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Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Titel: Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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und still. Charlie Vice wird hingerissen sein. Moira scheint das Gleiche zu denken. »Dann rufe ich jetzt mal unseren Geisterjäger an.«
    Das läuft ja wie am Schnürchen. Jetzt muss Charlie Vice nur noch wirklich kommen. Und Henry, Colin und ich müssen eine umwerfende Ausstellung einrichten. Ich traue mich gar nicht, Colin danach zu fragen. Bestimmt will er gar nicht mehr mit mir zusammenarbeiten. Hoffentlich erzählt er dann wirklich niemandem den Grund dafür. Ich will nicht, dass Moira und die anderen mich für ein durchgeknalltes Miststück halten.
    »Das hat deine Freundin echt toll hinbekommen.« Colin ist ganz plötzlich neben mir aufgetaucht. Seine Stimme hat so warm und anerkennend geklungen, dass ich mich traue, ihm ein kleines Lächeln zuzuwerfen. Mit eiskalter, trockener Miene fährt er fort: »Dann sollten wir jetzt wohl unseren Beitrag leisten, oder, Louisa?«
    »Willst du denn wirklich noch . . .?« Gott, ich kann ihm gar nicht in die Augen sehen.
    »Sagen wir mal so: Ich würde für meine Verwandten sehr viel tun, sogar deine Anwesenheit ertragen.« Er klingt immer noch kalt. Aber als ich ganz kurz zu ihm hochgesehen habe, sah es so aus, als würde er ein klein wenig lächeln. Zumindest mit einem Mundwinkel.
    »Eins muss man euch ja lassen, ihr habt ziemlich viel Fantasie.
Ich habe Seamus getroffen, und er hat mir von eurem Auftritt bei der Beerdigung erzählt. Jetzt ist er ganz vernarrt in euch.«
    »Wohl eher in Juli. Sie ist die Erfinderin unter uns.« Ich will mich nicht mit fremden Lorbeeren schmücken, wenngleich es wirklich schön wäre, wenn Colin zumindest auch etwas Nettes an mir entdecken würde.
    »Nein, er findet euch alle fantastisch.« Ein Lächeln umspielt wieder kurz wie eine Miniwelle seine Mundwinkel und ebbt gleich wieder ab. »Er hat eben nicht alle Informationen. « Er zuckt mit den Achseln. »Ich kann euch leider nur am Wochenende unterstützen, weil ich nicht die Vorlesungen und Seminare sausen lassen kann. Aber ich habe aufgelistet, wo Antiquitätenmärkte und Läden sind, die wir am nächsten Wochenende abklappern können.«
    Mir gefällt zwar sein Befehlston nicht, aber widersprechen mag ich ihm im Moment auch nicht. Ich nicke also ergeben und flüchte dann schnell in die andere Ecke des Raumes. Die Runde verkleinert sich rasch, bis nur noch Juli, Colin, die drei Hausbewohner und ich übrig geblieben sind. Wir planen die Presse- und Geisterarbeit, während die anderen Einkäufe für die Frittenbude erledigen und anfangen die Gästezimmer herzurichten.
    »Wir müssen Claus mobilisieren«, raunt Juli mir mit Grabesmiene zu.
    »Bitte?«, fragt Colin.
    »Den Teil übersetzen wir später«, sage ich schnell. »Ich weiß, Juli. Daran habe ich auch schon gedacht.«
    Wir verdrehen beide die Augen. Claus und seine Freundin Anna arbeiten beide in der Kulturredaktion, er betreut den Bereich »Kunst«, sie den Bereich »Musik«. Das Redaktionspärchen
des Grauens habe ich kennengelernt, als ich während des Volontariats alle Redaktionen des Hauses durchlaufen musste. Es war fürchterlich. Claus und Anna sind sehr sendungsbewusst. Von ihrem hehren Auftrag im Dienste der Kunst sind sie so überzeugt, dass sie ohne einen Funken schlechten Gewissens dabei zusehen würden, wie eine alte Dame verbrennt, wenn dafür nur ein »Dalì« aus dem Feuer gerettet würde. Wir brauchen sie dennoch, weil sie viele Kontakte haben und sicher ein bisschen Werbung für uns machen könnten. Nur dürfen wir die beiden auf keinen Fall einweihen. Dann muss nun also der Betrug beginnen. Und das vor der ehemals eigenen Haustür. Es wird ernst.
    »Du hast einen besseren Draht zu ihnen, Louisa. Dich nehmen sie ernst, mich halten sie für latent geistesgestört.«
    Das ist vielleicht ein klein wenig übertrieben, komplett abstreiten lässt es sich leider nicht.
    »Du kannst aber besser Geschichten erfinden als ich, Juli.« Das ist auch wahr. Ich bin eine extrem schlechte Lügnerin.
    »Vielleicht«, gibt Juli unumwunden zu und wirkt dabei eher geschmeichelt als beschämt, »nur dummerweise wissen sie das auch von mir und werden sicher misstrauisch.«
    »Oh, Mann, wir sind dämlich. Wir fragen einfach Toni. Vor der haben sie zumindest ein wenig Angst!«
    Julis Augen leuchten: »Stimmt, besonders Claus! Ich rufe nachher gleich mal bei ihr an. Dann soll sie ihn überzeugen. Oder die Sache gleich selbst in die Hand nehmen!«
    Claus und skurrile Alltagskunst? Das passt in etwa so gut zusammen wie die Queen Elizabeth

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