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Ueber Den Deister

Ueber Den Deister

Titel: Ueber Den Deister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Teltscher
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ganze Zeit über in Panik und in Schock, schließlich war ich auf den Tod von Volkert überhaupt nicht vorbereitet. Ich wollte auf keinen Fall gleich wieder nach Hause, ich hätte nicht gewusst, was ich dort tun sollte und wie ich auf andere Leute und ihre Fragen reagieren würde. Ich wollte unbedingt erst wieder zu mir kommen und für ein paar Tage allein sein – irgendwo, wo mich kein Mensch kannte. Deswegen bin ich von Holzminden zurück in den Norden gefahren, ans Meer, auf eine Insel, nach Föhr.«
    Föhr war eine Insel, an die Marder schöne Erinnerungen hatte, Iris und er hatten vor vielen, vielen Jahren ihre Hochzeitsreise dorthin gemacht. Eigentlich wollte Iris lieber auf eine Insel im Mittelmeer, aber Marder konnte sie überzeugen, dass ihre finanziellen Mittel für eine solche weite Reise nicht reichten, und Iris war damals zu verliebt und zu klug gewesen, um deswegen auf Marder als Ehemann zu verzichten. Außerdem war Iris zu diesem Zeitpunkt bereits in Umständen, die längere Fahrten nicht ratsam erscheinen ließen.
    Vera hatte inzwischen weitergesprochen, ohne zu bemerken, dass sich Marder für einen Augenblick nicht auf sie konzentrierte.
    »Ich habe mein Auto an Land gelassen und bin mit der Fähre auf die Insel übergesetzt, dort habe ich mir ein Zimmer in einem kleinen Hotel gesucht. Ich bin eine Woche lang jeden Tag am Meer spazieren gegangen, und als mein Kopf wieder einigermaßen klar war, bin ich nach Hause gefahren. Ich wollte mich gerade an mein neues Leben gewöhnen, da sind Sie aufgetaucht.«

Kapitel 2 1
    Marder fühlte sich nach dem Gespräch mit Vera Matuschek erschöpft, der Bericht über Volkerts Tod hatte ihn aufgewühlt. Er war nach wie vor nicht überzeugt, ob sich alles so ereignet hatte, wie Vera es vorgab. Sicher war lediglich, dass Volkert tot war. Marder brauchte eine Pause zum Nachdenken und zum Telefonieren. Er wusste nicht, wie er Vera das klarmachen sollte, daher sagte er lediglich, dass er ihr für die ausführliche Schilderung des Geschehens danke und dass er sich wieder bei ihr melden würde, falls er weitere Fragen habe. Dann verließ er das Haus, ohne ihre Antwort abzuwarten. Als er auf der Straße stand, dachte er für eine Sekunde: Wenn ich Kommissar Columbo vom Los Angeles Police Department wäre, hätte ich mich beim Hinausgehen noch einmal kurz umgedreht, Vera Matuschek angeblickt und vordergründig naiv gesagt: »Eine Sache müssen Sie mir noch erklären …« Aber es war besser, dass er es nicht getan hatte. Er hoffte, Vera war nun der Meinung, dass sie das Schlimmste mit der Polizei hinter sich hatte.
    Bis zu »Marianne« waren es nur wenige Minuten. Er betrat das Grundstück und klingelte an der Haustür. Er wollte Frau Thann bitten, ihn eine Weile auf der Veranda hinter dem Haus ungestört sitzen zu lassen, er würde morgen zurückkommen und ihr alles erklären. Da Frau Thann nicht öffnete, ging Marder zur Rückseite des Hauses, nahm einen Stuhl von der Veranda und setzte sich in den Schatten eines Baumes. Nein, sagte ihm die innere Stimme, die sich meistens ungefragt meldete. Vera hat nicht die Wahrheit über den Tod von
    Volkert erzählt – zumindest nicht die volle Wahrheit. Es war dieses Gefühl aus dem Bauch, von dem er wusste, dass er sich darauf verlassen konnte. Vera war die gleiche berechnende Person geblieben, die er früher kennengelernt hatte. Nachdem sie sich von dem Schock seines Besuches erholt hatte, hatte sie schnell zu ihrem wahren Charakter zurückgefunden. Ihre Geschichte war zu glatt, alles passte zu gut zusammen, sie hatte während des Erzählens kaum gezögert. Vera hatte in der Woche auf Föhr ausreichend Zeit gehabt, sich auf eine solche Situation vorzubereiten und sich Erklärungen zu Volkerts Tod auszudenken.
    Vera hatte betont, dass sie nach Volkerts Unfall in Panik geraten sei und unter Schock gestanden hätte; sie hatte jedoch keineswegs unüberlegt gehandelt, sondern einen Plan gefasst, den sie kaltblütig ausführte. Dass sie bei ihrer Abreise aus dem Ferienhaus nichts hatte liegen lassen, was ihre Anwesenheit verriet, bestätigte diese Vermutung. So handelt kein Mensch in Panik. Nur die Tatsache, dass sie Volkerts Handy auf dem Grundstück hinter dem Haus verloren hatte, ohne es zu bemerken, deutete an, dass sie in Eile gewesen war. Vermutlich war es aus der Tasche seines Hemdes oder seiner Hose gerutscht, als sie die Leiche in den Kofferraum verfrachtet hatte.
    Marder holte sein Handy hervor, rief Falkenberg im Büro an

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