Über das Sterben
Palliativversorgung in Akutkrankenhäusern dar (in denen, wie oben erwähnt, fast die Hälfte aller Menschen sterben).
Es liegt auf der Hand, dass diese Konsiliardienste vor allem für solche Krankenhäuser wichtig sind, die keine Palliativstation vorhalten. Im Jahr 2009 wurden sie in Bayern Teil des Fachprogramms «Palliativversorgung in Krankenhäusern», was eine Finanzierung dieser Dienste durch die Krankenkassen ermöglicht und gleichzeitig die notwendigen Qualitätsstandards festschreibt.[ 4 ]
Stationäre Hospize
Das erste stationäre Hospiz in Deutschland wurde 1986 in Aachen eröffnet (Hospiz «Haus Hörn»). Stationäre Hospize kann man am besten beschreiben als kleine, hochspezialisierte Pflegeheime für Sterbende. Sie haben in der Regel acht bis sechzehn Betten und stehen unter pflegerischer Leitung. Anders als bei Palliativstationen ist in stationären Hospizen keine ständige Arztpräsenz vorhanden. Die ärztliche Betreuung wird, ähnlich wie bei Alten- und Pflegeheimen, von niedergelassenen Ärzten erbracht, die die Patienten im Hospiz besuchen. Die meisten dieser Ärzte besitzen inzwischen die Zusatzbezeichnung Palliativmedizin und bilden sich regelmäßig fort. Es ist allerdings nicht immer einfach, Haus- und Allgemeinärzte für diese Tätigkeit zu motivieren, weil sie schlecht honoriert wird (siehe oben).
Stationäre Hospize sind oft in der Trägerschaft von Hospizvereinen, manchmal auch von Krankenhäusern oder großen Sozialverbänden wie Diakonie und Caritas. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für stationäre Hospize wurden in den letzten Jahren verbessert. Trotzdem muss der Träger noch einen zehnprozentigen Zuschuss zu den Betriebskosten bereitstellen, was die Motivation zur Eröffnung einer solchenEinrichtung etwas bremst (weitere Informationen unter www.dhpv.de ).
Ambulante Hospizdienste
Die zahlenmäßig größte Gruppe bilden die ambulanten Hospizdienste. Der erste solche Dienst wurde in München 1985 mit dem Christophorus Hospiz Verein gegründet. Zunächst waren Hospizdienste Gruppen von Ehrenamtlichen, die als Begleiter vor allem alleinstehenden Sterbenden in den letzten Wochen und Tagen zur Seite stehen wollten. Inzwischen hat sich ein deutlicher Wandel vollzogen: Zum einen werden die Ehrenamtlichen genau ausgewählt, ausführlich geschult und professionell koordiniert und begleitet, was sehr zu begrüßen ist. Aus der Anfangsphase hat man gelernt, dass manchmal Menschen durch die Begleitung ihre eigenen psychologischen Defizite ausgleichen oder ihre unverarbeitete Trauer einbringen wollten – beides keine gute Basis für die Sterbebegleitung. Zum anderen haben die größeren Hospizvereine fast immer auch mehrere hauptamtliche Mitarbeiter, in der Regel Palliativpflegekräfte und Palliativ-Sozialarbeiter, die zum Teil hochprofessionelle palliative Beratungsdienste anbieten. Diese waren und sind bis heute fast ausschließlich spendenfinanziert, obwohl sie dem deutschen Gesundheitssystem (unter anderem durch Verhinderung unnötiger Krankenhauseinweisungen) viel Geld sparen. Daher ist es verständlich, wenn viele Hospizvereine derzeit versuchen, als Träger eines SAPV-Teams von den Kassen anerkannt zu werden, was einen Übergang in die Regelfinanzierung bedeutet. Ob damit auch eine Abkehr von den ehrenamtlichen Wurzeln der Hospizbewegung vollzogen wird oder es sich lediglichum eine notwendige Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen handelt, wird innerhalb der Hospizbewegung heftig diskutiert (siehe auch Kapitel 10).
Die Versorgungspyramide
Es ist wichtig zu betonen, dass es kein vernünftiges Ziel sein kann, ein Land wie die Bundesrepublik mit Palliativstationen und stationären Hospizen zuzupflastern.
Palliative Care gehört in die Köpfe, nicht in die Mauern.
Palliativstationen und stationäre Hospize sind die Spitze einer Versorgungspyramide, die bei den niedergelassenen Ärzten beginnt und sukzessive immer kleinere Patientengruppen umfasst (Abbildung 3.1). Das lässt sich aus einem einfachen Vergleich mit der Zuckerkrankheit (Diabetes) ableiten.
Jeder Hausarzt ist in der Lage, einen unkomplizierten Diabetes medikamentös einzustellen. Schwierigere Fälle werden zum Facharzt überwiesen. Dieser schickt die auch für ihn zu komplizierten oder aufwändigen Patienten ins lokale Krankenhaus. Diejenigen unter ihnen, die ganz besonders schwere Probleme aufweisen, werden zum nächstgelegenen Universitätsklinikum geschickt, in welchem meist (aber nicht immer) eine
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