Ueber Den Deister
ist. Manchmal kommen meine
Frau und ich auch gemeinsam und bleiben ein paar Tage hier, wenn es zeitlich passt. Ich bin kurz vor Ihnen angekommen und war ganz schön wütend wegen der Unordnung. Entschuldigung wegen des Gewehrs. Übrigens, es ist ohnehin keine Munition drin. Die bewahre ich vorschriftsmäßig getrennt auf. Das sollte Sie als Kriminalbeamten beruhigen.«
»Sie sagten vorhin ›die Volkerts‹. War Volkert immer mit seiner Frau hier? Seit wie viel Jahren sind sie hierher gekommen?«
»Etliche Jahre schon. Mindestens sieben oder acht. Immer zusammen. Die Volkerts waren unsere zuverlässigsten Stammgäste, die kamen jeden Sommer, allerdings die beiden letzten Jahre nicht mehr.«
»Aber Sie haben Volkert oder seine Frau nie gesehen?«
»Nein, noch nie, das sagte ich schon. Ich komme immer erst zum Haus, wenn die Gäste weg sind. Und bei den Volkerts hatten wir nie Grund, uns Sorge zu machen. Wie gesagt, wenn die abreisten, war das Haus immer picobello.«
Offensichtlich, dachte Marder, hat Volkert früher mit seiner Frau in diesem Haus regelmäßig Urlaub gemacht. Nachdem er sich von ihr getrennt hatte, war er nicht mehr hergekommen, bis er Vera Matuschek kennenlernte. Da erinnerte er sich an diesen Platz und lud sie ein, mit ihm hierher in die Ferien zu fahren. Irgendetwas muss passiert sein, was Volkert und Vera zu einer überhasteten Abreise veranlasst hat. Da hört die Normalität auf.
»Ich weiß immer noch nicht, warum Sie Herrn Matu- … Herrn Volkert suchen, Herr Kommissar. Er müsste doch längst wieder zu Hause sein, falls er nicht noch woandershin gefahren ist. Soweit ich es sehe, ist er trotz der Unordnung fristgerecht abgereist. Die Essensreste am Geschirr in der Küche sind völlig ausgetrocknet und festgepappt, die Teller und Tassen müssen schon seit einer Woche oder noch länger herumstehen.«
»Sie eignen sich zum Kriminalisten, Herr Warmbold. Genau das ist mir auch aufgefallen. Aber Herr Volkert ist nicht zu Hause angekommen, deswegen möchte ich gern wissen, wo er ist. Wir von der Polizei sind eben besonders besorgt, wenn einer unserer Kollegen unauffindbar ist. Darum bin ich hier. Außer der Schlamperei in der Wohnung scheint nichts auf etwas Besonderes hinzuweisen. Sein Auto ist ebenfalls nicht mehr da, er ist wohl wie geplant abgereist, wenn auch in großer Eile.«
Warmbold blickte aus dem Fenster und zeigte auf das Boot.
»Auch das Boot liegt angebunden am Steg. Also kann es auch keinen Unfall auf dem See gegeben haben. Da mache ich mir manchmal Sorgen. Sollte den Gästen etwas zustoßen, wenn die mit dem Boot draußen auf dem Wasser sind, bekommt das kein Mensch in dieser Einsamkeit mit.«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich gern morgen früh um das Haus herum umschauen, vielleicht fällt mir etwas auf oder ich finde etwas, das nicht so ist, wie es sein sollte. Übrigens, können Sie mir einen Tipp geben, wo in der Nähe ich übernachten könnte?«
»Sie können sich gern auf dem Gelände umschauen, zum Übernachten allerdings gibt es nicht viel in der Gegend. Wenn Sie möchten, können Sie das Kinderzimmer hier im Haus haben. Sie müssen allerdings das Bett selbst beziehen.«
Auf diese Antwort hatte Marder gehofft. Es regnete immer noch, und er hatte keine Lust, sich in die feuchte skandinavische Nacht hinauszubegeben.
»Das Angebot nehme ich gern an. Sie dürfen mir dafür gern eine Rechnung mitgeben, für die Polizeikasse sind solche Spesen Peanuts.«
»Vergessen Sie es, Sie sind mein Gast. Ich habe übrigens für Notfälle wie heute irgendwo im Haus eine Flasche Trollinger versteckt. Die werde ich jetzt mal suchen gehen – blöderweise kann ich mich nicht mehr erinnern, wo ich sie hingetan habe. Ich hoffe, ich finde sie, wenn sie nicht ein Opfer von Trollen oder Gästen geworden ist.«
Es wurde ein gemütlicher Abend. Während Warmbold den Trollinger suchte, zündete Marder ein Feuer im Kamin an, weil die Heizung im Haus nicht schnell genug auf die abendliche Kälte reagierte. Warmbold entdeckte den Wein im Geräteschuppen hinter einer Tüte Rosendünger, die wiederum hinter dem Holzkasten mit der elektrischen Säge stand. Es war nicht nur eine, sondern es waren zwei Flaschen, die sich dort verborgen hielten.
»Die liegen dort schon seit zwei oder drei Jahren. Ich habe immer gefürchtet, irgendein Mieter könnte sie entdecken und mir wegtrinken. Aber niemand ist auf die Idee gekommen, hinter den Düngemitteln nach alkoholischen Getränken zu
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