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Ueber Den Deister

Ueber Den Deister

Titel: Ueber Den Deister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Teltscher
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denn?«
    »Na, im Urlaub natürlich. Sie ist irgendwohin in den hohen Norden gefahren. Das hat sie mir jedenfalls auf dem Lauf-band erzählt, bevor sie abgereist ist.«
    »Das hat sie Ihnen erzählt?«
    »Ja, natürlich, warum sollte sie das nicht tun?«
    »Mit wem ist sie dorthin gefahren?«
    »Mit ihrem Freund natürlich.«
    »Wissen Sie, wie der heißt? Darf ich Ihnen noch einen Cappuccino bestellen?«
    »Nein, danke, da sind zu viele Kalorien in der Milch, das bringt mein Trainingsprogramm durcheinander. Wenn man sich nicht strikt an die Regeln hält, sind die ganzen Anstrengungen umsonst. Was hatten Sie gerade gefragt?«
    »Wie der Freund von Vera Matuschek heißt.«
    »Das ist dieser Kommissar, der damals hier nach dem Rechten schauen sollte, als ihr Mann in den Ruhestand gegangen war. Das war schon eine tragische Geschichte mit seinem Selbstmord kurz danach. Alfred Matuschek war schließlich mein Kumpel, aber das hatte ich Ihnen ja alles schon erzählt.«
    »Ich habe es nicht vergessen. Ohne Sie hätte ich wahrscheinlich nie herausgefunden, wie Matuschek gestorben ist.«
    Wotowski fühlte sich offensichtlich geschmeichelt. Er wollte diesen Moment gern etwas länger genießen:
    »Wissen Sie, Herr Kommissar, vielleicht nehme ich doch noch einen Cappuccino. Mein Körper sagt mir gerade, dass er noch einen möchte, und man soll schließlich auf seinen Körper hören.«
    Dem konnte Marder grundsätzlich zustimmen. Sein Körper sagte meistens: Zartbitter, wenn möglich mit ganzen Nüssen.
    Er ging zur Theke, ließ sich zwei Cappuccini geben, bezahlte und setzte sich wieder zu Wotowski. Dann zwang er seine Gedanken zurück zu Vera Matuschek.
    »Frau Matuschek hat sich also schnell mit einem anderen Mann getröstet.«
    »Das kann man so sagen. Sie war wohl ziemlich erpicht darauf, schnell einen neuen Leidensgefährten … Entschuldigung … Lebensgefährten zu finden. Sie scheint dabei ein Faible für Kommissare zu haben. An den Namen von ihrem Freund kann ich mich nicht erinnern, ich bin nicht einmal sicher, ob sie den überhaupt mir gegenüber erwähnt hat. Warum wollen Sie das eigentlich alles wissen?«
    Es ist Zeit für eine Notlüge, dachte Marder, ich sehe nicht, was es Wotowski nützt, wenn ich ihm erzähle, warum ich mich für Vera Matuschek interessiere.
    »Das hat keinen besonderen Grund, aber als Sie Vera Matuschek erwähnten, musste ich an die Zeit denken, als ich hier war. Da hat es mich halt interessiert, was mit den Leuten, die ich damals getroffen habe, inzwischen so passiert ist.«
    Wotowski schaute kritisch, leicht misstrauisch.
    »Und warum wollten Sie unbedingt mit mir reden?«
    »Aus dem gleichen Grund. Da ich schon mal in Barsinghausen bin, dachte ich, es wäre schön, wieder einmal mit Ihnen zu schwatzen. Wie geht es eigentlich Ihrer Frau?«
    »Da müssen Sie meine Ehemalige schon selbst fragen. Wir haben uns getrennt und warten auf die Scheidung.«
    »Das tut mir leid«, erwiderte Marder. Er vermutete, dass Frau Wotowski die treibende Kraft hinter der Scheidung war, verschwieg das aber lieber.
    »Es braucht Ihnen nicht leidzutun, Herr Kommissar außer Dienst, ich hatte die ewigen Nörgeleien meiner Frau schon lange satt.«
    »Ich dachte, Sie hätten von dem Geld Ihrer Frau Ihre Schulden bezahlt. Das wird die Scheidung für Sie bestimmt teuer machen.«
    »Solange wir verheiratet waren, war es unser Geld, das ist doch der Sinn der Ehe. Als wir das Geld an die Matuscheks zurückgezahlt haben, waren es schließlich unsere Schulden und nicht nur meine Schulden, und wir hatten ja zum Glück keine Gütertrennung vereinbart.«
    »Das bedeutet wohl, dass Sie Ihre Geldsorgen los sind?«
    »Ja, nun weiß ich endlich, dass Geld tatsächlich glücklich macht – aber nur, wenn man es niemandem schuldet.«
    Frau Wotowski tut mir leid, dachte Marder, aber sie ist offenbar intelligent genug, sich von diesem Mann zu trennen, koste es, was es wolle.
    Wotowskis neuer Reichtum machte ihn spendabel.
    »Schade, dass Sie den Kaffee schon bezahlt haben. Ich hätte Sie gern eingeladen.« Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, ein selbstgefälliges Lächeln umspielte sie. »Außerdem, seit sich mein Äußeres dank Wellness positiv verändert hat, schaut mich die eine oder andere Frau interessiert an. Als meine Frau das mitbekommen hat, ging sie mir mit ihrer ständigen Eifersucht ganz schön auf den Keks.«
    »Hatte sie denn Grund für Eifersucht, Herr Wotowski?«
    »Woher soll ich das wissen, ich habe

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