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Ueber Den Deister

Ueber Den Deister

Titel: Ueber Den Deister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Teltscher
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überhaupt etwas zu bedeuten hat, das kann ich nicht sagen. Und den Unterschied zwischen einem Fitness- und einem Wellness-Studio erkläre ich dir ein andermal. Für mich ist diese Sache jetzt erledigt. Ich werde in den nächsten Tagen noch ein bisschen herumtelefonieren, um die Angelegenheit zum Abschluss zu bringen. Darüber hinaus weiß ich nicht, was ich noch unternehmen kann. Wahrscheinlich bin ich zu lange aus meinem Beruf heraus oder schlicht zu alt, um einen schwierigen Fall zu lösen.«
    Manfred und Iris Marder waren inzwischen die letzten Gäste beim Bayern. Die Kellnerinnen hatten sich zu ihren Männern oder Freunden aufgemacht, nur ein einzelner Angestellter in Lederhose hinter der Theke hatte es mit ihnen ausgehalten. Er wischte nervös mit einem Lappen herum, polierte zum x-ten Mal den Zapfhahn und scheuerte imaginäre Bierflecken von allem, was in seiner Reichweite stand oder lag. Er machte mit unverhohlener Ungeduld klar, dass nun alles sauber und damit Schluss für heute sei. Marder bezahlte.
    Auf dem Heimweg meinte Iris, da stimme etwas nicht. Das spüre sie, obwohl sie in Schweden nicht dabei gewesen sei.
    »Ich bin mir absolut sicher, es hat sich dort eine Tragödie abgespielt. Du wirst sehen, der Fall ist für dich noch nicht abgeschlossen.«
    Kurz nach acht Uhr am nächsten Morgen – Marder hatte gerade ein gesundes Frühstück mit Vollkornmüsli hinter sich – meldete sich Erich Falkenberg aus seinem Auto, während er auf dem Weg ins Büro war.
    »Es tut mir leid, dass ich dich so früh überfalle, Manfred, aber ich möchte, dass du mir jetzt so ausführlich wie möglich alles erzählst, was in Schweden passiert ist. Ich stehe im Moment ohnehin im Stau. Wenn ich erst einmal im Büro bin, wird es ein Gehetze. Heute Morgen ist unsere Runde beim Innenminister, und wenn ich da rauskomme, habe ich garantiert jede Menge anderer dringender Aufträge zu erledigen.«
    Marder wiederholte den Bericht über die Ereignisse in Malilla, den er am Abend zuvor seiner Frau vorgetragen hatte. Dieses Mal verzichtete er darauf, sich selbst zuzuhören, er wusste, es würde nichts bringen. Falkenberg lauschte schweigend, unterbrach Marder nicht, ließ ihn nur durch gelegentliches zustimmendes Grunzen oder »Aha« wissen, dass er aufmerksam bei der Sache war.
    Als Marder fertig war, sagte Falkenberg: »Wenn ich den Zustand des Ferienhauses bedenke und die Tatsache, dass Volkerts Telefon auf dem Grundstück gefunden wurde, habe ich die schlimmsten Befürchtungen, was sich an dem See abgespielt haben könnte. Ich habe inzwischen die Polizei in Schweden offiziell gebeten, uns zu helfen und das Haus und das Grundstück nach Spuren abzusuchen.«
    »Ja, das war wohl die richtige Entscheidung, Erich. Leider konnte ich selbst die Angelegenheit nicht zu Ende bringen. Soweit ich es beurteilen kann, ist der Fall für mich abgeschlossen. Das habe ich auch zu meiner Frau gesagt.«
    »Und was hat sie dazu gemeint?«
    »Sie ist überzeugt, dass an dem See eine Katastrophe passiert ist und dass für mich die Angelegenheit um Vera Matuschek und Volkert noch nicht erledigt ist.«
    »Ich befürchte, da könnte sie recht haben. Ich melde mich wieder, sowie ich etwas Neues erfahre.«

Kapitel 1 6
    Vera Matuschek fuhr mit dem Wagen langsam in den Carport vor ihrem Haus ein. Sie stellte den Motor aus, blieb eine Weile bewegungslos sitzen und schloss die Augen. Zu Hause, dachte sie, endlich zu Hause. Dann öffnete sie die Wagentür und stieg aus. Sie ging zur Rückseite des Autos und nahm ihren Koffer aus dem Gepäckraum. Als sie ihn zur Haustür trug, wunderte sie sich für einen ganz kleinen Moment, dass die Blumen im Garten bei dieser Hitze nicht verdorrt waren, so, als ob jemand sie gegossen hatte. Im nächsten Moment vergaß sie es wieder, das war nicht wichtig genug, um darüber nachzudenken. Sie schloss die Haustür auf, stellte den Koffer im Vorraum ab und ging ins Wohnzimmer. Sie blieb ein paar Sekunden stehen, als müsse sie sich darauf konzentrieren, wo sie sei. Dann ging sie langsam durch alle Zimmer im Erdgeschoss, dann durch die Kellerräume, zum Schluss in die erste Etage, ohne das Zimmer, das ihrem Mann gehört hatte, zu betreten. Nichts im Haus kam ihr fremd vor, aber auch nichts vertraut. Sie ging ins Schlafzimmer, legte sich auf ihr Bett und begann zu weinen.

Kapitel 1 7
    Nach dem Mittagessen widmete sich Marder seinem Gartenteich. Er hatte ihn vor fünfzehn Jahren angelegt und in den letzten Sommern die Kontrolle über

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