlich, warum die Bevölkerungszahl der Länder immer fällt, wenn die Lebensumstände sich verbessern, und steigt, wenn alles bergab geht: Sehr wenige schaffen sich die Ursachen für eine gute Wiedergeburt. Eine Gesellschaft kann sich für Anzahl oder Wert der Bürger entscheiden. Beides gleichzeitig bekommt man nicht, und ein würdiges Leben für alle wird ohne eine scharfe Geburtenkontrolle in den armen Ländern niemals gelingen.
Lopön Tsechu Rinpoche
In Europa wartete etwas Besonderes. Kalu Rinpoche hatte sich einladen lassen, mitten im kalten schwedischen Winter eine Rad der Zeit-Einweihung zu geben. Bei der früheren Einweihung in Paris war die Lautsprecheranlage ausgefallen. So hatten nur die Deutschen etwas verstanden, weil meine Stimme auch ohne technische Unterstützung gut durchdrang. Diesmal, in Stockholm, gab er die tiefsten und geheimsten Belehrungen über dieses Tantra. Es war eine wirkliche Einweihung, und wenn Kalu Rinpoche abends aufhörte, beantwortete ich Fragen und erklärte den Zuhörern, welche Energien sie gerade empfangen hatten.
Im Frühling 1983 wuchsen die Gruppen in Zentraleuropa. Helmut und Sabine aus dem Hamburger Zentrum brachten die große, rothaarige Edita mit. Sie half bei der Räumung eines Samye-Ling-gesteuerten Zentrums in Berlin, in dem man die an das Kagyüpa-Zentrum geschenkten Statuen unter Verschluss hielt.
Nach dem Besuch in Wien und in Norditalien war ich zweimal auf Zypern mit Maria Aliferi, der damals berühmtesten Schauspielerin Griechenlands. Sie hatte drei
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