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Ueber Den Deister

Ueber Den Deister

Titel: Ueber Den Deister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Teltscher
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Wellness-Center?«
    » Wellness ist heute das Zauberwort: Fitness ist schon wieder out, Wellness ist in. Dazu gehören so exotische und esoterische Sachen wie Aromatherapien und andere leckere fernöstliche Anwendungen. Schauen Sie mal vorbei, man wird es Ihnen gern ausführlich erklären.«
    »Und daran sind Sie beteiligt?«
    »Nicht praktisch, nur finanziell. Ich bin nur der Vermieter der Räumlichkeiten, aber anstelle der läppischen Miete, die die Leute an mich zahlen müssten, bin ich bei ihnen Gesellschafter geworden. Das war eine der kühnsten und besten Entscheidungen in meiner glorreichen Karriere als Geschäftsmann.«
    »Man sieht Ihnen an, dass Sie selbst auch regelmäßig etwas für Ihre Wellness tun.«
    »Das ist richtig, ich lasse mich da regelmäßig behandeln, fühle mich fit und well wie eine Turnhose. Man muss schließlich mit gutem Beispiel vorangehen, wenn man die Leute überzeugen will, Geld in ihre Gesundheit und ihre Wellness zu investieren.«
    »Wenn es ums Geldverdienen geht, dann scheinen Sie mit diesem Studio einen besseren Riecher gehabt zu haben als mit Ihrem Restaurant.«
    »Ja, man muss nur das Richtige zur richtigen Zeit tun. Das ist ein alter Spruch von mir. Die Regelmäßigen kommen einmal in der Woche ins Studio, die Fanatiker drei- bis viermal und die Radikalen jeden Tag. Ich glaube, die lassen sich Hanteln mit ins Grab legen, damit sie fit im Himmel oder der Hölle ankommen, je nachdem, wohin sie eingewiesen werden. Jedenfalls, das Studio läuft wie geschmiert. Der Andrang ist so groß, dass unsere Geräte heiß laufen. Gesundheit und gutes Aussehen sind heutzutage eine Goldgrube.«
    »Was ist mit den Schulden, die Sie an Alfred Matuschek zurückzahlen mussten? Durch seinen Selbstmord waren die ja nicht aus der Welt.«
    Wotowski nahm einen Schluck von seinem Cappuccino. Er spreizte dabei den kleinen Finger von der Tasse ab, eine Geste, die in Marders veralteter Vorstellung von Wotowski überhaupt nicht zu ihm passte.
    »Nachdem wir die Wohnung verkauft haben, die wir von den Eltern meiner Frau geerbt hatten, war es kein Problem, die Schulden zu bezahlen. Das größte Problem war, meine Frau zu überzeugen, das Geld für einen so guten Zweck wie die Tilgung unserer Schulden zu verwenden.«
    »Das scheinen Sie gelöst zu haben. Damit blieben Ihnen Probleme mit Matuscheks Witwe erspart, die Sie sonst bestimmt bekommen hätten, so wie ich Frau Matuschek einschätze.«
    »Ja, aber wie gesagt, es lief alles reibungslos. Wie ich dann festgestellt habe, war Vera Matuschek ohnehin nicht eine so üble Person, wie ich anfangs gedacht hatte.«
    Marder wurde hellhörig, es war selten, dass jemand etwas Positives über Vera äußerte.
    »Wie meinen Sie das? Sagten Sie damals nicht, Frau Matuschek hat Ihnen mit dem Gericht gedroht?«
    Wotowski wickelte ein Stück Würfelzucker aus dem Papier, legte es auf den kleinen Löffel, tauchte es in den Rest seines Cappuccinos, bis es sich mit Flüssigkeit vollgesogen hatte, und schob es sich genüsslich in den Mund.
    »Frau Matuschek hatte halt Angst um ihr Geld, das kann ich schon verstehen. Deswegen war sie anfangs etwas hitzig, aber als sie merkte, dass das Geld im Anrollen war, wurde sie mild und sanftmütig.«
    »Und dabei haben Sie gemerkt, dass sie keine üble Person ist?«
    »Das war ein bisschen später. Sie war eine der ersten Stammkundinnen in unserem Gesundheitspalast. Sie wusste natürlich nicht, dass ich dort Mitbesitzer war. Wir sind uns ein paar Mal Laufband an Laufband begegnet und so manche Meile gemeinsam gerannt. Da kommt man halt ins Gespräch.«
    »Ich weiß, dass Frau Matuschek eine aktive Sportlerin war, aber soweit ich mich erinnere, war ihr Sport Tennis.«
    »Sie sagte, zum Tennis hätte sie keine Lust mehr, sie käme mit den Leuten im Verein nicht zurecht. Sie hat angedeutet, dass da irgendetwas mit einem Mann vorgefallen war, aber sie hat mir leider nichts Genaues erzählt. Sie meinte, Fitness gefiele ihr ohnehin besser, da könne sie sich eigene Ziele stecken und müsse keine Rücksicht auf andere nehmen.«
    Wotowskis Tasse war leer, nur an den Seitenrändern hingen noch Reste des Milchschaums mit einer Zuckerkruste. Er nahm den kleinen Löffel, kratzte den Schaum ab und leckte ihn anschließend behutsam ab. Dann fuhr er fort.
    »Ich bin ja gespannt, wie sie in Form ist, wenn sie wiederkommt.«
    Marder hielt den Atem an. Was wusste der Mann von Veras Verschwinden?
    Beiläufig fragte er: »Wieso wiederkommt? Wo ist sie

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