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Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Titel: Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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ist kein aufmunterndes Lächeln in seinem Gesicht.
    »Ich mag nicht.« Ich klinge wie eine trotzige Göre. Klar, dass ihn das nicht beeindruckt.
    »Komm!« Seine Stimme hat etwas so eindeutig Zwingendes, dass ich gar keine Gegenwehr mehr probe, sondern ihm folge. Andernfalls würde er mich an den Haaren rausschleifen. Zumindest deutet sein finsterer Blick drohende Gewalttaten an. Er macht gar keinen Hehl daraus, dass er immer noch vor Wut kocht. Ich will nicht! Dieses Gespräch
kann nur eines werden: hochnotpeinlich. Warum habe ich nur meine Klappe nicht halten können?!
    »Es ist mir egal, was du dir in deiner Fantasie so alles über mich ausdenkst. Ich habe nur meine Erfahrung mit Tratsch und will nicht, dass es wieder von vorne anfängt. Also merk’s dir ein für alle Mal, ich werde es nicht wiederholen: Ich bin noch nie einer Studentin zu nahe getreten. Ich habe mich bis zum heutigen Tag noch nicht mal kurz für eine interessiert. Fredericks Schwester ist in knappen Outfits zu mir gekommen und hat mir angeboten, ihre miesen Noten auf etwas andere Art aufzubessern. Darauf konnte ich nicht eingehen. Ich musste sie durchrasseln lassen, weil sie einfach faul war. Danach hat sie überall diese Geschichte verbreitet.«
    »Aber deine Frau ...«
    »Ja, genau, sie hat mich wirklich deswegen verlassen. Als Einzige von allen Menschen in meiner näheren Umgebung hat ausgerechnet sie den ganzen Blödsinn geglaubt, weil unsere Ehe schon vorher nicht funktioniert hat. Jeder, der mich besser kennt, wusste, dass ich nicht lüge. Deswegen habe ich auch meinen Job noch. Am Ende hat das verflixte Mädchen selbst zugegeben, dass es gelogen hat. Sie ist vielleicht weniger skrupellos als ihr Bruder. Jetzt kannst du mir glauben oder Frederick. Noch Fragen?«
    »Ich weiß nicht«, stammele ich.
    Das ist glatt gelogen. Ich weiß genau, dass Colin die Wahrheit sagt. Jetzt passt auch alles wieder so richtig schön zusammen. Er ist ein sehr netter Mann – wenn man ihn nicht gerade bis aufs Blut reizt. Ist doch wunderbar, dass er nicht das Leben einer Studentin ruiniert hat. Warum nur fühle ich mich jetzt noch elender als vorher?

    Ich möchte irgendetwas Schlaues und Versöhnliches sagen. Etwas, das ihn dazu bringt, mich wieder so anzulächeln wie damals auf dem Dach. Aber was soll ich denn sagen? Er ist zu Recht wütend. Es stört ihn wahrscheinlich noch viel mehr, dass ich ihm die Freundliche vorgespielt habe, ohne es zu meinen, als dass ich dem Falschen geglaubt habe – so gut kenne ich ihn inzwischen. Moira habe ich damit geärgert, Nellie aufsuchen zu wollen, ihren Neffen damit, dass ich deren Sohn geglaubt habe. Es liegt wirklich ein Fluch auf den Beziehungen dieser beiden Familien. Und alle paar Jahrzehnte kommt ein fantasiebegabter Volltrottel auf die Insel, um den Keil noch tiefer zu treiben. Erst Zuckermann, dann ich. Bevor ich irgendetwas tun kann, ist Colin schon wieder ohne ein weiteres Wort in sein Auto gestiegen und davongebraust. Als ich mich umdrehe, bewegt sich die Gardine vor dem Küchenfenster. Die Mädels haben alles gesehen. Ich muss mich also gar nicht erst um Haltung bemühen, sondern kann gleich mit hängenden Schultern ins Zimmer taumeln. Immerhin etwas.
    »Was ist denn mit euch beiden los? An einem Abend liegt ihr euch tanzend in den Armen und dann prügelt ihr euch fast. Dabei seid ihr noch nicht mal ein Paar.« Juli guckt mich neugierig an.
    Ich schluchze los und habe gleich drei Paar Hände auf meiner Schulter. Wie schön, dass es Menschen gibt, die einen auch dann noch mögen, wenn man es am wenigsten verdient hat.
    »Colin hasst mich!« Ich erzähle kurz, wie ich ihn an dem Abend davor beschuldigt habe.
    »Oh«, sagen alle betroffen.
    »Das ist natürlich eine doofe Situation. Aber er müsste
dich deswegen wirklich nicht so zusammenstauchen. Du hattest ja immerhin Recht.« Tanja guckt mich aufmunternd an.
    »Hatte ich nicht«, sage ich und stammele die letzten Ereignisse herunter. Diesmal klingt das »Oh« ungleich betroffener.
    »Zum Glück kannst du ihn ja nicht ausstehen«, sagt Juli.
    Alle nicken etwas zu hastig.
    Ich schluchze noch lauter. »Der verdammt noch mal einzige Grund, aus dem ich ihn nicht ausstehen konnte, war, dass er so gemein zu Fredericks Schwester war. Davor fand ich ihn genauso nett, wie er ja auch ist. Nur wird er das jetzt nie wieder zu mir sein.«
    »Nun, da gibt es nur eine Lösung: Entschuldige dich bei ihm. Er wirkt doch eigentlich wie jemand, der sehr vernünftig und nicht

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