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Ueber Den Deister

Ueber Den Deister

Titel: Ueber Den Deister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Teltscher
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lassen. Er zog den Ausweis aus der Tasche, aus der hervorging, dass er früher der Kriminalpolizei angehörte. Er zeigte Warmbold den Ausweis für einen kurzen Augenblick. Dass er nicht mehr im aktiven Dienst war, hätte Warmbold erst beim zweiten Blick feststellen können, aber er bestand glücklicherweise darauf genauso wenig wie Frau Wahlberg vor ein paar Tagen.
    »Es ist wichtig, dass ich mit Herrn Volkert spreche, auch wenn Sie denken, dass er Matuschek heißt.«
    Warmbold schien Marders Status als Kriminalbeamter nicht länger zu bezweifeln und legte sein feindliches Verhalten ab. Er benahm sich nun wie ein friedlicher Mensch und stellte das Gewehr hinter den Türrahmen innerhalb des Hauses. Er hatte sich ausreichend entspannt, um sich einen Schluck aus der Bierdose zu gönnen. Die Situation, die sich in den letzten Minuten ergeben hatte, ließ viele Fragen offen. Kein Wunder, dass Warmbold neugierig wurde.
    »Wieso bestehen Sie darauf, dass Matuschek Volkert heißt? Ein Herr Volkert hatte das Haus in den letzten Jahren regelmäßig gemietet, aber in diesem Jahr war es ein gewisser Matuschek.«
    »Und ich versichere Ihnen, dass die Herren Matuschek und Volkert die gleiche Person sind. Haben Sie Herrn Volkert oder Herrn Matuschek jemals persönlich getroffen oder gesprochen?«
    »Nein, das läuft, wie ich schon gesagt habe, alles über meine Eltern in Braunschweig. Wir haben viele Mieter aus Deutschland, es gibt dort eine Menge Leute, die gern in Schweden Urlaub machen. Normalerweise ist das Haus im Sommer gut gebucht. Es ist eher die Ausnahme, dass es leer steht. Ich komme nur aus Stockholm hierher, um nach dem Rechten zu schauen, wenn die Gäste wieder abgereist sind.«
    »Sie sagten, Herr Volkert hat hier schon öfter gewohnt?«
    »Jetzt kommen Sie erst mal rein. Wir können uns bei einem Bier weiter unterhalten. Hier draußen wird es ungemütlich kühl.«
    Außerdem fing es an zu regnen.
    Es war das erste Mal seit Langem, dass Marder im Freien fröstelte. Entweder hatte sich die Hitzewelle erschöpft oder sie reichte nicht bis in die Wälder Schwedens. So fühlt es sich also an, wenn einem kühl ist, dachte Marder. Bis vor wenigen Stunden hatte er geglaubt, er würde dieses Gefühl nie wieder erleben. Der Himmel war nun von grauen Wolken bedeckt, dadurch wurde es zunehmend dämmerig. See, Wald und Felsen fielen in eine düstere, drohende Stimmung.
    Im Innern des Hauses herrschte die Unordnung, die Jörg Warmbold erwähnt hatte. In der Küche stand Geschirr unabgewaschen neben der Spüle, darüber schwirrten schwarze, fette Fliegen. Auf dem steinernen Fußboden glänzten Kaffee-oder Soßenflecken. Die Stühle, die zum Esstisch gehörten, standen sinnlos im Raum herum, auf dem Teppich waren Spuren von Erde und Sand, auf dem Sofa und den Sesseln lagen Zeitungen und Zeitschriften, niemand hatte hier beim Auszug aufgeräumt oder sauber gemacht. Der Staubsauger, wenn es im Haus einen gab, war ganz bestimmt vor der Abreise nicht benutzt worden. Ein schneller Blick ins Schlafzimmer zeigte, dass das Bett nach der letzten Benutzung nicht abgezogen worden war, nicht einmal aufgeschüttelt. Die Laken waren verrutscht und sahen aus als röchen sie unappetitlich. Wer immer hier gewohnt hatte, musste in Eile aufgebrochen sein.
    Jörg Warmbold hatte sich in einen Sessel fallen lassen und forderte Marder mit einer Handbewegung auf, dasselbe zu tun.
    »Ich versteh nicht, wieso dieser Matuschek Volkert sein soll. Matuschek ist ganz offensichtlich ein äußerst schlampiger Typ, das war Volkert nie. Früher, wenn die Volkerts nach Hause gefahren sind, war das Haus immer in einem Topzustand. Es ist Teil der Mietbedingungen, dass die Gäste das Haus sauber und ordentlich verlassen müssen, deswegen nehmen wir auch keinen Zuschlag für eine Endreinigung. Hier in der Gegend gibt es außerdem niemanden, der das Haus reinigen könnte.«
    »Aber Sie können doch nicht sicher sein, dass Ihre Mieter das Haus wirklich in Ordnung bringen, wenn sie wegfahren.« »Absolute Sicherheit gibt es natürlich nicht, aber meine Mutter akzeptiert auch nicht jeden, der es mieten möchte. Erst redet sie eine Weile mit den Leuten und nur wenn sie einen guten Eindruck von ihnen hat, gibt sie ihr Okay«, antwortete Warmbold, während er aufstand und die Stühle an den Esstisch schob. »Und bisher hatten wir noch nie ernsthafte Probleme. Außerdem kommen ich oder meine Frau meistens zwischen zwei Mietern schnell her, um nachzuschauen, ob alles in Ordnung

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